Für den Test der drei Blade-Server verwendete Paul Venezia von der CW-Schwesterpublikation "Infoworld" die Spechpc Benchmarking Suite. Zusätzlich untersuchte er die mitgelieferten Verwaltungswerkzeuge. Der Tester nahm sich für jeden der drei Rechner "Dell Poweredge 1955 Blade System", "HP Blade System c-Class" und "Sun Blade 8000 Modular System" einen ganzen Tag Zeit, um die Funktionen zu prüfen. Die Hersteller hatten allerdings im Vorfeld eine Frist von mehr als vier Wochen für die Optimierung der Geräte und die Installierung von zusätzlichen Programmen. Dabei waren die Lieferanten frei in der Konfigurierung von Server und Interconnect-Verbindung. Die einzige Einschränkung bestand darin, dass die Vorgaben des Benchmark eingehalten wurden, und die erlaubten nicht mehr als 16 CPU-Sockeln und 32 GB RAM je Maschine. Jeder CPU-Sockel durfte mit einem Dual- oder Quad-Core-Prozessor bestückt sein, und jeder Blade-Server konnte mit zwei bis vier CPUs arbeiten. Ansonsten sollten die Rechner so leistungsfähig wie möglich ausgestattet sein.
Harte Tests bestehen
Tester Venezia entschied sich dafür, die Geräte der Spechpc-Testreihe für High-Performance-Computing (hpc) zu unterziehen. Er wollte aber nicht nur die hpc-Fähigkeiten ermitteln, sondern erwartete, dass dieser Test Prozessoren, Hauptspeichern und Interconnect-Verbindungen genug Arbeitslast für eine genaue Überprüfung aufbürden würde.
Der Test, der im Advanced Networking Computing Lab der Universität of Hawaii stattfand, begann für Venezia mit einem Paukenschlag: "Im allerletzten Augenblick und nach Monaten der Vorbereitung schickte IBM seine Geräte nicht", beschreibt der Tester die Überraschung. Alle Versuche, Big Blues Rechner ins Testlabor zu bringen, schlugen fehl, und eine Begründung für das Versäumnis gab es auch nicht.
HP mit Intel und AMD
Die Tester nahmen sich als erstes HPs neues c-Class-System vor, das gegenüber dem Vorgängermodell hauptsächlich zwei Neuerungen aufwies: 2,5-Zoll-SAS- statt 3,5-Zoll-SCSI-Laufwerke und eine neue modulare Backplane mit einem Datendurchsatz von 5 Tbit/s. Daraus ergibt sich für HP der Vorteil, dass die neuen Blade-Server nur halb so groß sind wie ihre Vorgänger und 16 davon im 10U hohen c-Class-Chassis Platz finden. Für den Test benutzte HP Vorabversionen des "BL460c"-Servers, die mit Intels Quad-Core-Xeon-CPUs bestückt waren. Diese Prozessoren enthalten einen L2-Cache-Speicher mit 4 MB, sind auf 1,866 Gigahertz getaktet, verfügen über einen auf 1 Gigahertz getakteten Front-Side-Bus und 4 GB Hauptspeicher pro Prozessorsockel.
Wie die anderen Testkandidaten von Dell und Sun verwendete auch HP Infiniband als Interconnect-Verbindung zu einem externen Switch von Voltaire. "Anders als beispielsweise bei Suns X8400-Blades wird bei der HP-Lösung viel vom I/O-Verkehr über interne Switching-Module erledigt", beschreibt Venezia die enge Verzahnung von Backplane und Blade-Server. Der Vorteil dabei ist, dass weniger Kabel benötigt werden, allerdings ergaben sich daraus im Testlabor Probleme mit der Infiniband-Übertragungstechnik: Es dauerte ziemlich lange, bis das HP-System so konfiguriert war, dass es die Erfordernisse der Spechpc-Suite erfüllte und der Test ablaufen konnte.
Für die Verwaltung der Geräte bietet HP eine interne Konsole an, die über das Web erreichbar ist und bei Bedarf auch im "Insight Manager" verankert werden kann. Die Installation dieses Werkzeugs empfiehlt sich für die Verwaltung von mehreren Blade-Chassis, ist aber nicht zwingend notwendig. Beeindruckt zeigte sich Tester Venezia von den im Chassis eingebauten Management-Funktionen: Der Status von Arbeitslast und Wärmeverteilung wird nicht nur angezeigt, sondern es werden auch Empfehlungen für das Anschalten von Lüftern gegeben. Die eingebauten Stromversorgungen schalten sich automatisch zu und bei weniger Bedarf ab, um den Strom- und Wärmehaushalt zu schonen.
