Bonaverde & die Filterkaffee-Revolution

Berliner Start-Up zeigt smarte Kaffeemaschine

08.01.2016
Auf der CES zelebrieren nicht nur Branchenriesen ihre Neuheiten und Visionen. Auch viele Start-Ups hoffen hier auf den Durchbruch - darunter die Berliner Bonaverde Coffee AG.

Der Berliner Start-Up-Gründer Hans Christian Stier hat sich 2013 auf einen geschäftlichen Marathonlauf eingelassen, bei dem viele andere Unternehmer längst aufgegeben hätten. Stier will mit seiner Firma Bonaverde nicht weniger, als sowohl den Vertrieb, als auch den Konsum von Filterkaffee zu revolutionieren. Doch sein hochgestecktes Ziel geriet zwischendurch fast außer Sicht- und Reichweite. Denn bei der Entwicklung seiner neuartigen Kaffeemaschine, mit der grüne Kaffeebohnen in einem Rutsch geröstet, gemahlen und aufgebrüht werden, tauchten immer wieder massive Schwierigkeiten auf. So machte das Mahlwerk schon nach wenigen hundert Durchgängen schlapp und musste durch eine Neukonstruktion ausgetauscht werden. Auf der CES in Las Vegas sieht sich Stier mit seinem kleinen Team nun aber auf der Zielgeraden.

Bonaverde präsentiert seine smarte Filterkaffeemaschine auf der CES 2016 in Las Vegas.
Bonaverde präsentiert seine smarte Filterkaffeemaschine auf der CES 2016 in Las Vegas.
Foto: Bonaverde

Bonaverde: Mehr als nur eine smarte Kaffeemaschine

Auf dem ersten Modell der Kaffeemaschine "Bonaverde Berlin" fehlen zwar noch die Stempel der internationalen Prüfinstitutionen - die sollen in wenigen Wochen aber alle vorliegen. Die Besucher der CES können sich übrigens nicht nur ein Bild vom Design der großen Kaffeemaschine im strahlend weißen Kunststoffgehäuse machen, sondern den frisch gerösteten Filterkaffee von Bonaverde auch gleich probieren. Die grünen Kaffeebohnen sollen ihren Weg ohne die zwischengeschalteten Großhändler, Großröstereien und Einzelhändler direkt von den Kaffeebauern zu den Bonaverde-Kunden finden. Die Verteilung an die Verbraucher übernehmen dezentral organisierte "Kaffee-Botschafter" vor Ort. "Im konventionellen Handel wechselt der Kaffee bis zu 17 Mal seinen Besitzer und alle wollen daran mitverdienen. Wir nehmen da etliche Zwischenstufen raus", sagt Stier.

Bonaverde zehrt derzeit noch von Vorschusslorbeeren aus dem Netz. Bei einer breit angelegten Crowdfundig-Aktion 2014 kamen insgesamt rund 2,5 Millionen Euro über die Plattformen Seedmatch, Kickstarter und Indiegogo zusammen. Mit der Finanzierungsmethode ging Bonaverde aber auch große Verpflichtungen ein, denn rund 5000 Unterstützer aus der "Crowd" warten seitdem auf ihre Maschine. Die "Coffee-Changer" (Kaffee-Veränderer) der ersten Stunde sollen nun ab August bedient werden.

RFID-Technologie für mehr Kaffeegenuss

Stier hofft, dass sich sein Konzept dann im Netz viral verbreiten wird und ist davon überzeugt, dass die Qualität für sich spricht: "Der frisch geröstete Kaffee hat noch nicht seine Aromen durch Oxidation verloren", verspricht der Firmengründer in Las Vegas. Kaffeeliebhaber könnten dabei selbst bestimmen, ob die frisch gerösteten Bohnen noch warm verarbeitet werden, oder ob sie zuvor etwas abkühlen und reifen sollen.

Damit die unterschiedlichen Bohnen mit der jeweils richtigen Temperatur geröstet werden, kommt High-Tech zum Einsatz: Die Beutel aus Mexiko, Kolumbien oder Nicaragua enthalten einen RFID-Chip, mit dem individuelle Röstprofile drahtlos an die Kaffeemaschine von Bonaverde übertragen werden. Die von den Farmern vorgeschlagenen Temperaturverläufe können über eine Smartphone-App auch verändert werden, wenn ein Aficionado beispielsweise seinen Kaffee gerne etwas schärfer "gebrannt" haben möchte. Eine Mobilfunkkarte verbindet Kaffeemaschine und App zudem mit der Bonaverde-Cloud, über die man Bohnen bestellen kann, die aber auch benachrichtigt wenn beispielsweise der Luftfilter ausgetauscht werden muss.

Ein Berliner Start-Up für mehr Fairness im Kaffeehandel

Der frisch geröstete Kaffee soll aber nicht nur besser schmecken, als die Produkte der Großröstereien: Bonaverde verspricht auch für die oft benachteiligten Bauern auf den Kaffeeplantagen ein besseres Auskommen. "Von einem Euro, den die Verbraucher für geröstete Kaffeebohnen oder gemahlenen Kaffee ausgeben, landen durchschnittlich nur sechs Cent bei den Farmern", sagt Stier. "Das deckt häufig nicht einmal die Kosten." Beim Direktvertrieb könnten die Kaffeebauern deutlich höhere Erlöse erzielen. Der Kaffee soll dabei ähnlich viel kosten wie fair gehandelter Kaffee im Einzelhandel.

Auf der CES erregte Bonaverde mit seiner RFID-Filterkaffeemaschine nicht nur die Aufmerksamkeit von Kaffee-Junkies, die beispielsweise für Kaffeespezialitäten aus Asien die notwendigen RFID-Chips programmieren wollten. Auch Technologie-Blogs wie TechCrunch baten Bonaverde-CEO Stier auf die Bühne, um seine Vision von der Kaffee-Revolution zu erläutern. "Die CES ist für uns ein wichtiger Meilenstein", sagt der studierte Jurist. Ein Scheitern der großen Idee sei aber noch immer nicht vollständig vom Tisch. "Wir können auch auf der Zielgeraden noch ins Straucheln geraten." Vorbestellen kann man die Bonaverde Kaffeemaschine auf der Homepage des Unternehmens. Der Preis liegt bei 399 Dollar. (dpa/fm)