VW und Zalando berichten

AWS will Transformationspartner für Kunden sein

09.07.2019
Von 
Wolfgang Herrmann ist IT-Fachjournalist und Editorial Lead des Wettbewerbs „CIO des Jahres“. Der langjährige Editorial Manager des CIO-Magazins war unter anderem Deputy Editorial Director der IDG-Publikationen COMPUTERWOCHE und CIO sowie Chefredakteur der Schwesterpublikation TecChannel.
Infrastruktur war gestern. Heute präsentiert sich Amazon Web Services (AWS) als Partner für die digitale Transformation in Unternehmen aller Größenklassen und Branchen.

Noch immer ist AWS der mit Abstand größte Anbieter von Infrastrukturdiensten aus der Cloud (IaaS = Infrastructure as a Service). Und noch immer fährt der Cloud-Pionier Wachstumsraten ein, von denen die meisten IT-Anbieter nur träumen können. Allein im ersten Quartal 2019 steigerte AWS die Umsätze um 41 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum, betonte Klaus Bürg, Managing Director für die DACH-Region, auf dem AWS Transformation Day in München.

Immer mehr Kunden betreiben auch ihre SAP-Workloads in der Amazon-Cloud, berichtete Klaus Bürg, Managing Director für die DACH-Region bei AWS.
Immer mehr Kunden betreiben auch ihre SAP-Workloads in der Amazon-Cloud, berichtete Klaus Bürg, Managing Director für die DACH-Region bei AWS.

Der Cloud-Arm des E-Commerce-Konzerns präsentiert sich zunehmend auch als Partner für digitale Transformationsprogramme in Unternehmen sämtlicher Größenklassen. IaaS mit Compute- und Storage-Ressourcen bildet dabei nur die unterste Schicht im stetig wachsenden Service-Portfolio. Mit umfangreichen PaaS- und SaaS-Angeboten, vor allem aber auch mit Migrations-, Management- und Beratungsdiensten will der Provider seinen Kunden auch in komplexen Cloud- und Transformationsprojekten unter die Arme greifen.

Bürg verwies darauf, dass immer mehr Kunden mittlerweile auch ihre SAP-Workloads in der Amazon-Cloud betrieben. Das gelte insbesondere für den deutschen Markt, wo AWS ebenfalls eine schnell wachsende Kundenbasis registriere: "Mehr als 80 Prozent der Dax-30-Unternehmen nutzen bereits AWS", so der Manager, darunter etwa Volkswagen oder die Deutsche Börse.

Aber auch Firmen, die nicht in dieser Liga spielen, will AWS verstärkt ansprechen. Die Partnerlandschaft, lange Zeit ein Schwachpunkt des Cloud-Riesen, habe man auch in Deutschland massiv ausgebaut, so Bürg. Zum Amazon Partnernetzwerk (APN) gehöre beispielsweise der Dienstleister Rackspace, der dem Automobilbauer Opel in komplexen Migrationsprojekten helfe. Die Münchner msg Services AG unterstütze unter anderem Delivery Hero bei der Cloud-Migration von SAP-Workloads.

AWS hilft in Transformationsprojekten

Wie sich AWS seine Rolle in Transformationsprojekten vorstellt, erläuterte Miriam McLemore, Director Enterprise Strategy. Die ehemalige CIO des Coca-Cola-Konzerns stellte in ihrem Vortrag den notwendigen Kulturwandel und generell das Thema Change Management in den Mittelpunkt. Zwar arbeiteten etliche Unternehmen bereits an kulturellen Veränderungen, so die Managerin. Sie setzten beispielsweise auf dezentrale, cross-funktionale Teams und eine anderen Fehlerkultur. Doch das reiche in der Regel nicht aus.

Dass eigentliche Ziel müsse "Business Agility" heißen, also die Fähigkeit, schnell Veränderungen im Markt zu erkennen und mit konkreten Maßnahmen darauf zu reagieren. Mit der wachsenden Konkurrenz durch technik-affine Startups werde das Zeitfenster für solche Maßnahmen ("Time to execute") immer kleiner. McLemore: "Agilität ist keine Option mehr, sondern eine Voraussetzung, um in der digitalen Welt mithalten zu können."

Unterm Strich gehe es darum, mithilfe von Innovationen und agilen Vorgehensweisen neue Umsatzquellen zu erschließen. AWS könne Unternehmen auf diesem Weg helfen. Ein Beispiel sei die "Industrial Cloud", die der Volkswagen-Konzern gemeinsam mit AWS aufbaue. Auf der geplanten Produktionsplattform sollen künftig Daten aller Maschinen, Anlagen und Systeme aus den mehr als 120 VW-Fabriken zusammenlaufen.

Die Wolfsburger erhoffen sich davon nicht nur eine deutliche Steigerung der Produktivität, wie Roy Sauer erläuterte, Head of Group IT Architecture and Platforms bei der Volkswagen Group. "Gemeinsam mit AWS werden wir die führende Industrial-IoT-Plattform für die Automotive-Industrie entwickeln", formulierte er das ehrgeizige Ziel. Dabei setze man stark auf gemeinsame Teams, agile Arbeitsmethoden und transparente Prozesse für potenzielle Partner.

SAP-Workloads in der AWS-Cloud

Welche Vorteile der Betrieb von SAP-Anwendungen in der AWS-Cloud bringen kann, erläuterte Yuriy Volosenko, Head of Enterprise Applications and Architectures beim Online-Händler Zalando: "Wir haben unsere Enterprise-Anwendungen vollständig mit AWS-Services integriert". Zalando profitiere davon nicht nur in technischer Hinsicht, sondern erziele auch handfeste wirtschaftliche Effekte. So seien die Gesamtkosten (TCO, Total Cost of Ownership) des SAP-Betriebs signifikant gesunken, den Aufwand für Wartungsaufgaben habe man um 30 Prozent reduzieren können. Unterm Strich sei das ganze Unternehmen agiler geworden. Business-Anwendungen würden in der AWS-Cloud vollautomatisch provisioniert, das Deployment neuer Systeme gehe deutlich schneller vonstatten als im klassischen Betrieb.

Zu den wichtigsten technischen Vorteilen gehört für Volosenko die Unterstützung "hybrider Daten-Architekturen": Zalando greife auf "hunderte Terabytes" an Daten zurück, die aus unterschiedlichen Quellen kommen. Dazu gehört SAP HANA ebenso wie das AWS-eigene Data Warehouse Redshift oder die Big Data Plattform Elastic Map Reduce (EMR). Mithilfe der AWS-Cloud ließen sich solche Datenbestände zusammenführen und auf einfache Weise bereitstellen.