Halbleiter-Markt

Chips bleiben bis nächstes Jahr Mangelware

12.05.2021
Von Redaktion Computerwoche
Automotive-, Maschinenbau- und Elektroniksektor haben dasselbe Problem: Es gibt zu wenige Halbleiter am Markt. Daran wird sich erstmal auch nichts ändern.

Das ganze Jahr über werden Chips knapp bleiben, prognostizieren die Analysten von Gartner, erst ab dem zweiten Quartal 2022 sei Besserung in Sicht. Der Mangel an Halbleitern werde die weltweiten Lieferketten beeinträchtigen und die Produktion verschiedener Arten elektronischen Equipments deutlich einschränken. "Die Wafer-Preise steigen schon, und auch die Halbleiterbranche wird ihre Preise erhöhen", sagt Kanishka Chauhan, Principal Research Analyst bei Gartner.

Den Marktforschern zufolge haben sich die Probleme zuerst bei verschiedenen elektronischen Geräten gezeigt, deren Produktion unter Lieferengpässe bei Power Management, Display-Technik und Microcontrollern zu leiden hatte. Solche Komponenten würden meist auf veralteten Technologieknoten in Acht-Zoll-Fertigungsanlagen hergestellt, wo der Mangel zuerst spürbar gewesen sei.

Chipindustrie ist eher unbeweglich

Inzwischen sind laut Gartner auch viele andere Geräte betroffen. Es gebe Kapazitätsbeschränkungen etwa bei Substraten, Drahtbonden (elektrische Verbindungsteile zwischen Halbleitern), passiven Bauelementen sowie vielen anderen Materialien. Die Krise sei nicht schnell zu beheben, da die Chipindustrie hochgradig standardisiert sei und auch bei großen Investitionen kaum in kurzer Zeit ihre Produktionskapazitäten hochfahren könne.

Wohl bis zum zweiten Quartal nächsten Jahres wird sich das negativ auf die Lieferfähigkeit bei Anbietern unterschiedlichster elektronischer Geräte auswirken. Noch länger könnten sich die Engpässe bei den sogenannten Substraten hinziehen, dem Trägermaterial, auf dem die Elemente eines Halbleiters hergestellt oder befestigt sind. Hier könnten die Versorgungsprobleme sogar bis Ende 2022 andauern.

Die Analysten empfehlen Abnehmern von Halbleitern zunächst einmal, mehr Transparenz in ihre Lieferkette zu bringen. Supply-Chain-Verantwortliche müssten ihren Blick nicht nur auf Zulieferer, sondern auch auf den Rohstoffmarkt ausdehnen, vor allem auf Siliziumanbieter. Nur dann könnten Lieferengpässe vorhergesagt und einkalkuliert werden.

Einkäufe mit Dritten bündeln

Chips und Wafer bleiben knapp, prophezeit Gartner.
Chips und Wafer bleiben knapp, prophezeit Gartner.
Foto: lu sendy - Shutterstock.com

Ebenso raten die Auguren Betrieben mit kleinen, aber geschäftskritischen Bauteilanforderungen dazu, Partnerschaften mit ähnlich aufgestellten Firmen zu suchen um den Lieferanten so Skalenvorteile beziehungsweise einen besseren Hebel für die Produktion zu bieten. Auch könnten langfristige Lieferabkommen und Vorinvestitionen hilfreich für eine langfristige Versorgung sein. Ebenso sei Diversifikation ein Mittel der Wahl: Von einem Anbieter abhängig zu sein, erhöhe das Risiko signifikant.

Abnehmer sollten zudem die Frühindikatoren für Veränderungen im Blick haben, beispielsweisen das Investitionsverhalten, den Bestandsindex und auch die Umsatzwachstumsprognosen der Halbleiterindustrie. Unternehmen müssten wissen, wie sich diese dynamische Industrie insgesamt entwickelt, sagt Gaurav Gupta, Research Vice President bei Gartner. (hv)