Mesh-Netzwerke

Bluetooth soll IoT vernetzen

04.03.2015
Von 
Dietmar Müller ist freier Journalist in München.
Bluetooth-Aktivisten wollen die Technologie so aufrüsten, dass sogenannte Mesh-Netzwerke gebildet werden können. In Mesh-Netzwerken verbinden sich Dinge wie Thermostate oder Lichtschalter, ohne dass dafür über einen PC oder ein entsprechendes Hub kommuniziert werden muss.

Solche Netzwerke sind dadurch vergleichsweise einfach und günstig aufzubauen. Das hat die von der Googles Nest Group und anderen Schwergewichten geformte Thread Group dazu veranlasst, auf 6LoWPAN zu setzen, auch wenn es sich dabei um eine vergleichsweise wenig verbreitete Technik handelt. Nach Angaben der Group bilden Thread-Devices automatisch Gruppen.

Bluetooth soll das künftig auch können, was das Einsatzgebiet deutlich erweitern würde. Gerade im Internet der Dinge (Internet of Things - IoT) könnte Bluetooth dann eine gewichtige Rolle spielen. Das Verfahren passt aufgrund seiner geringen Energieanforderungen sowie seiner flächendeckenden Integration in Smartphones und andere mobile Geräte nämlich gut zum IoT. Allerdings ist die Reichweite auf wenige Meter beschränkt, die tatsächlich erzielbare Reichweite hängt zudem von einer Vielzahl Parameter ab. Andere energiehungrige Netzwerke wie etwa ZigBee oder 6LoWPAN können bereits heute viel größere Netzwerke bilden.

Gründung einer weiteren Arbeitsgruppe

Das ficht die Bluetooth Special Interest Group aber nicht an - sie will im Mesh-Spiel ein gehöriges Wörtchen mitreden. Vor wenigen Tagen erst teilte sie daher die Gründung der Bluetooth Smart Mesh Working Group mit, die bis zum kommenden Jahr eine entsprechende Mesh-Funktion entwickeln soll. Dafür ist es nach Ansicht von Peter Jarich, Analyst bei Current Analysis, keineswegs zu spät. Man könnte durchaus zum dominierenden Netzwerk für heimische IoT-Produkte avancieren, ist aktuell doch nur wenigen Nutzern bewusst, dass sie so ein Netzwerk überhaupt benötigen. "Ich bezweifle, dass der Markt sich in diesem Jahr so stark entwickeln wird, dass es zu einem Wettstreit konkurrierender Verfahren kommen wird", so Jarich.

Die neuen Netzwerkfähigkeiten zielen zuvorderst auf Produkte ab, die Bluetooth Smart einsetzen, die Niedrigenergieversion des Standards, die mit einer Uhrenbatterie-Ladung jahrelang auskommt. Genau diese Art von Geräten wie etwa Sensoren oder Glühlampen würden am meisten von Mesh-Netzwerken profitieren. Und die Umrüstung sollte kein Problem sein: Die meisten heutigen Bluetooth Smart-Geräte dürften sich ganz einfach upgraden lassen, meint der Senior Director of Marketing bei Bluetooth SIG, Errett Kroeter.

Vielseitige Einsatzmöglichkeiten

Zusätzlich zur Verknüpfung von Geräten in Haus und Garten könnten Bluetooth-Mesh-Netzwerke auch in der Industrie, im Automotive-Bereich und für mobile Applikationen zum Einsatz kommen, meint die SIG. Man denke beispielsweise an Alarmanlagen, Inventarverwaltung, Heizung und Kühlung. Letztlich könnten Tausende solcher Geräte in einem Mesh-Netzwerk zusammengebunden werden, so Kroeter. Er und seine Kollegen scheinen es eilig zu haben, mehr als 80 Unternehmen haben sich bereit erklärt, in der neu geformten Arbeitsgruppe mitzumachen. Das ist eines der größten Engagements in der Geschichte von Bluetooth, so die SIG.

Die neue Bluetooth-Mesh-Vernetzung soll unter anderem in Industrie und im Automotive-Bereich zum Tragen kommen können.
Die neue Bluetooth-Mesh-Vernetzung soll unter anderem in Industrie und im Automotive-Bereich zum Tragen kommen können.
Foto: Accenture

Übrigens: Der Chip-Hersteller CSR hat bereits eine ganz eigene Form von Mesh-Netzwerken mit dem Namen "CSRmesh" entwickelt. Sie kommt in Heimnetzwerken mit Bluetooth Smart-Geräten zum Einsatz. Im vergangenen Oktober kündigte Qualcomm an, CSR für 2,5 Milliarden Dollar zu übernehmen. (sh)