Amazon-Gründer Jeff Bezos entwickelt sich immer mehr zum Geheimfavoriten der bunten Seiten: Neuerdings berichten alle darüber, dass die Stadt Rotterdam für den Milliardär eine historische Brücke vorübergehend abbauen will. Bezos soll so ermöglicht werden, seine in der Hafenstadt erbaute 430 Millionen Dollar teure, dreistöckige Superjacht ins Meer zu navigieren.
Aber es gibt auch harte Wirtschaftsfakten zum weltgrößten Online-Händler, dessen CEO inzwischen Andy Jassy heißt. Am Donnerstag legte Amazon seine Geschäftszahlen für das abgelaufene vierte Quartal 2021 und das gesamte Geschäftsjahr 2021 vor. Das Ergebnis fiel erfreulich aus, was die Börse sogleich mit einem kräftigen Kursanstieg der Amazon-Aktie quittierte.
Amazon wuchs 2021 um 22 Prozent
Im vergangenen Jahr stieg der Umsatz des Online-Händlers um 22 Prozent auf 469,8 Milliarden Dollar (Vorjahr: 386,1 Milliarden Dollar). Der Nettogewinn belief sich auf 33,4 Milliarden Dollar, im Jahr zuvor waren unterm Strich noch 21,3 Milliarden Dollar übriggeblieben.
Im vierten Quartal steigerte Amazon seine Erlöse um neun Prozent auf 137,4 Milliarden Dollar und verdoppelte den Nettoertrag von 7,2 auf 14,3 Milliarden Dollar. Hier kam dem Konzern eine Beteiligung in Höhe von 11,8 Milliarden Dollar vor Steuern am Elektroautokonzern Rivian Automotive Inc. zugute. Dessen Börsengang im November 2021 füllte bei Amazon zusätzlich die Kassen.
CEO Jassy sagte, Amazon habe besonders im vierten Quartal mit höheren Kosten aufgrund von Arbeitskräftemangel und Inflationsdruck zu kämpfen gehabt. Diese Probleme würden wegen der fortlaufenden Corona-Krise im ersten Quartal 2022 andauern. Vor diesem Hintergrund kündigte Amazon an, zunächst in den USA den Preis für das Jahresabo seines Dienstes Amazon Prime von 119 Dollar auf 139 Dollar anzuheben. Monatlich steigen die Abokosten damit von 12,99 auf 14,99 Dollar. Ob und wann die Preise auch in Deutschland steigen, ließ der CEO offen.
Jassy führte aus, dass Amazon auch in Zukunft stark in Prime investieren werde - was angesichts des Konkurrenzdrucks von Netflix und Disney im Videobereich und von Apple und Spotify im Musik-Streaming-Geschäft kaum verwundert. Seit 2018 hat Amazon eigens die Anzahl der für Prime Video produzierten Filme und Serien verdreifacht. Im kommenden September soll die kostspielige Serie "Herr der Ringe" folgen, außerdem hat Amazon im Rahmen eines Vertrags über elf Jahre Rechte an Übertragungen der National Football League (NFL) erworben.
AWS glänzt mit guten Zahlen
Besonders stark wuchs erneut das Cloud-Geschäft. Amazon Web Services (AWS) erwirtschaftete hier Einnahmen von 17,78 Milliarden Dollar im vierten Quartal 2021, knapp 40 Prozent mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Die Analysten an der Wallstreet hatten im Mittel 17,37 Milliarden Dollar erwartet und zeigten sich entsprechend angetan. Im vorhergehenden dritten Quartal war AWS auch schon um 39 Prozent gewachsen.
Amazons Finanzchef Brian Olsavsky begründete das anhaltend starke AWS-Wachstum mit Investitionen in Vertrieb und Marketing, die Amazon in den vergangenen zwei Jahren getätigt habe. Derzeit kommen rund 13 Prozent der Umsätze von Amazon aus dem Cloud-Business, aber ein operativer Gewinn von 5,29 Milliarden Dollar (Vorjahr: 4,84 Milliarden), der deutlich über dem des operativen Quartalsgewinns des Gesamtkonzerns liegt (3,5 Milliarden Dollar). AWS ist also weiterhin die Cash-Cow des weltgrößten Online-Retailers.
Wie der US-Nachrichtensender CNBC errechnet hat, könnte gut die Hälfte der AWS-Einnahmen aus dem EC2-Geschäft stammen, der Elastic Computing Cloud, einem der ersten Angebote von AWS überhaupt. Hier stellt das Unternehmen seinen Kunden virtuelle Rechenkapazität bereit. Cloud-Kunden können nach Bedarf und skalierbar virtuelle Server buchen. (hv)