CeBIT-Trend

Big Data sorgt für Goldgräberstimmung in der IT-Branche

19.03.2015
Big Data - große Datenmengen aus dem digitalen Alltag gelten als das Gold der IT-Branche. Man braucht allerdings intelligente Werkzeuge, um aus dem Wust der Datenflut sinnvolle oder nützliche Dinge zu extrahieren. An den Instrumenten wird bereits kräftig gefeilt.

Big Data ist eines der großen Trendthemen auf der CeBIT in Hannover - und ein magisches Wort für viele Unternehmen. Sie gehen davon aus, dass mit der Analyse der gigantischen Datenberge, die aus der digitalen Lebenswelt entstehen, ganz neue Geschäftskonzepte und Wertschöpfungsketten entstehen können. So könnten etwa Bewegungsdaten von Mobilfunknutzern auch dem öffentlichen Nahverkehr helfen, die Züge besser auszulasten. Das Nürnberger Unternehmen VAG greift dafür aktuell bereits auf Daten der Deutschen Telekom zu.

Der amerikanische IT-Dienstleister IBM zählt sich zu den führenden Unternehmen, wenn es darum geht, große Datenmengen zu analysieren und neue Dienstleistungen zu generieren. In mehr als 100 Bereichen will das Unternehmen nun auch die tägliche Informationsflut auf Twitter mit eigenen Analysewerkzeugen auswerten. Erste Anwendungen für Unternehmenskunden wie etwa Banken, Einzelhändler oder Tourismusunternehmen stellte IBM gerade auf der CeBIT in Hannover vor. Unternehmen soll es zum Beispiel möglich sein, herauszufinden, welchen Ruf sie bei ihren Kunden genießen.

Täglich werde eine halbe Milliarde Tweets über den Kurznachrichtendienst abgesetzt, sagte Alistair Rennie, Manager bei IBM Analytics Solutions. Darüber könnten mit Hilfe intelligenter Analysewerkzeuge in Echtzeit Trends auch über längere Zeit beobachtet werden. Unternehmen sollen völlig neue Einsichten geboten werden, die in konkrete Geschäftsprozesse oder Aktionen einfließen könnten.

Lange wurden anfallende und unstrukturierte Daten nur gesammelt, die intelligente Auswertung stellt die IT-Branche vor neue Herausforderungen. Das Cloud-Computing habe die Dynamik der Entwicklung massiv beschleunigt, sagte Bob Picciano von IBM Analytics.

Das Fundament der neuen Services liefert IBMs Supercomputer Watson. Im Oktober erhielt das Team um das Superhirn eine eigene Niederlassung inmitten von New York. Das Unternehmen hatte sich zur Einweihung überzeugt gezeigt, dass Watson ein Schlüssel in die IT-Zukunft sein werde. Das Zauberwort heißt kognitive Intelligenz. Watson rechnet nicht nur äußerst schnell und kann Millionen von Dokumenten in Sekundenbruchteilen filtern. Das System lernt auch mit seinen Aufgaben und soll inhaltliche Zusammenhänge erkennen und bewerten können - eine Grundvoraussetzung für Künstliche Intelligenz und die Analyse von unstrukturierten Daten.

Einer breiten Öffentlichkeit wurde Watson 2011 bekannt, als er Seriengewinner bei der US-Quizsendung Jeopardy übertrumpfte. Auf der CeBIT zeigte das Startup Elemental Path mit einem Knuddel-Dino eine neue Watson-Anwendung: Als Spielzeug soll der grüne Dino kleinen Kindern im Alter von vier bis sieben Jahren als Gesprächspartner zur Seite stehen und sinnvolle Antworten auf alle mögliche Fragen geben. Über die Cloud ist der Dino mit dem Superhirn verbunden und passt seine Antworten den jeweiligen Entwicklungen der Kinder an.

Finanzinvestoren setzen bei ihrer Arbeit bereits hochkomplexe Analysewerkzeuge ein, die aus endlosen Datenströmen sinnvolle Parameter für die richtigen Anlagen ableiten. Auch zwei große Krankenhäuser in Thailand und Südafrika hatten angekündigt, mit Watson Patientenakten zu analysieren und mit den Erkenntnissen die Krebsforschung voranbringen zu wollen.

Es gibt kaum einen Bereich, wo Experten nicht großen Mehrwert aus kognitiver Intelligenz ziehen wollen. "Das Wissen liegt in der Welt, bislang konnte man es nur noch nicht auf diese Weise betrachten", sagt Ramin Assadollahi von der Münchner Software-Firma ExB. Das Startup arbeitet bereits seit einiger Zeit daran, Informationen aus verschiedenen Info-Silos wie E-Mail, Facebook oder Textverarbeitung zu "befreien" und auf mobilen Geräten nach dem Interesse der Nutzer zusammenzustellen.

Gute Textanalyse könne auch Äpfel mit Birnen vergleichen, ist ein Motto der Firma. Basis ist die Technologieplattform PTPT, die Informationen intelligent verknüpft. "Das Wissen sollte sich im besseren Fluss befinden." Um auf die nötige Datenbasis und Rechenpower zuzugreifen, arbeitet ExP mit Cloud-Anbietern zusammen. Mit einem Kapital von über 10 Millionen Euro sollen die Fähigkeiten der Plattform nun ausgebaut werden. Nach Angaben von Assadollahi ist ExP auch mit Verlagen im Gespräch. Derzeit liefen drei Pilot-Projekte in verschiedenen Einsatzbereichen. (dpa/tc)