Es ist keine Kehrtwende, die die Messe AG in ihrem neuen CeBIT-Konzept ankündigte, aber eine deutliche Kurskorrektur. Der neue CeBIT-Vorstand Oliver Frese hat Anfang Juni angekündigt, die CeBIT als reine B2B-Messe zu betreiben, und damit eine Abkehr vom Weg seines im April 2013 abgelösten Vorgängers Frank Pörschmann eingeleitet (siehe: CeBIT konzentriert sich voll aufs Business). Der hatte mit dem so genannten "vier Säulen Modell" (Geschäftskunden, öffentliche Hand, Forschung und Privatnutzer) unter anderem auf Masse geschielt. Künftig kombiniert die CeBIT unter dem Motto "100 Prozent Business" (siehe Kasten) eine B2B-Austellung mit einem umfangreichen Konferenzprogramm.
Panzer sind kein passendes Umfeld
Unter den von der Computerwoche befragten Anbietern findet die mit dem Branchenverband Bitkom abgestimmte Neuausrichtung durchaus Anklang: "Für uns waren Nachbarstände, die durch Panzer und leichtbekleidete Mädchen um Aufmerksamkeit buhlten, keine geeignetes Umfeld", erinnert sich Epson-Geschäftsführer Henning Ohlsson. Zumindest unter den großen IT-Providern scheint niemand die privaten IT-Interessenten zu vermissen. "Wir haben bereits in den zurückliegenden Jahren beobachtet, dass sich die Besucherstruktur in Richtung B2B verändert hat", teilte Fujitsu auf Anfrage mit. "Das wertet die Messe für uns qualitativ eindeutig auf."
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Das neue Konzept sieht zudem eine Konzentration auf acht klassische IT-Themen wie ERP, ECM, IT-Services, Security und Data Centers. "Das passt prima!", findet etwa Martina Koederitz, Vorsitzende der Geschäftsführung IBM Deutschland GmbH. Die acht Schwerpunkte umfassten alle aktuellen IT-Themen im B2B-Umfeld. "Das deckt sich mit unseren Erwartungen und mit dem, was wir am Markt beobachten", betont Koederitz.
Auffallend ist, dass aktuelle Strömungen wie Consumerization, Gamification, Bring your own Device, Internet der Dinge und Industrie 4.0 in den Themenschwerpunkten keinen Niederschlag finden, obwohl sie die professionelle IT in den Unternehmen in den kommenden Jahren erheblich beschäftigen und nachhaltig verändert dürften. "IT-Trends aus dem Endverbrauchergeschäft bestimmen wesentlich die weitere Entwicklung von Unternehmenssoftware", bestätigt die SAP, ein Defizit in der Themenplanung kann sie indes nicht entdecken. Aktuelle Trends könne die CeBIT mit dem jährlich wechselnden Topthema besetzten. Im Übrigen setzt die SAP große Hoffnungen in das begleitende Veranstaltungsprogramm. "Das Konferenzangebot entwickelt sich verstärkt zu einer Plattform für Wissenstransfer und globalen Branchendialog. Die CeBIT befindet sich unserer Meinung nach auf dem richtigen Weg", bestätigt die SAP.
Fokus auf Fachabteilungen
Die CeBIT sei ein internationales Stelldichein der globalen IT-Branche, warb Messechef Frese, "ein Sprungbrett für den Weltmarkt". Ganz so euphorisch sehen das die befragten Aussteller indes nicht. So meldet Microsoft stellvertretend für andere Aussteller Nachholbedarf: "Wichtig ist es, die Internationalität weiter zu steigern, um dem Begriff der führenden IT-Messe auch gerecht zu werden." In der Zielgruppenansprache rückten Entscheider aus Fachbereichen in den Fokus der Aussteller, doch im März jedes Jahres treten vor allem IT-Manager den Weg nach Hannover an. "Bereiche wie Vertrieb, Service, Supply Chain oder Marketing stehen immer mehr in der Verantwortung. Den Nutzen der IT für das tägliche Business noch transparenter zu machen würde der Attraktivität der CeBIT sicher guttun", sagt IBM-Chefin.
Oracle bleibt der CeBIT auch weiter fern
Zudem erhoffen sich Microsofts Messe-Manager mehr Wettbewerb und damit weitere B2B-Besucher: "Auf der CeBIT fehlen einige Aussteller, die wichtig sind, um die Themen marktgerecht abzubilden, und die sicher weitere Besucher anziehen würden." Ob sich diese Hoffnung erfüllt, bleibt fraglich. Oracle, seit Jahren prominentester CeBIT-Verweigerer, sieht keinen Anlass, seine Abstinenz zu überdenken. Man werde das Messe-Engagement weiter auf die eigene Hausmesse "OpenWorld" konzentrieren, ließ das Unternehmen ausrichten.
100 Prozent Business
Zwei einfache Maßnahmen sollen Privatkunden von der CeBIT 2014 fernhalten: Zum einen findet die Messe nur noch an Werktagen (Montag bis Freitag) statt. In der Vergangenheit hatten sich die Wochenenden regelmäßig als Magnet für private Präsentjäger erwiesen. Die vollen Gänge und Stände sorgten immer wieder für Unmut der B2B-Anbieter. Zum anderen werden die Ticketpreise um 50 Prozent erhöht. Eine Tageskarte kostet künftig 60 Euro statt bisher 39 Euro. Für den ordentlichen Aufschlag weitet die Messe AG den Besucherservice auf. Beispielhaft wurde freier WLAN-Zugang für alle genannt.
Der Anteil der Fachbesucher der vergangenen CeBIT belief sich auf 82 Prozent, 30 Prozent kamen aus dem Top-Management. Acht Schwerpunktthemen (ERP & Data Analysis; Web & Mobile Solutions; Research & Innovations; ECM; IT Services; Security; Infrastructure & Data Centers; Communication & Networks) sowie ein umfangreichen Konferenzprogramm sollen noch mehr Entscheider und internationale Besucher anziehen.