Produkt |
Chassishöhe |
Maximale Blade-Anzahl |
CPU pro Blade |
CPU-Typ |
Maximale RAM |
Stromaufnahme |
Preis der testkonfiguration |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Dell Poweredge 1955 Blade System |
7U |
10 |
2 |
Intel Xeon |
32 bis 64 GB |
3,6 KW |
75 000 Dollar |
HP Blade-System c-Class |
10U |
16 |
2 |
Intel Xeon und Itanium2, AMD Opteron |
32 GB |
3,6 KW |
67 000 Dollar |
Sun Blade 8000 Modular |
19U |
10 |
4 |
AMD Opteron |
64 GB |
8 – 9 KW |
101 000 Dollar |
Remote-Management
Nicht zufrieden war der Tester allerdings mit den Funktionen, mit denen die Konsole umdirigiert wird: Verwendet man die eingebaute "Information-Lights-Out"-Karte, dann ergeben sich Irritationen bei Verwendung von Maus und Display. Die einzig andere Möglichkeit besteht darin, den Dongle-Port für den Anschluss von Tastatur, Bildschirm und Maus zu nutzen: "Nicht schön, aber es funktioniert", so das Testurteil.
Qualitätsmängel anderer Art ergaben sich innerhalb des Blade-Chassis. Ein Server schien immer wieder Anschlussprobleme zu haben, ein anderer verlor den Kontakt zu seinem internen Raid-Controller. Venezia konzediert aber, dass diese Fehler darauf zurückzuführen sind, dass es sich bei den Test-Blades um Vorabversionen neuer Produkte handelte. Dennoch absolvierte das HP-System den gesamten Spechpc-Benchmark und erhält trotz einiger kleinerer Probleme im Test von Venezia die Bewertung "ein imponierendes Stück Ingenieurskunst". Als Hauptvorteile nennt er neben der Rechnerdichte die Vielfalt von verfügbaren Blade-Optionen mit Xeon-, Itanium-2- und Opteron-Prozessoren sowie ein dediziertes Festplatten-Blade und die anpassbaren Strom- und Kühlfunktionen.
Sun setzt auf Größe
Als nächsten Kandidaten unterzog er Suns Blade 8000 Modular System einer genauen Untersuchung. Zunächst fiel ihm die Größe des Chassis auf, das im Rack 19 Höheneinheiten belegt und damit fast doppelt so hoch ist wie die HP-Lösung. Zehn Blade-Server passen in das Gehäuse, wobei Sun als einziger Hersteller vier Prozessoren je Blade gestattet. Bestückt mit AMDs Dual-Core-Opteron-CPUs bringt das Gerät im 19-Zoll-Rack eine Leistung von 160 Rechenkernen. Der Tester empfielt, so ein Rack mit generös dimensionierten Kühlungen auszustatten und für eine dicke Stromleitung zu sorgen, weil Sun die Stromaufnahme auf neun Kilowatt beziffert.
Auch beim Sun-Blade dauerte es eine ganze Weile, bis das System für den Test bereit war - und dann waren die Ergebnisse nicht berauschend. Venezia glaubt aber, dass sich das System noch hätte optimieren und sich dadurch bessere Ergebnisse hätten erzielen lassen. Die einzelnen "X8400"-Server enthalten zwei SAS- oder SATA-Laufwerke mit 2,5 Zoll Formfaktor und einen Raid-Controller. Der Hauptspeicher lässt sich pro Blade in 1-GB-Schritten auf 64 GB ausbauen, so dass es ein Chassis auf 640 GB RAM verteilt auf 40 CPU-Sockel bringen kann. Bei AMDs Opteron-Prozessoren stehen Taktraten von 2,0 bis 2,6 Gigahertz zur Auswahl, die jeweils einen L2-Cache-Speicher mit 1 MB besitzen. Zusätzlich steht auch der "Rev-F"-Chip von AMD bereit, der über bessere Virtualisierungsfunktionen und breitere RAM-Unterstützung verfügt.
