In der Notfallrettung sind es oft Sekunden, die entscheiden, ob ein Mensch überlebt. So war es auch im schwedischen Trollhättan, als ein 71-jähriger Mann während des Schneeschippens vor seiner Einfahrt einen Herzstillstand erlitt. Sofort wurde per Notruf die Rettungskette der Region Västra Götaland, Schweden, in Gang gesetzt. Ein Glied in dieser Kette ist der Emergency Medical Aerial Delivery Service (EMADE) von Everdrone.
"Ich war auf dem Weg zur Arbeit im örtlichen Krankenhaus, als ich aus dem Autofenster schaute und einen Mann sah, der in seiner Einfahrt zusammengebrochen war", erzählt Dr. Mustafa Ali. "Ich verstand sofort, dass etwas nicht stimmte und eilte zur Hilfe. Der Mann hatte keinen Puls, also begann ich mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung, während ich Passanten bat, die schwedische Notrufnummer 112 anzurufen. Nur wenige Minuten später sah ich etwas über meinem Kopf fliegen. Es war eine Drohne mit einem Defibrillator."
Von der Alarmierung bis zum Eintreffen des externen Defibrillators (AED) an der Einsatzadresse vergingen nur etwas mehr als drei Minuten. Kurze Zeit später traf der Krankenwagen ein. Nach der Erstversorgung vor Ort wurde der Patient ins Krankenhaus gebracht und ist heute wieder vollständig genesen.
Das Drohnen-Liefersystem in der Region Västra Götaland wird von Everdrone, einem Unternehmen für autonome Drohnenlösungen, betrieben. Die Lösung wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Center for Resuscitation Science am Karolinska Institutet, SOS Alarm und der Region Västra Götaland entwickelt und wird ständig verbessert. Der Betrieb wird zudem von Vinnova, Swelife und Medtech4Health unterstützt.
Eine Studie zum Einsatz von Drohnen, die externe Defibrillatoren an Patienten mit Verdacht auf Herzstillstand außerhalb des Krankenhaus liefern, wurde im European Heart Journal veröffentlicht. In Pilotstudien konnten Drohnen in 92 Prozent der Fälle erfolgreich einen automatischen Defibrillator liefern und waren dabei schneller als die klassischen Rettungsdienste. (bw)