Blackberry hilft Behörden dabei, kriminelle Machenschaften von Nutzern aufzudecken. Das ist schon länger bekannt, das Unternehmen sieht sich im Recht. Jetzt hat das kanadische Nachrichtenmagazin CBC weitere Details zum Vorgehen sowie konkrete Fälle aufgedeckt, in denen der Konzern Nutzerdaten an die Polizei ausgehändigt hat. Anonyme Insider beim Smartphone-Hersteller erklären CBC, dass dazu häufig BBM-Nachrichten abgefangen und weitergereicht wurden. Die Anfragen dazu seien von Behörden aus der ganzen Welt gekommen.
Doch wer dachte, Blackberry reiche die Daten lediglich bei akuter Terrorgefahr weiter, der irrt: Das Unternehmen hat dem Bericht zufolge der Polizei auch dabei geholfen, den New-York-Yankees-Spieler Alex Rodriguez des Dopings zu überführen. Auch in einem weitaus heikleren Fall griff Blackberry den Behörden unter die Arme: Blackberry-Daten sollten auch dabei helfen, der suspendierten brasilianischen Präsidentin Dilma Rousseff Korruption nachzuweisen. Nach CBC-Recherche hat Blackberry internationalen Behörden in Hunderten solcher Ermittlungen geholfen. Der zitierte Insider ist dabei sichtlich stolz auf die Arbeit: "Drogenschmuggel, Menschenhandel, Geldwäsche, Entführungen, Gewalttaten gegen Kinder - zu wissen, dass wir diese Dinge stoppen ... Wie kann man so etwas nicht lieben?"
Blackberry umgeht kanadisches Gesetz
In Spitzenzeiten sollen bis zu 15 Mitarbeiter im "Public Safety Operations"-Team bei Blackberry abbestellt worden sein. Um den Auswahlprozess zu beschleunigen, sollen Anwälte und andere Justizbeamte die vielen behördlichen Anfragen prüfen, bevor sie dann an Datenspezialisten weitergegeben werden. In einem vorgefertigten Formular können die Behörden angeben, welche Daten sie genau von Blackberry einfordern, ob nur Informationen zum Gerät und des Inhabers (IMEI, Adresse, Zahlunsgdaten), Nachrichtentranskripte und Auszüge aus dem Adressbuch oder "andere". Letztere Kategorie soll laut CBC-Quellen dazu genutzt werden können, die Kommunikation eines Nutzers abzufangen und zu entschlüsseln.
Die Hürden für ausländische Behörden sind dabei offenbar gering. Ihrer Anfrage müssen sie laut Bericht lediglich eine Erklärung beifügen, mit der sie bestätigen, dass diese auch in ihrem eigenen Land legal sei und die gewonnenen Daten der Aufklärung, nicht der Unterdrückung oder Kontrollausübung dienen. Kritiker bemängeln, dass durch die Direktanfrage bei Blackberry die "Mutual Legal Assistance Treaty" - ein Gesetz, das der kanadischen Polizei die Prüfung ausländischer Behörden überlässt - ausgehebelt werde. Blackberry entscheide, wem geholfen wird und wem nicht.
Blackberry selbst sieht kein Problem darin, die Nutzerdaten weiterzureichen. Im Gegenteil: Andere Technikunternehmen, so Blackberry in einem Statement gegenüber CBC, sollten sich ein Beispiel nehmen und sich ebenso vorbildlich verhalten und den Anfragen der Behörden in plausiblen Fällen Folge leisten. Den Bericht und die darin geschilderten Informationen will Blackberry aber nicht kommentieren.