Für I/O-Verkehr
Überzeugt war der Tester von den I/O-Optionen: "Jeder Blade-Server kann mit sechs verschiedenen I/O-Formaten jonglieren. Zusätzlich bestehen zwei unterschiedliche Möglichkeiten, um die physischen I/O-Ports an die Blades anzudocken." Das X8400-Blade besitzt "Network Express Modules" (NEM), die PCI-Express-Verbindungen aus den Blades bündeln. Im Test wurden zwei der NEM-Einheiten benutzt, die für jedes Blade vier Gigabit-Ethernet-Ports bereitstellten. Die Infiniband-Schnittstelle in jedem NEM lieferte zwei Infiniband-Anschlüsse je Blade. Der "Infoworld"-Tester bezeichnet das I/O-Design der Sun- Blades als "ziemlich flexibel, und die Hot-swap-Möglichkeit ist sicherlich auch attraktiv".
Wegen der großen Rechenpower und der Leistungsfähigkeit der Sun-Blades mit den vier Prozessorsockeln, stuft Venezia diese Server eher als modulare Server ein: "Das ist kein System, um einfache Web- oder Directory-Applikationen ablaufen zu lassen - außer es ist virtualisiert." Anders als bei den Konkurrenzprodukten von HP und Dell sei die Sun-Lösung im High-Performance-Computing, bei großen Datenbanken und Virtualisierungsaufgaben zu Hause und weniger für Standard-Server-Aufgaben geeignet.
Schnell und simpel
Auch in puncto Systemverwaltung konnte das 8000 Modular System den Tester überzeugen: "Suns Java-basierendes Remote-Management ist die am schnellsten und einfachsten zu bedienende Konsole und läuft dabei auf allen Workstation-Plattformen." Arbeite man über die Web-Bedienerschnittstelle am Chassis, dann erscheine mit nur einem Klick die Konsolenoberfläche, über die man per Tabulator auf das einzelne Blade zugreifen könne. Insgesamt, so Venezia, ist Sun Blade 8000 ein "Meisterstück der Ingenieurskunst". Bei einem Preis von 100 000 Dollar für die Testkonfiguration sei es keine Einstiegslösung.
Schwer getäuscht hatte sich "Infoworld"-Tester Venezia beim dritten Kandidaten, Dells Poweredge 1955 Blade System. Er hatte sich nicht viel Neues vom Direktanbieter erhofft, wurde aber eines Besseren belehrt: Während die Ingenieure der anderen beiden Anbieter sechs bis acht Stunden damit verbrachten, ihre Systeme so zu konfigurieren, dass der Spechpc-Test richtig und möglichst performant ablaufen kann, arbeitete das Dell-System die gesamte Testsuite in der 90-minütigen Vorbereitungszeit am Vortag ab. "Nicht nur das, das Dell-Blade lieferte bei weitem auch noch die besten Testergebnisse." Venezia führt das gute Abschneiden nicht nur auf die Hardware zurück, sondern auch auf das Tuning der Maschine durch die Dell-Mannschaft.
Dell nutzt ein Chassis mit nur sieben Höheneinheiten (7U) und bestückt es mit maximal zehn Servern. Jedes Blade enthält zwei SAS- oder SATA-Laufwerke mit Raid-Controller und bis zu 32 GB Hauptspeicher je Dual- oder Quad-Core-CPU. Der Aufbau für den I/O-Verkehr ähnelt der HP-Lösung mit integriertem Switching über eine passive Midplane und einem Switch-Module entweder von Cisco oder Dell.
Solides Arbeitspferd
Eines der Alleinstellungsmerkmale von Dells System ist der integrierte KVM-Switch (KVM = Keyboard, Video, Mouse), der von Avocent stammt und Zugang zu jedem Blade-Server erlaubt. Ein Monitor mit Tatstatur kann auch direkt über einen Dongle an der Vorderseite der Blades angeschlossen werden. Für Venezia war die Dell-Konsole "die beste Nicht-IP-basierende Konsole aller getesteten Blade-Systeme". Trotz Einschränkungen beim I/O-System besteche die Dell-Lösung mit dem kleinen Formfaktor und der Leistungsfähigkeit.