Das neue Internetangebot von ARD und ZDF für junge Leute hat die erste Hürde genommen. Der Rundfunkrat des dabei federführenden Südwestrundfunks (SWR) hat dem Konzept einmütig zugestimmt, wie der Sender am Dienstagabend in Stuttgart bestätigte. Mit dem Angebot, das Mitte 2016 starten soll und noch keinen Namen hat, wollen die Öffentlich-Rechtlichen 14- bis 29-Jährige für sich zurückgewinnen. Das Programm soll nicht nur auf der Website zu finden sein, sondern auch auf Plattformen wie YouTube oder Facebook. Am 29. Mai geht das Konzept dann in den ZDF-Fernsehrat. ZDF-Chefredakteur Peter Frey rechnet auch dort mit Rückenwind: "Da gibt es viel Unterstützung von der Politik."
Allerdings könnten ARD und ZDF mit den 45 Millionen Euro, die zur Verfügung stünden, keine großen Sprünge machen. Das Angebot solle auch deshalb eine "kluge Mischung" aus völlig neu produziertem Material und wiederverwerteten Inhalten von Fernsehen oder Hörfunk sein, erläuterte Frey in Stuttgart. Die Sender hatten ursprünglich einen Multimedia-Auftritt für 14- bis 29-Jährige in Fernsehen, Radio und im Netz geplant. Doch dagegen hatte es in einigen Bundesländern Widerstand gegeben. Für das neue Online-Angebot werden die Digitalkanäle EinsPlus und ZDFkultur eingestellt.
SWR-Intendant Peter Boudgoust hatte stark für das trimediale Angebot gekämpft. "Ich räume ein, dass ich zwei Tage und drei Nächte brauchte, um das richtig zu erfassen", sagte Boudgoust am Dienstag. Jetzt sieht er aber eine "Riesenchance". Für das ZDF war die Entscheidung der Regierungschefs im Oktober schon damals kein Beinbruch. Frey erklärte nun sogar, die Politik habe eine "weise Entscheidung" getroffen. Programmgeschäftsführer soll Florian Hager (39) werden, derzeit bei Arte stellvertretender Programmdirektor.
Das ZDF will mit dem neuen Angebot auch das Personal des eigenen Senders verjüngen. Vor allem junge Leute sollen das neue Programm machen. Dieser Verjüngungseffekt sei genauso wichtig wie das inhaltliche Angebot selbst, sagte Frey. Die Führung des Teams von 60 jungen Medienmachern beider Sender werde in Mainz sitzen, sagte Boudgoust. Der ZDF-Chefredakteur sagte, das neue Projekt habe "Laborcharakter". Die Macher - 30 von jedem Sender - sollten neue Dinge ausprobieren dürfen und dabei auch den Mut zum Scheitern haben, ergänzte Boudgoust.
Hager will die jungen Leute mit ins Programm einbeziehen: "Nutzer sind nicht nur Empfänger, sondern Teil des Teams." Das Programm werde einen Informationsanteil haben - "aber keine klassischen Nachrichten". Es dreht sich um Wissen, Musik, Comedy, fiktionale Unterhaltung und Sport - allerdings keine Liveübertragungen, sondern hintergründige Erklärstücke. Hager meinte, man wolle nicht "super stylish und hip" sein, sondern eine Haltung haben und lieber "zugespitzt und selbstironisch" daherkommen. (dpa/tc)