Board-Studie

CFOs brauchen mehr Technologie-Kompetenz

17.12.2021
Von 
Ansgar Eickeler ist General Manager Central & Eastern Europe bei Board International.
Der Finanzbereich ist zunehmend gefordert, Business Partner für Unternehmensleitung und operative Bereiche zu sein. Häufig fehlt CFOs jedoch die Technologie, um mit der Auswertung von Finanzdaten Geschäftsentscheidungen zu unterfüttern.
Auch wenn der Taschenrechner in der Finanzabteilung nur noch selten zum Einsatz kommt, gibt es in Sachen Technologie Optimierungsbedarf.
Auch wenn der Taschenrechner in der Finanzabteilung nur noch selten zum Einsatz kommt, gibt es in Sachen Technologie Optimierungsbedarf.
Foto: lovelyday12 - shutterstock.com

Der Finanzbereich wird zunehmend zur Heimat der Daten, dem wichtigsten Treibstoff für erfolgreiche Unternehmen. Es gilt, Erkenntnisse aus den Daten zu gewinnen, entsprechende Szenarien und Forecasts abzuleiten und so die Grundlage für datenbasierte Entscheidungsfindung in Unternehmen zu schaffen. Damit die Finanzabteilungen diesen neuen Anforderungen gerecht werden können, brauchen sie jedoch technologische Unterstützung, die dabei hilft, den Daten ihre Geheimnisse zu entlocken. Die digitale Transformation hält damit verstärkt Einzug in den Finanzbereich und erfordert umfangreiche Veränderungsprozesse.

Um herauszufinden, inwieweit sich die Finanzabteilungen und die verantwortlichen Führungskräfte dieser Aufgabe bewusst sind und sich für die Transformation gerüstet fühlen, hat Vanson Bourne im Auftrag von Board International weltweit 600 Führungskräfte aus dem Finanzbereich befragt.

Investition in Finanztechnologie

Tatsächlich halten es 34 Prozent der befragten Finanzchefs für notwendig, den Einsatz von Technologie komplett neu zu denken. Weitere 65 Prozent sehen zumindest hohes Verbesserungspotenzial beim Einsatz von Technologie. Entsprechend haben Investitionen in Finanztechnologie für 45 Prozent der Chief Financial Officers (CFOs) Top-Priorität.

Doch wie sieht es aktuell in den Finanzabteilungen aus? Sind sie gerüstet für die neuen Aufgaben und den Umgang mit Daten und Technologien? In der Umfrage erklärten 91 Prozent der Finanzführungskräfte, sie sähen die Finanzabteilung als natürlichen Ort für die Datenanalyse. Allerdings sind derzeit nur 47 Prozent überzeugt, dass ihre Finanzabteilung bereits in der Lage ist, wertvolle Erkenntnisse aus den Daten zu gewinnen, die für Geschäftsentscheidungen und zukünftige Profitabilität entscheidend sind. Und noch etwas weniger, nämlich 44 Prozent, glauben, dass sie die richtigen technischen Fähigkeiten und Mitarbeiter haben, um die neuen Aufgaben zu bewältigen.

Eine logische Folge davon ist, dass 87 Prozent der Finanzführungskräfte es zu ihren Aufgaben zählen, neue Mitarbeiter mit Kenntnissen in den Bereichen IT und Data Science anzuwerben. Sie sind davon überzeugt, dass dieses Know-how in Zukunft genauso wichtig oder sogar wichtiger sein wird als reines Finanz-Wissen. Dazu passt, dass 33 Prozent der befragten CFOs vorrangig daran arbeiten, ihre Expertise auf dem Feld der digitalen Transformation zu stärken, um die Finanzorganisation in dieses zukunftsträchtige Feld zu führen.

Hilfe durch Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen

Die Antworten zeigen, dass Digitalisierung und der Umgang mit den gewonnenen Daten in den Köpfen der Finanz-Führungskräfte angekommen ist und eine wichtige Rolle spielt. Die CFOs sind sich bewusst, dass sie diese Chance für sich nutzen müssen. Erkenntnisse aus der Analyse der Daten bieten ungeahnte Möglichkeiten für die gezielte Weiterentwicklung und das Wachstum von Unternehmen.

Für die Umsetzung müssen sie sich moderner Instrumente im Finanzbereich bedienen und unterschiedliche Szenarien auf Basis der Daten erstellen bzw. stets aktuelle, rollierende Forecasts generieren. 94 Prozent der Finanzchefs weltweit und sogar 98 Prozent in der DACH-Region sind davon überzeugt, dass dies die beiden wichtigsten Anwendungen für die Zukunft sind.

Um diese Anwendungen zu unterstützen und bessere Ergebnisse in noch kürzerer Zeit zu liefern, sehen 94 Prozent der befragten CFOs weltweit einen großen Nutzen im Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML). Etwas überraschend haben dabei sogar die in der Vergangenheit eher als "technologieskeptisch" eingestuften CFOs der DACH-Region die Nase vorn. Hier halten sogar 96 Prozent den Einsatz von KI und ML für wichtig oder sehr wichtig, während das beispielsweise in Großbritannien "nur" 90 Prozent der Befragten tun.

Zusammenspiel von CFO und CIO

Wie die aktuelle Board-Studie zeigt, sind sich die meisten Finanz-Führungskräfte darüber bewusst, welche Aufgaben vor ihnen liegen - der Großteil von ihnen hat zudem eine Idee, wie sie diese Aufgaben meistern können. Es gibt aber immer noch Lücken, wenn es darum geht, die richtige Technologie, die richtigen Fähigkeiten und die richtige Kultur zu etablieren, um die Finanzabteilung von einer reinen Unterstützungsfunktion zu einem strategischen Business-Partner zu entwickeln.

Ein Weg, diese Lücken zu schließen, ist eine vertrauensvolle Zusammenarbeit von CFO und CIO, gerade wenn es darum geht, mit modernen Software-Lösungen das große Potenzial der vorhandenen Daten zu heben. Jeder muss seine Stärken einbringen, um die Unternehmen auf den Weg in eine sichere Zukunft zu führen. Die CIOs müssen ihre Technologiekompetenz nutzen, um die Datenplattformen als Single-Point-of-Truth (SPoT) zu gestalten. Sie müssen dafür sorgen, dass die Daten vollständig, korrekt und zuverlässig dort zur Verfügung stehen, wo sie gebraucht werden. Die CFOs wiederum müssen ihr Wissen über die Inhalte der Daten einsetzen. So können sie die richtigen Fragen stellen, richtige Verknüpfungen erstellen und die passenden Erkenntnisse für das Unternehmen generieren. (mb)