Kritik auf Kununu und Co.

Arbeitgeber dürfen keine positiven Bewertungen verordnen

10.08.2016
Von 
Olaf Kempin ist Mitgründer und Co-Geschäftsführer des Darmstädter Personaldienstleisters univativ. Er beschäftigt sich mit Fragen rund um die Personalwirtschaft und den Arbeitsmarkt.
Egal ob man einen Job sucht oder eine Stelle besetzen will: Die Suche nach dem richtigen Job oder dem perfekten Bewerber kostet Zeit und Nerven. Bewertungsportale wie kununu oder meinChef.de können dabei helfen herauszufinden, ob Arbeitgeber und potentieller Mitarbeiter zusammenpassen oder nicht.

Die Beliebtheit von Arbeitgeberbewertungsportalen im Netz steigt stetig, jedoch sollten Nutzer nicht jedes Wort für bare Münze nehmen und Bewertungen hinterfragen. Wie verlässlich sind die Informationen, die man auf Bewertungsportalen liest? Wie gelingt es einem Unternehmen, sich dort möglichst authentisch und realistisch zu präsentieren? Der richtige Umgang mit Bewertungsportalen kann ganz einfach sein, wenn man einige Tipps und Hinweise im Hinterkopf behält.

Aus schlechten Bewertungen lernen

Unternehmen tun gut daran, offen und transparent mit den Bewertungen im Netz umzugehen. Kritik sollte man – soweit sie konstruktiv geäußert wird – annehmen und prüfen oder aber sachlich widerlegen. Eine negative Bewertung ist für das Unternehmen eine Chance: In der Regel gibt eine schlechte Bewertung einen ernstzunehmenden Hinweis auf Verbesserungspotenziale im Unternehmen. Dieses Potenzial wird oft leichtfertig verschenkt. Transparentes Auftreten erreicht man außerdem durch die Angabe von Kontaktdaten und eines namentlich genannten Unternehmensvertreters. Diese Details verstärken ein authentisches Auftreten und wirken sich positiv auf die Glaubwürdigkeit aus.

Nutzen Sie alle Möglichkeiten, ihre Noten als Arbeitgeber zu verbessern.
Nutzen Sie alle Möglichkeiten, ihre Noten als Arbeitgeber zu verbessern.
Foto: Wolfilser - shutterstock.com

Unternehmen müssen auf Bewertungen reagieren

Damit ein Dialog entsteht, ist es besonders wichtig, auf Bewertungen im Netz zu reagieren. Ganz klar: Unternehmen sollten auf jeden Fall Position beziehen, auch bei positiven Bewertungen. Jede unbeantwortete Bewertung ist verschenktes Potenzial, mit Bewerbern zu interagieren, sich weiterzuentwickeln und glaubwürdiges Employer Branding zu betreiben. Bewertungsportale für Arbeitgeber à la kununu und Co. sind nur ein möglicher Ansatzpunkt. Für Unternehmen empfiehlt sich daher, den Austausch mit Arbeitnehmern und Bewerbern auf unterschiedlichen Kanälen stattfinden zu lassen. Die Möglichkeiten sind vielfältig: Von Mitarbeitergesprächen, 360-Grad Feedbacks bis hin zu anonymisierten Mitarbeiterbefragungen gibt es diverse Optionen für Arbeitgeber, um Feedback einzuholen.

Umfragen, die von einem externen Spezialisten durchgeführt und ausgewertet werden, bieten außerdem die Möglichkeit, ein dezidiertes Meinungsbild zu Themen abzufragen, die für das Unternehmen eine besonders hohe Relevanz haben. Ein Unternehmen, das in den Sozialen Medien greifbar und reaktionsfreudig ist und auch auf Bewertungsplattformen oder der unternehmenseigenen Webseite zügig antwortet, sammelt bei Bewerbern schnell Sympathiepunkte. Interne Befragungen und Mitarbeitergespräche zeigen, dass ein Unternehmen ernsthaft daran interessiert ist, was die Mitarbeiter bewegt und wo es Verbesserungspotenzial gibt.

Offenheit im Vorstellungsgespräch

Selbst Vorstellungsgespräche bieten die Chance, wertvolle Hinweise zur Außenwirkung des Unternehmens zu bekommen. Bringt ein Bewerber den Mut auf, negative Bewertungen anzusprechen, sollten Personaler das Potenzial der Situation erkennen. Klare Worte helfen dabei, das gegenseitige Verständnis zu vertiefen und eventuell vorliegende Missverständnisse auszuräumen. Mit einer kritischen Nachfrage zeigt der Bewerber, dass er sich mit dem Unternehmen ernsthaft auseinandergesetzt hat. Das Unternehmen sollte eine solche Gelegenheit nutzen, um zu den Aussagen Stellung zu beziehen und die Kritik im Idealfall sachlich zu widerlegen oder mögliche Lösungen aufzeigen, die sich seither ergeben haben. Alles andere wäre eine vertane Chance für beide Seiten. Im Umkehrschluss kann dieser offene Umgang des Unternehmens Pluspunkte beim Bewerber einbringen – der sich im Idealfall mit einer positiven Bewertung des Gespräches revanchiert.

Bewertungen dürfen nicht angeordnet sein

Unternehmen sollten die eigenen Mitarbeiter für ihre Außenwirkung nutzen. Ob Talent Management oder internes Personalmarketing: Egal, welchen Stempel eine Maßnahme trägt, sie zielen alle auf Mitarbeiterbindung ab. Wird das Thema Employer Branding an dieser Stelle ernst genommen, zahlen sich die Bemühungen des Unternehmens auch aus. Zahlreiche Studien belegen, dass eine starke Marke dazu beiträgt, dass Mitarbeiter sich besser mit dem Unternehmen identifizieren können. Dabei ist eine positive Bewertung durch die Mitarbeiter nur eins der möglichen Ergebnisse.

Wichtig ist es, so authentisch wie möglich zu bleiben. „Angeordnete“ Bewertungen erkennen die Leser in der Regel schnell, denn sie sind meist weniger ausführlich und wirken dadurch aufgesetzt. Nur Bewertungen aus der eigenen Motivation der Mitarbeiter heraus haben für das Unternehmen langfristig einen echten Mehrwert.