Prozessoren in Gefahr?

Arm verklagt Qualcomm

08.09.2022
Von 
Andy Patrizio arbeitet als freier Journalist für die Network World.
Die Produktion von Prozessoren auf Arm-Basis bei Qualcomm steht nach einer Klageeinreichung auf der Kippe.
Arm verklagt Qualcomm wegen angeblicher Lizenzverstöße und Markenrechtsverletzungen. Das könnte die Produktion von Chips auf Arm-Basis behindern.
Arm verklagt Qualcomm wegen angeblicher Lizenzverstöße und Markenrechtsverletzungen. Das könnte die Produktion von Chips auf Arm-Basis behindern.
Foto: Tada Images - shutterstock.com

Arm Holdings hat vor einem US-Bezirksgericht gegen den Tech-Giganten Qualcomm und dessen Tochtergesellschaft Nuvia Klage wegen Verstößen gegen Lizenzvereinbarungen und Markenrechtsverletzungen eingereicht. Der Schritt erfolgt nur wenige Tage, nachdem bekannt wurde, dass Qualcomm wieder in den Servermarkt einsteigen und sich auch auf dem Client-/Desktop-Markt versuchen will. Im vergangenen Jahr hatte Qualcomm Nuvia (gegründet von ehemaligen Apple-SoC-Designern) für 1,4 Milliarden Dollar gekauft.

Arm-Klage setzt Qualcomm unter Zugzwang

In der nun eingereichten Klage fordert Arm nun:

  • eine nicht näher bezifferte Schadenersatzsumme,

  • Anwaltsgebühren sowie

  • ein Verbot der Nutzung markenrechtlich geschützter Arm-Technologie und

  • die vertragliche Verpflichtung, bestimmte Nuvia-Designs zu "zerstören".

"Da Qualcomm versucht hat, Nuvia-Lizenzen ohne Zustimmung von Arm zu übertragen, was zu den Standardbeschränkungen in Arm-Lizenzverträgen gehört, endete die Lizenzvereinbarung von Nuvia im März 2022. Vor und nach diesem Datum hat Arm mehrfach in gutem Glauben versucht, eine Lösung zu finden. Im Gegensatz dazu hat Qualcomm gegen die Bedingungen der Lizenzvereinbarung verstoßen, indem es die Entwicklung im Rahmen der gekündigten Lizenzen fortgesetzt hat. Arm hatte keine andere Wahl, als diese Klage gegen Qualcomm und Nuvia einzureichen, um sein geistiges Eigentum und Geschäft zu schützen und um sicherzustellen, dass unsere Kunden Zugang zu gültigen Arm-basierten Produkten haben", heißt es seitens Arm in einer Erklärung.

Qualcomm antwortete mit einem Gegen-Statement: "Die Klage von Arm stellt eine unglückliche Abweichung von der langjährigen, erfolgreichen Beziehung zu Qualcomm dar. Arm hat weder vertraglich noch anderweitig das Recht, zu versuchen, die Innovationen von Qualcomm oder Nuvia zu beeinträchtigen. Die Klage von Arm ignoriert die Tatsache, dass Qualcomm über weitreichende, gut etablierte Lizenzrechte verfügt, die seine speziell entwickelten CPUs abdecken. Wir sind zuversichtlich, dass diese Rechte bestätigt werden."

Arm stellt keine Chips her, sondern designt diese und lizenziert sein geistiges Eigentum. Der Großteil der Lizenznehmer verwendet von Arm entwickelte Kerne, die unter dem Markennamen Cortex bekannt sind. Einige wenige Unternehmen wie Qualcomm und Nuvia verfügen über ein sogenanntes Architecture License Agreement (ALA). Das erlaubt ihnen, die Cores von Grund auf neu zu entwickeln, statt ein Arm-Design zu verwenden.

Bob O'Donnell, President und Chefanalyst von TECHnalysis Research, ordnet ein: "Soweit ich das beurteilen kann - und ich habe mit beiden Unternehmen gesprochen - handelt es sich um eine vertragliche Meinungsverschiedenheit, die an die Öffentlichkeit gelangt ist. Da ein Großteil von Qualcomms Desktop- und Servergeschäft von der Nuvia-Technologie abhängt, muss Qualcomm diese Angelegenheit schnell klären." (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Network World.