Was aber ist damit gemeint? Nun, Technologien und Benutzerverhalten jeweils für sich alleine würden den Schritt nach vorne nicht machen. Zusammen aber ermöglichen sie Unternehmen, neue Dienste und Produkte anzubieten, die es vorher so gar nicht gab - mit entsprechenden Auswirkungen auf ganze Branchen.
Hierzu einige Beispiele:
MP3-Format und Mobiltelefonie in Verbindung mit dem Download oder Streaming von Musik haben neue Geschäftsmodelle völlig neuer Anbieter wie Spotify oder Deezer etabliert. Geschäfte, die einst Platten und CDs anboten, sind zu Spezialisten geworden, wenn es sie überhaupt noch gibt. Kaufhäuser haben die entsprechenden Abteilungen geschlossen. Die Wertschöpfungskette mit Musik hat sich dramatisch geändert.
Cloud-Technologien haben Anbietern ermöglicht, ein Online-E-Mail-Postfach anzubieten, das über eine App von überall zugänglich ist. Interessanterweise scheint es hier kaum Bedenken zu geben und Millionen von deutschen Nutzern kommunizieren intensiv hierüber.
Im Geschäftsleben haben Cloud-CRM-Anbieter wie Salesforce einen unvergleichlichen Siegeszug angetreten.
Diese wenigen Beispiele veranschaulichen recht gut, was hier passiert: Prozessketten werden neu definiert, einzelne Prozesse herausgegriffen, modularisiert und standardisiert. Die etablierten Anbieter rufen am Anfang eines solchen Prozesses meist nach staatlichem Schutz, nach Gesetzen oder Protektion, oftmals mit dem Hinweis auf Arbeitsplätze. Letztlich bleibt ihnen aber nur, selbst ein ähnliches Angebot zu entwickeln, eventuell sogar ein neues Geschäftsmodell, um eine Zukunftsperspektive zu haben.
Informationstechnologie im Wandel
Insofern fressen nicht etwa die Schnellen die Langsamen oder die Großen die Kleinen, sondern inzwischen die Digitalen die Nicht-Digitalen. Die Informationstechnologie, und die tangiert nun mal die gesamte Wirtschaft, befindet sich in einer gigantischen Transformation von einer produktbasierten zu einer servicebasierten Gesellschaft. Eine Art digitaler Tsunami rast durch jede einzelne Branche, weil die daraus erwachsenden Angebote konkrete Vorteile mit sich bringen:
Flexibilität und Schnelligkeit durch Mobilität,
neue Zusammenhänge und Kundeninteresse durch Big-Data-Technologien,
Unabhängigkeit der Nutzer von ihrem Endgerät, die ihre Daten in der "Wolke" speichern und von überall darauf zugreifen können, sowie
Einsparung von Kosten über die neuen IT-Architekturen.
- Digitale Transformation
Beobachter erwarten, dass bestimmte Prozesse in Fabriken und Büroumgebungen digitalisiert werden. Doch in welchem Umfang das geschehen mag, ist bisher noch schwer abzuschätzen. Der Marktforscher IDC hat hierzu im Februar 2015 branchenübergreifend die Manager und CIOs von 251 deutschen Unternehmen aller Größen befragt. - Digitale Transformation
Stichwort digitale Transformation: So definieren deutsche Unternehmen ihr Geschäftsmodell. - Digitale Transformation
Die fünf wichtigsten IT-Themen der nächsten zwei Jahre. - Digitale Transformation
Diese Themen sind für deutsche Unternehmen besonders relevant. - Digitale Transformation
Diese unternehmensinternen Herausforderungen stehen für Unternehmen ganz oben auf der Liste.
Neue Herausforderungen für Hersteller und Berater
Auch die Königsdisziplin Unternehmensteuerung ist hiervon nicht ausgenommen. Schließlich unterliegen auch Reporting- und Planungssysteme einem tiefgreifenden Wandel. Standen bisher in der Regel singuläre Projekte für einzelne Zwecke oder Abteilungen im Vordergrund, so orientieren sich heutige Systeme neben einem nutzerorientierten Flat-Design an den Prozessen, die abgebildet werden sollen, und bieten neben On-Premise neue moderne Zugangsformen wie Cloud- oder Hybrid-Cloud-basierende.
Hersteller und Beratungshäuser müssen sich zunehmend auf anders gewichtete Projekte einstellen und generieren statt Umsätzen mit Einmallizenzen und der dazugehörigen jährlichen Wartung nun verstärkt wiederkehrende Umsätze, die sich an Verbrauch oder Nutzeranzahl orientieren. Das ist sicherer planbar, benötigt aber einen zeitlichen Vorlauf, um einen Umsatzsockel aufzubauen.
Zudem droht etablierten BI/CPM-Beratungshäusern neue Konkurrenz. Denn fachliche Berater ohne dedizierten IT-Bezug haben nun die Möglichkeit, über Cloud-basierende Architekturen ihre in Projekten eingesetzten und zu größten Teilen nicht-wartbaren Excel-Sheets abzulösen und ihren Kunden als modernen Cloud-Service anzubieten.
BI/CPM-Beratung ändert sich zum Teil bereits jetzt dramatisch. Während klassische Themen wegfallen oder anders gewichtet werden, kommen neue hinzu:
Kunden wissen nicht, was die Cloud eigentlich genau ist und wie man sich dem Thema nähert.
Projekte werden nicht mehr nur On-Premise durchgeführt, sondern auch hybrid oder vollständig in der Cloud.
Neue Schnittstellenprobleme entstehen.
Die Daten müssen in das Cloud-basierende System hochgeladen werden, einmalig und kontinuierlich.
Bei Anbieterwechsel müssen die Daten von einem Cloud-basierenden System in ein anderes transferiert werden.
Das alles muss vertraglich unterfüttert werden.
Neue Software-Technologien für neue Zielrichtungen
Auch das Thema BI/CPM selber wird variantenreicher. So gewinnen klassische BI/CPM-Projekte an Tiefe und Komplexität, indem sie Themen wie Predictive Analytics oder Data Mining adressieren. Auf der anderen Seite kommen aber auch "leichtere" Fragestellungen dadurch hinzu, dass die immer zahlreicher anfallenden Daten mal einfach nur schnell dargestellt werden sollen. So verwundert es nicht, dass aktuell eine Vielzahl neuer Software-Technologien auf dem Markt erscheint, die sich auf diese unterschiedlichen Zielrichtungen fokussieren.
Kunden, gerade auch im Mittelstand, sehen das Thema Cloud/Digitalisierung zu 86 Prozent durchaus auch als Chance, fühlen sich aber von Komplexität, Geschwindigkeit, Investitionsbedarf, dem Fehlen verlässlicher Standards und bei Datenschutzfragen oftmals überfordert, wie eine Studie der Commerzbank zeigt.
Beratungsunternehmen, die sich darauf einstellen, ihr BI/CPM-Angebot durch neue Themen zu ergänzen, werden glänzendes Neugeschäft generieren. Diese Agilität versteht sich jedoch nicht als Kür, sondern als unternehmerische Notwendigkeit. Denn auch die BI/CPM-Anbieter, Hersteller wie Beratungshäuser, werden sich nicht unter dem digitalen Tsunami wegducken können. (bw)