Unbequemer Investor

Carl Icahn kauft sich bei Apple ein

14.08.2013
Beim Namen Carl Icahn zucken selbst gestandene Konzernchefs zusammen. Der Milliardär ist einer der gewieftesten Investoren der Wall Street. Er hat schon viele Firmen zu seinem finanziellen Vorteil aufgemischt. Jetzt hat er sich bei Apple eingekauft.

Der Apple-Führung um Konzernchef Tim Cook dürften turbulente Zeiten bevorstehen: Der für seine aggressiven Methoden bekannte US-Investor Carl Icahn hat sich bei dem iPhone-Hersteller eingekauft. Icahn verlangt, dass Apple mehr eigene Aktien zurückkauft, was gewöhnlich den Kurs der verbliebenen Anteilsscheine in die Höhe treibt.

Alleine das bloße Auftreten Icahns und seine Forderung zeigten Wirkung an der Börse: Die Aktie des teuersten Konzerns der Welt stieg am Dienstag um annähernd gut vier Prozent auf den höchsten Schlusskurs seit Januar, nachbörslich ging es weiter aufwärts.

"Wir halten momentan eine große Position in Apple", schrieb der 77-jährige Icahn beim Kurznachrichtendienst Twitter. "Wir sind der Überzeugung, dass das Unternehmen extrem unterbewertet ist. Habe heute mit Tim Cook gesprochen. Mehr folgt."

Wie groß der Anteil genau ist, ließ Icahn offen. Das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf informierte Personen von einem Investment von über 1,5 Milliarden Dollar. Bei einem Apple-Gesamtwert von zuletzt 445 Milliarden Dollar würde Icahn auch mit dieser beträchtlichen Summe deutlich weniger als ein Prozent halten.

In einem zweiten Tweet präzisierte Icahn sein Anliegen: "Hatte eine nette Unterhaltung mit Tim Cook heute. Haben meine Meinung diskutiert, dass ein größerer Aktienrückkauf getätigt werden sollte. Wir planen, bald wieder zu sprechen."

Apple äußerte sich am Dienstag diplomatisch: Man begrüße das Interesse aller Anteilseigner. Cook habe eine "sehr positive Unterhaltung" mit Icahn gehabt.

Investoren schielen schon lange auf Apples Geldberg, der bis Ende Juni auf 146,6 Milliarden Dollar angewachsen war (umgerechnet 111 Milliarden Euro). Konzernchef Cook kam ihnen im Gegensatz zu seinem Vorgänger Steve Jobs bereits entgegen: Apple will bis 2015 rund 100 Milliarden Dollar an seine Anteilseigner ausschütten und zwar über Dividenden und einen Aktienrückkauf.

Icahn fordert nun eine abermalige Aufstockung. Vor Icahn hatte bereits der Hedge-Fonds-Manager David Einhorn den Konzern zu einer höheren Ausschüttung gedrängt. Der Betrag wurde in diesem Jahr fast verdoppelt. Es war ein Kulturbruch für Apple: In der letzten Amtszeit von Steve Jobs ab 1997 zahlte Apple gar keine Dividende.

Doch der seit 2011 amtierende Konzernchef Cook steht unter Druck. Die Apple-Aktie ist knapp ein Drittel weniger wert als beim Höchststand von 705,07 Dollar im September vergangenen Jahres. Immerhin haben Gerüchte über die baldige Vorstellung neuer Modelle von iPhone und iPad das Papier zuletzt wieder steigen lassen. Hinzu kam der Sprung nach dem Einstieg von Icahn.

Zum Börsenschluss kostete die Aktie 489,57 Dollar. Icahn erklärte in einem Interview mit dem "Wall Street Journal", dass ein Rückkauf das Papier auf 625 Dollar hochkatapultieren könnte, ein mögliches Gewinnplus nicht einmal eingerechnet.

Icahn war in den 80er Jahren zu einem Symbol des aggressiven Investors geworden, als er Unternehmen aufkaufte, zerschlug und in Teilen wieder mit Gewinn loswurde. Das machte er zum Beispiel bei der Fluggesellschaft TWA vor. Später spezialisierte er sich darauf, bei Unternehmen einzusteigen und Kursänderungen oder Ausschüttungen zu fordern. Derzeit mischt Icahn bei der geplanten Übernahme des PC-Herstellers Dell durch Gründer Michael Dell mit. Er versucht, den Deal zu verhindern und fordert stattdessen eine Sonderdividende für die Aktionäre. Nach Icahns Einstieg bei der Online-Videothek Netflix gab es dagegen keine öffentlichen Konflikte.

Das US-Magazin "Forbes" schätzt das Vermögen des Investors auf 20 Milliarden Dollar (Stand Ende Juni). Damit landete er auf der berühmten "Forbes"-Liste der Superreichen auf Rang 26. Auf Twitter machte bereits der Scherz die Runde, Icahn müsse sich nun gemäß der Namensgebung der Apple-Produkte in "iCahn" umbenennen. (dpa/tc)