Die Mannheimer BeamYourScreen GmbH bietet unter der Bezeichnung "Mikogo Cloud Desktop" Windows als Service an. Das Unternehmen verdiente sein Geld bislang mit einer Screensharing-Lösung, die unter dem Namen "Mikogo" als Software-as-a-Service-(SaaS-)Angebot verfügbar ist.
Eines ihrer wesentlichen Features besteht in einem HTML5-Frontend. Dafür benötigt der Hersteller ein Gateway, mit dem das proprietäre Screensharing-Protokoll in HTML5 umgesetzt wird. Dieses hat BeamYourScreen nun für Microsofts Remote Desktop Protocol adaptiert und ermöglicht so den Zugriff auf die Windows-Oberfläche aus einem modernen Web-Browser.
Zunehmendes Angebot an HTML5-Clients
Mit steigender Verbreitung von HTML5-fähigen Browsern bringen immer mehr Anbieter Lösungen auf den Markt, die den Zugriff auf virtuelle Desktops oder Terminal-Sessions erlauben, ohne dass dafür auf dem Endgerät eine eigene Software installiert werden muss. Erst kürzlich kündigte VMware anlässlich der Freigabe der "Horizon Suite" die Verfügbarkeit seiner Blast-Technik an, die dem gleichen Zweck dient.
Im Unterschied zu den meisten dieser frühen Implementierungen erlaubt der HTML5-Client von Mikogo Cloud Desktop ein flüssiges Arbeiten ohne Darstellungsprobleme. Darüber hinaus überträgt er im Unterschied zu VMware Blast auch die Audioausgabe des Remote-PC.
Hinzu kommt eine relativ gute Integration mit dem lokalen System, unter anderem das Copy and Paste zwischen lokalen und entfernten Anwendungen oder die Ausgabe von Printjobs von entfernten Applikationen auf lokale Drucker. Zu den weiteren Funktionen des HTML5-Frontends gehören der Up- und Download von Dateien, die Unterstützung für Touch-Bedienung sowie die verschlüsselte Kommunikation über SSL.
Unklare Nutzungsszenarien
Der unkomplizierte Zugriff von fast jedem Endgerät aus soll den Desktop aus der Cloud für mobile Mitarbeiter oder externe Projektbeteiligte interessant machen, weil er von überall und fast jedem Gerät aus erreichbar ist und schnell bereitgestellt werden kann. Aber gerade die Einsatzszenarien sind derzeit noch das große Fragezeichen für eine solche Lösung.
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Der Cloud-Service soll (und kann) nämlich kein Ersatz für einen regulären Firmen-Desktop sein, so dass er parallel dazu oder nur temporär eingesetzt würde. Daher dürfte die einfache Erreichbarkeit des Mikogo Desktop in den meisten Fällen nur dann von Nutzen sein, wenn die Benutzer dort ihre Daten und Anwendungen vorfinden. Dagegen wiederum sprechen die Restriktionen bei der Programminstallation auf einem Terminal-Server, für den der Anwender keine administrativen Rechte hat.
DaaS-Blockade durch Microsoft
Diese Schmalspurvariante von Desktop as a Service (DaaS) verdankt sich wie bei anderen Cloud-Providern den lizenzrechtlichen Vorgaben von Microsoft, das auch für Windows 8 noch keine Service-Provider-Lizenz einräumt. Diese gibt es weiterhin nur für Windows Server. Der einzig gangbare Weg für einen virtuellen Desktop aus der Cloud bestünde also darin, dass die Anwender ihre eigene Lizenz mitbringen.
Die Motive für diese Haltung sind ebenso unklar wie die lizenzrechtlichen Auflagen, mit denen Microsoft die Einrichtung von virtuellen Desktops in den Unternehmen erschwert. Bei seinen eigenen Cloud-Ambitionen spielt der traditionelle Windows-Desktop keine Rolle mehr, wie Office 365 zeigt. Hier geht es ausschließlich um die Bereitstellung von Anwendungen als Service.
Anbindung an die Firmen-IT
Für die Synchronisierung der Daten sieht der Mikogo Cloud Desktop die Installation des Dropbox-Clients vor. Allerdings ist Verteilung von Firmeninformationen auf diesem Weg nirgendwo gerne gesehen und von kaum einer IT-Abteilung zugelassen. Daher richtet sich diese Option primär an private Anwender des Cloud-Desktops, die der Anbieter ebenfalls ansprechen möchte.
Um Unternehmen die Anbindung des Cloud-Desktops an ihre IT zu vereinfachen, möchte BeamYourScreen ein Site-to-Site-VPN anbieten und die Einrichtung von Vertrauensstellungen mit der AD-Domäne des Cloud-Dienstes erlauben. Das würde die Rechteverwaltung vereinfachen und den Zugriff vom Cloud-Desktop auf interne Ressourcen ermöglichen.
Dennoch dürfte für viele potenzielle Firmenkunden der HTML5-Client zwar interessant, ein weiterer Desktop aus der Cloud jedoch überflüssig sein. Daher plant BeamYourScreen die Bereitstellung des RDP-zu-HTML-Gateways als eigenständigen Service, der über ein VPN auf die Rechner hinter der Firewall des Kunden zugreifen kann.
