So auch Amazon Web Services und die direkt gruppe GmbH im letzten Jahr. Gemeinsam mit der Talanx AG und dem Projekt "Solvency-II-Prozesse in der Cloud" sind die beiden Anbieter angetreten, um einen der Awards abzuräumen. Bevor 2015 die fünfte Ausgabe von Best in Cloud an den Start geht, haben wir uns nochmal bei der direkt gruppe und Herrn Thorsten Pelka (Geschäftsführer networks direkt GmbH, die zur direkt gruppe gehört) umgehört.
COMPUTERWOCHE: Verraten Sie uns: Wo steht der Award von damals?
Thorsten Pelka: Der Award steht gut sichtbar am Empfang der direkt gruppe und wird jedem unserer Besucher gerne erklärt.
CW: Wie ging es mit Ihrem Siegerprojekt im Anschluss an den Wettbewerb weiter?
Pelka: Es sind einige neue Anforderungen hinzugekommen, die sich über die hybride Cloud-Lösung gut realisieren ließen. Dadurch ist die Umgebung noch einmal deutlich gewachsen. Aktuell ist gerade der Umzug aus dem AWS Rechenzentrum Dublin nach Frankfurt erfolgt - ohne jedwede Störung des operativen Betriebs.
CW: Was konnten Sie - vom Award abgesehen - seinerzeit bei Best in Cloud mitnehmen?
Pelka: Wir haben eine Vielzahl von Gesprächsanfragen erhalten. Im Schwerpunkt ging es um drei Themen: die Nutzung von hybriden Cloud-Lösungen, Datenschutz- und Compliance-Anforderungen und die effiziente Abbildung von Solvency-Anwendungen.
CW: Werner Vogels, CTO von Amazon.com sagt, dass Cloud-Computing mittlerweile "the new normal" sei. Teilen Sie - auch aus den Gesprächen mit Ihren Kunden heraus - diese Einschätzung? Warum?
Pelka: Vor zwei Jahren diskutierten wir noch über das "ob", heute nur noch über das "wann oder wie schnell" Cloud kommt - insofern hat Werner Vogels im Kern recht. Für unsere Kunden ist Cloud neben dem klassischen Outsourcing eine neue Handlungsoption, die jedoch zahlreiche Fragen bezüglich Anbieterauswahl, Provider Management und Datenschutz/ Compliance aufwirft.
CW: Ihr Siegerprojekt aus dem vergangenen Jahr kam ja hervorragend an - auch bei Ihrem Partner AWS, der das Projekt und den Kunden sogar als Testimonial genutzt hat. Hat Sie der hervorragende Eindruck, den Sie mit diesem Projekt machen konnten, selbst etwas überrascht?
Pelka: Wenn man selbst tief in der Umsetzung steckt, erscheint vieles "normal". Wir haben im Nachgang aus Gesprächen gelernt, wie weit wir in Themen wie Automatisierung, Self-Service, hybride Integration und Multi-Provider-Management schon waren und sind. Das hat uns überrascht und macht uns auch ein wenig stolz.
CW: Zurück ging der erhöhte Ressourcenbedarf bei der Talanx auf neue regulatorische Vorgaben seitens europäischer Aufsichtsbehörden - zeigt sich da nicht, dass Bürokratie und enge Regeln nicht immer per se Hindernisse sein müssen?
Pelka: Im konkreten Fall haben diese Auflagen dazu geführt, neu denken zu müssen. Dadurch ist eine gute Lösung für das konkrete Problem (Kapazität und Performance für Solvency II) sowie eine neue Plattform für zukünftige geschäftlichen Anforderungen geschaffen worden.
CW: Das Teilnehmerfeld in diesem Jahr zeigt überdeutlich, dass die Public-Cloud mehr und mehr in Deutschland ankommt. Woran liegt es aus Ihrer Sicht, dass aber noch immer gerne zu hybriden Cloud-Lösungen gegriffen wird?
Pelka: Wir sehen einen deutlichen Unterschied zwischen Start-up-Unternehmen und Insellösungen auf der einen, und neuen Sourcing-Strategien für etablierten Mittelstand und Konzerne auf der anderen Seite. Als wir Anfang der 90er-Jahre Client-Server einführten, haben wir auch nicht bei den Mainframe-basierten Kernsystemen angefangen. Wir haben Randsysteme (Office, Marketing, Vertriebsportale) zuerst migriert und darüber Anerkennung für die neue Technologie geschaffen. Einen ähnlichen Weg gehen wir jetzt mit den hybriden Cloud-Lösungen.
CW: Wenn die Cloud der neue Normalzustand der IT ist, was sehen Sie dann als das "nächste große Ding"? In welchen Bereichen planen Sie weitere Expansionen?
Pelka: Geschwindigkeit und Convenience - es muss einfach und schnell gehen, neue Funktionen für das Kerngeschäft freizuschalten. Nachdem wir den IaaS-Stack beherrschbar gemacht haben, legen wir jetzt den Fokus auf Platform- und insbesondere Software-as-a-Service. Wir investieren gerade massiv in Partnerschaften zum Thema Applikations-Provisionierung, Docker, Micro-Services und Multi-Provider-Management.
CW: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten: Was würden Sie sich wünschen?
Pelka: Mehr Mut auf der Entscheiderebene! Das Votum des CIOs eines internationalen Medizintechnikherstellers bringt es auf den Punkt: man muss mir schon erklären, warum es nicht (!) in der Cloud geht.
CW: Wir danken Ihnen für das Gespräch!