Mit der offiziellen Vorstellung der Apple Watch, legte der Hersteller dann nun alle Einzelheiten auf den Tisch: Preise zwischen 399 Euro und 18.000 Euro, 18 Stunden Akkulaufzeit, 8 GB Speicher und Verfügbarkeit in Deutschland ab dem 24. April 2015. Auch finden sich auf den neuen Apple Watch Seiten weitere Details, zum Spritzwasserschutz – die Uhr ist nicht wasserfest, aber wassergeschützt –, zum Herzfrequenzmesser oder zu den austauschbaren Armbändern. Ganz im Stile des Apple Marketings, das es immer wieder schafft ungewöhnlich starke Emotionen und Begehrlichkeiten bei einem technischen Produkt zu wecken, wurde die Apple Watch auch an diverse Medienvertreter und andere sogenannte Influential People verteilt. So verwundert es nicht, dass pünktlich zum Ende der Vorstellung die ersten Erfahrungsberichte, Videos und Bildergalerien auf diversen Blogs und Technik-Seiten online waren, meist mit einem durchweg positiven Feedback zur Apple Watch.
Aber was macht man nun mit einer 400 Euro Smartwatch, die ohne ein iPhone (ab dem iPhone 5) nicht funktioniert, und die jede Nacht wieder aufgeladen werden muss? Fitness, Kommunikation und (natürlich) Zeitmessung sind laut Apple die Kernfunktionen der Uhr. Insbesondere Fitness ist eines der offensichtlichsten Anwendungsgebiete für ein sogenanntes Wearable; hilft es doch beim immer populäreren Vermessen des eigenen Körpers oder der Erfassung der täglichen Aktivitäten. Die Uhr zeigt mir wie viele Kalorien ich verbrannt habe, wie oft ich aufgestanden bin oder wie zügig ich mich bewegt habe, auch werde ich darauf hingewiesen, wenn es mal wieder Zeit ist aufzustehen und eine Pause vom Sitzen zu machen. Zudem erfasst sie die Herzfrequenz und physische Bewegungen jeder Art. Angereichert mit den GPS-Informationen des iPhone ergibt sich so ein umfassendes Aktivitätsprofil, das in der Health App am iPhone veranschaulicht wird.
Bei dem zweiten Punkt Kommunikation wird es schon schwieriger, wirkliche Anwendungsfälle zu benennen. Sinnvoll sind sicherlich die Notifikationen und Erinnerungen, die am Handgelenk angezeigt werden können, ohne das iPhone aus der Tasche holen zu müssen. Oder wenn mir die Uhr das Wetter, Börsenkurse oder den Standort des nächsten Uber-Fahrers bereitstellt. Jedoch die Uhr auch zum Telefonieren zu verwenden, was dank eingebautem Mikrofon und Lautsprecher möglich ist, oder mithilfe von Siri Texte zu diktieren oder Befehle zu erteilen, mutet (noch) etwas befremdlich an. Dies erinnert an die US-Serie Knight Rider, in der der Hauptdarsteller mit seinem Auto über die Uhr am Handgelenk kommuniziert.
- Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Tim Cook stellt die Watch vor. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Unter anderem kann die Watch Siri, Apple Pay, Kamera vom iPhone auslösen, navigieren, Passbook für Tickets oder die Musik des Smartphones fernsteuern. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Hier sehen Sie den Homescreen der Watch. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Viel Wert legt Apple auf das Fitness-Tracking. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Man kann sich persönliche Ziele setzen... - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
... oder das Workout begleiten. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Die Watch bietet in der App "Workout" die passenden Funktionen. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
So zeigt sie beispielsweise die gelaufene Strecke an. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Ein Druck auf die Taste unterhalb der Krone gibt Zugriff auf die persönlichen Kontakte. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Auf Nachrichten lässt sich direkt antworten. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Der Herzschlag lässt sich messen und anderen Watch-Trägern aus den persönlichen Kontakten direkt senden. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Siri kann über die Watch direkt angesteuert werden. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Durch NFC eignet sich die Watch auch für Apple Pay. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Oder man betrachtet Bilder via Instagram. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Stört ein Anruf, so lässt er sich direkt auf der Watch annehmen - oder ablehnen. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Durch die Integration von Passbook auf der Watch lässt sich mit der Uhr direkt einchecken. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Die App Uber kann ein Taxi zum Flughafen rufen. