Vergleichswerte recherchieren

Bewerbung immer mit Gehaltswunsch

08.01.2024
Von Andrea König
Wer trotz Aufforderung keine Gehaltsvorstellung in Bewerbungen nennt, kegelt sich leicht aus dem Rennen. Experten verraten, wie man das Thema geschickt angeht.
Wer in seiner Bewerbung keinen Gehaltswunsch nennt, könnte aussortiert werden.
Wer in seiner Bewerbung keinen Gehaltswunsch nennt, könnte aussortiert werden.
Foto: GaudiLab - shutterstock.com

Häufig enden Stellenausschreibungen mit dem Satz "Bitte bewerben Sie sich unter Angabe Ihrer Gehaltsvorstellung". Und genauso oft lässt dieser Satz Bewerber ratlos zurück. Denn natürlich möchte man einerseits ein besonders gutes Gehalt erzielen und sich verbessern, andererseits aber nicht als größenwahnsinnig abgestempelt und womöglich deshalb im Vorfeld aussortiert werden.

Viele entziehen sich diesem Konflikt, indem sie die Aufforderung ignorieren und überhaupt keinen Gehaltswunsch in ihrer Bewerbung äußern. Auch in Bewerbungsratgebern liest man immer wieder der Ratschlag, den Gehaltswunsch zu umgehen, zum Beispiel mit dem Satz, gern im persönlichen Gespräch mehr zu den Gehaltsvorstellungen zu sagen.

Die Bewerbungsexperten aus der Duden-Redaktion warnen davor, trotz Aufforderung keinen Gehaltswunsch in der Bewerbung anzugeben. "In diesem Fall ist es oberstes Gebot, sich dazu zu äußern und den potenziellen Arbeitgeber auf keinen Fall auf ein eventuelles Vorstellungsgespräch zu vertrösten", schreibt die Duden-Redaktion. Letzteres könnte durchaus ein K.-o.-Kriterium sein und dazu führen, dass eine Bewerbung aussortiert wird.

Die Duden-Redaktion gibt drei Hilfestellungen für die Angabe des Gehaltswunsches in der Bewerbung:

1. Wer genau die gesuchten Qualifikationen mitbringt, dem raten die Duden-Experten zur Offenheit: "In diesem Fall sagen Sie offen, was Sie verdienen möchten", heißt es.

2. Der zweite Duden-Tipp lautet, das aktuelle Gehalt zu nennen. In diesem Fall würden Personalbeauftragte von einem Aufschlag von zehn bis 20 Prozent ausgehen.

3. Tipp Nummer drei rät zur Internet-Recherche. Bewerber ohne klare Gehaltsvorstellung könnten im Internet recherchieren, was für die ausgeschriebene Tätigkeit üblicherweise bezahlt werde. Fündig wird man unter anderem bei Gehalt.de oder Gehaltsvergleich.com.

In einem Eintrag auf seinem Blog Karrierebibel bewertet auch Karriereexperte Jochen Mai es als Fehler, wenn man trotz Aufforderung keinen Gehaltswunsch nennt. Diese Frage nicht zu beantworten, sei von allen Alternativen die falscheste Reaktion, zitiert Mai den Stuttgarter Personalberater Alexander Walz. Der rät, sich im Vorfeld über eine angemessene Gehaltsforderung zu informieren. Wer keinen solchen Gehaltswunsch nennen will, sollte im Anschreiben signalisieren, dass man den Wunsch des Arbeitgebers registriert habe. Zum Beispiel dadurch, als mögliche Verhandlungsgrundlage zumindest das aktuelle Gehalt zu nennen.

Für Mutige: hoch pokern

Wer sich im Anschreiben vor der Gehaltsvorstellung drückt, wird wahrscheinlich spätestens im Bewerbungsgespräch nach seinen Verdienstwünschen befragt. "Pokern Sie hoch!" lautet der Rat von Karrierebibel für Risikofreudige, die im neuen Job möglichst viel verdienen möchten. Jochen Mai zitiert die Untersuchung eines Wissenschaftlers von der Universität von Idaho, laut der die bei Gehaltsverhandlungen anfangs genannte Zahl - auch wenn sie noch so irrwitzig sei - enormen Einfluss auf das später vereinbarte Gehalt habe.

Bewerber, die bei diesem Experiment mit einem Augenzwinkern einen unrealistisch hohen Gehaltswunsch nannten, wurden letztendlich besser bezahlt als Kandidaten, die ihr bisheriges Gehalt nannten. Nach den irrwitzigen Angaben von 100.000 oder einer Million US-Dollar Jahresgehalt nannten die Teilnehmer des Experiments nach der Spaß-Forderung auch eine realistischere Gehaltsvorstellung. Unter dem Strich verhandelten sie ein höheres Gehalt als die Kandidaten, die sofort niedrig oder mit einer realistischen Forderung eingestiegen sind, erläutert Mai auf Karrierebibel.de.

Wie reagiert man aber, wenn all der Mut nicht den gewünschten Erfolg hat und der Personaler im Gespräch ein niedriges Gehaltsangebot macht? Unsere Schwesterpublikation Computerwoche nennt die folgende Beispielerklärung, die Bewerber in diesem Fall zu hören bekommen: "Sie werden nicht damit zufrieden sein, was ich Ihnen als Gehalt anbieten kann … aber leider, leider geht es nicht anders. Da können wir nichts machen."

Wenn man den Job trotzdem möchte, raten die Kollegen der Computerwoche zur folgenden Vorgehensweise. Erst einmal sollte man seinem Gegenüber Recht geben: "Ja, das stimmt, damit bin ich wirklich nicht zufrieden." Und dann sollte man hinzufügen, trotzdem eine wirklich angemessene Lösung finden zu wollen und fragen "Was gibt es da für Möglichkeiten, aktuell und perspektivisch?" Auf diese Weise zeigt man Verständnis, aber auch, dass man nicht so schnell aufgibt. Eine Option wäre nun, einen festgelegten Gehaltsanstieg zu vereinbaren.