Die Panama Papers sind das wohl größte Datenleck aller Zeiten. Mehr als elf Millionen Dokumente, darunter knapp fünf Millionen E-Mails, mehr als drei Millionen Dokumente aus Datenbanken und über 300.000 Textdokumente. Was sie enthüllen, ist brisant: Prominente Politiker und Wirtschaftsvertreter unterhalten Briefkastenfirmen in Panama. Auch mehr als tausend Deutsche sollen sich in den Unterlagen befinden.
Dabei sind Briefkastenfirmen nicht per se kriminell oder auch nur verwerflich, wie die Kanzlei Mossack Fonseca, von der die geleakten Daten stammen, betont. Sie können Teil einer sinnvollen Strategie sein, wenn legale Geschäfte besondere Vertraulichkeit erfordern, oder um exponierte Persönlichkeiten zu schützen. Oft genug dienen Offshore-Firmenkonstrukte aber illegitimen Interessen, etwa um Gelder an Finanzbehörden vorbeizuschleusen oder Einnahmen aus illegalen Waffen- und Drogengeschäften zu waschen.
Diese strafrechtlich relevanten Tatbestände zu finden, ist angesichts der Datenmenge eine Herkulesaufgabe. Sie wird noch erschwert dadurch, dass diejenigen, deren Namen sich auf der Liste finden, nicht unter Pauschalverdacht gestellt werden dürfen. Daher ist es nach der Enthüllung wichtig, Verdachtsmomenten nachzugehen und zügig Aufklärungsarbeit zu leisten. Dies ist ohne technologische Hilfe aber nicht zu schaffen.
Ermittlungen mit Technologie beschleunigen
Schon im Vorfeld der Veröffentlichungen haben sich Journalisten der Süddeutschen Zeitung einer Technologie bedient, die bereits im Zuge der Offshore-Leaks zum Einsatz kam. Sie brachte die Masse der Daten, vieles davon in Form eingescannter Papiere, die bis in die 1970er zurückreichen, in eine auswertbare Form. Die Identifikation von 140 Politikern und Amtsträgern, die Kunden von Mossack Fonseca waren, wurde so erst möglich.
Doch damit hört die Arbeit noch lange nicht auf. Der Zweck krimineller Briefkastenfirmen ist oft Verschleierung von Beziehungen, Eigentumsverhältnissen, Geldströmen und -quellen. Tritt eine Person in Zusammenhang mit einer Briefkastenfirma zu Tage, sagt das erst einmal nichts darüber aus, ob und in welchem Umfang sie in illegale Geschäfte verwickelt ist. Dazu muss das verworrene Netzwerk aus über 200.000 Scheinunternehmen zunächst entflochten werden. Erst dann lässt sich feststellen, ob ein strafbares Verhalten vorliegt. Auch hierfür bedarf es neben personellen Ressourcen vor allem passender Technologien, die eine effiziente Auswertung der Daten erlauben, etwa intelligente Recherchesoftware. Software, die bei der Analyse von Chats zwischen Geschäftspartnern oder E-Mail-Kommunikation effizient unterstützen kann und das schnelle Auffinden verdächtiger Aussagen ermöglicht.
Gerade bei der zeitkritischen Beweissicherung oder Aufstellung einer soliden Anklagegrundlage kann der Einsatz von Software entscheidend sein. Eine solche Analysesoftware reduziert den Arbeitsaufwand von Anwälten auf einen Bruchteil. Wo diese damals noch wochenlang mit dem manuellen Sichten von E-Mails und Dokumenten beschäftigt waren, kann der zu sichtende Anteil heute mit dem Einsatz von entsprechender Software auf drei bis fünf Prozent der Gesamtunterlagen reduziert werden.
Zusammenfassend können es sich Ermittlungsbehörden nicht leisten, nicht allen versteckten Hinweisen auf den Grund zu gehen. Werden Schuldige nicht zur Rechenschaft gezogen, obwohl die Daten da waren, würde das öffentliche Vertrauen massiv erschüttert. Aber auch umgekehrt ist eine lückenlose Aufklärung im Interesse all der Betroffenen, die sich nichts zuschulden haben kommen lassen. (sh)