Preis und Verfügbarkeit
Derzeit befindet sich der Mikogo Cloud Desktop noch in einer Erprobungsphase, und einige der angekündigten Dienste wie die AD-Integration oder die VPN-Anbindung werden nur auf Anfrage bereitgestellt. Die Nutzung des Dienstes ist bis jetzt kostenlos, die Anmeldung für ein Demo-Konto erfolgt über die Website des Anbieters. (hv/sh)
- Grundlagen des Webconferencing
Um sich im Angebotsdickicht zurechtzufinden, empfiehlt sich ein Überblick über die Funktionen des Webconferencing. Hier gibt es im Wesentlichen fünf große Differenzierungsmerkmale: - Meeting-Arten: Webinare
Die Meeting-Form des Webinar kennzeichnet sich dadurch, dass ein Moderator vor mehreren Teilnehmern (one-to-many) präsentiert. Meist können dabei die Teilnehmer über einen Text-Chat Feedback geben. Gute Webinar-Software bietet vielfältige Zusatzfunktionen wie zum Beispiel Erinnerungsnachrichten, eine Webinar-Landingpage sowie Chat- und Umfrage-Tools. Die Infrastruktur muss hunderte Teilnehmer unterstützen. - Meeting-Arten: Webcasts
Webcasts ermöglichen die Veranstaltung virtueller Events mit vielen Teilnehmern, meist jedoch ohne Interaktionsmöglichkeit. In der Regel kommen bei Webcasts professionelle Videoübertragungstechniken zum Einsatz. Die Infrastruktur ist meist gehostet. - Varianten der virtuellen Zusammenarbeit: Desktop-Sharing
Das Desktop-Sharing beinhaltet in der Regel viele Webconferencing-Tools. Nutzer können dabei allen anderen Teilnehmern ihren eigenen PC-Desktop oder eine bestimmte Anwendung präsentieren. Modernere Werkzeuge erlauben differenzierte Einstellungen wie etwa das Verbergen persönlicher Elemente und vertraulicher Dokumente auf dem Desktop. - Varianten der virtuellen Zusammenarbeit: Virtuelle Räume
Sie liefern alternativ zum geteilten Desktop die Möglichkeit, Dokumente separat für ein bestimmtes Meeting zu laden. Damit haben Anwender mehr Kontrolle über ihre präsentierten Inhalte, wobei im Vergleich zum geteilten Desktop die Bedienung etwas umständlicher ist. - Unterstützte Kommunikationskanäle: Audiokonferenzen
Audiokonferenzen werden in der Regel parallel zu Web-Konferenzen betrieben - als begleitender Sprachkanal. Für den Audiokanal gibt es verschiedene Auswahloptionen. Oft kommt das klassische Telefon oder alternativ eine VoIP-Verbindung zum Einsatz. Verfügt das Unternehmen bereits über eine Telefonkonferenzlösung, sollte geprüft werden, ob eine Integration möglich ist. Am einfachsten sind kombinierte Audio-Web-Konferenzsysteme zu handhaben, da hier immer nur für ein Meeting konfiguriert und eingeladen werden muss. - Unterstützte Kommunikationskanäle: Videokonferenzen
Video-Meetings gewinnen zunehmend an Popularität. Während auf diesem Gebiet lange die High-end-Kategorie Telepresence für die Vorstandsebene dominierte, ermöglicht billigere Hardware inzwischen auch preisgünstige Low-end-Lösungen. Allerdings setzen diese Lösungen bei bis zu 500 Kbit/s eine gut ausgebaute Netzinfrastruktur voraus. - Deployment-Varianten: Software-as-a-Service
Viele Web-Konferenzanwendungen werden als Software as a Service (SaaS) angeboten. Solche extern gehosteten Lösungen haben aus Kundensicht den Vorteil, dass allenfalls ein Client-Programm installiert werden muss, aber weder Server noch Backbone-Anbindung benötigt werden. Bei global aufgestellten Anbietern gibt es in der Regel weltweit verteilte Zugangspunkte, die für gute internationale Verbindungen sorgen. - Deployment-Varianten: Lokale Installation
Die lokale Installation einer Webconferencing-Lösung im Unternehmen ist vor allem für mittlere bis große Betriebe interessant. Bei vorhandener IT-Infrastruktur liegen die Kosten häufig unter denen der Mietmodelle, zudem spielen für Anwender oft Datenschutzaspekte eine Rolle. - Lösungsarten: Speziallösungen
Etliche Webconferencing-Anbieter fokussieren ihre Produkte auf eine Kernfunktion, um die Implementierung und die Verwendung möglichst schnell und einfach zu gestalten. Beispiele dafür sind Citrix GoToMeeting, Adobe Connect und Cisco Webex. - Lösungsarten: Integrierte Lösungen
Einige große Softwareanbieter offerieren unter dem Stichwort Unified Communications integrierte Lösungen, die die Office- und Telefonie-Welt im gesamten Unternehmen zusammenführen. Beispiele dafür sind Microsoft Lync und IBM Sametime.