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Wenn eine Hotelkette will, dann kann man die Watch auch als Schlüssel verwenden. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Eine App Alarm.com erlaubt laut Apple auch das Überwachen der Garage und das Tor öffnen durch Remote-Steuerung via Internet. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Hier sehen Sie die Möglichkeiten der App Alarm.com. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Texte lassen sich per Sprache diktieren und entweder als Audio oder eben Text verschicken. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Alle Apps von Drittanbietern werden über die iPhone-App "Apple Watch" installiert. In der App ist auch ein App Store für die Watch integriert. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
18 Stunden gibt Apple als Akkulaufzeit an; bei einem typischen Betrieb. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Das reicht, damit Apple von einer Nutzung über den ganzen Tag spricht. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Laden erfolgt über Induktion durch einen magnetisch sich fixierenden Connector. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Die Watch Sport gibt es ab 349 US-Dollar; oder in Deutschland ab 399 Euro. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Dafür bekommt man dann auch den Herzfrequenzmesser, den Sie hier im Bild sehen. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Etwas teurer sind die "normalen" Watch-Modelle im Edelstahlgehäuse. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Deutschland ist bei den ersten Ländern dabei, in denen man die Watch kaufen kann. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Ab 24. April 2015 ist es soweit. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
So werden übrigens die Watch-Modelle im Apple Store präsentiert. - Apple Watch: Präsentation zur offiziellen Vorstellung
Ungeduldige können schon ab 10. April vorbestellen und sich die Watch in selektierten Läden anschauen.
Auf die Positionierung kommt es an
Spannend ist auch, wie das gesamte iOS-Ökosystem auf das neue Gerät und dessen Möglichkeiten und Einschränkungen reagieren wird. So ist schon die Rede von Bändern, die die Akkulaufzeit erhöhen, von einer Vielzahl von Apps, die speziell für die Apple Watch angepasst wurden um zum Beispiel das geschlossene Garagentor zu öffnen. Ganz andere Möglichkeiten bieten sich auch im Gesundheitssektor an. Ganz zu schweigen von Apple Pay, das mithilfe der Apple Watch nun auch für eine größere Zahl an iOS-Geräten zur Verfügung steht (ab iPhone 5) und dadurch eine größere Zielgruppe für den Zahlungsdienst von Apple verspricht.
Wie verkauft man nun eine Smartwatch, die eigentlich nur eine teure Fernsteuerung für das iPhone mit ein paar zusätzlichen Funktionen ist und nicht nur Technik-Enthusiasten ansprechen möchte? Indem man Begehrlichkeiten weckt, die auch Käufer anderer Marktsegmente ansprechen und so eine breitere Käuferschicht generiert. Apple hat sich hierfür Unterstützung in der Mode-Branche gesucht , und eine große Modellpalette mit Varianten für jeden Geschmack und Geldbeutel aufgelegt. Der Weg zum Mode-Accessoire ist geebnet.
Dennoch gibt es noch Fallstricke: So erweitert sich dadurch nicht nur die mögliche Käuferschicht, auch die Konkurrenz für das neue Gerät wird größer. Diese beschränkt sich nicht mehr nur auf Samsung, Pebble oder LG – die alle bereits funktionstüchtige Smartwatches im Angebot haben – sondern auch etablierte Größen wie Fossil, Omega, Rolex oder Frédérique Constant, also etablierte Anbieter von (Luxus)Uhren aller Art, werden zu Gegenspielern.
- Clear
Clear ist eine minimalistische To-Do-LIste für alltägliche Aufgaben. Bereits mit der iPhone-App hat der Entwickler Realmac einige Design-Preise gewonnen. Auch auf der Apple Watch kann der Nutzer eigene Aufgaben verwalten, nach Erledigung abhaken oder Erinnerungen für anstehende Tasks erhalten. - Exact Fitness Timer
Die Apple Watch soll wohl in diversen Fitness-Studios die unförmigen und eigentlich hässlichen Hüllen auf den Oberarmen der angehenden Sportler ersetzen, denn nach wie vor ist das iPhone einer der beliebtesten Fitness-Tracker. Die App Exact Fitness Timer misst zur Zeit die sportliche Betätigung des Nutzers, man kann sich aber gut vorstellen, dass zusammen mit dem HealthKit das Potential solcher Apps bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist. - Feed Wrangler
Feed Wrangler von Dave Smith bringt einen einfachen RSS-Reader auf die Apple Watch, die App wird es sogar erlauben, ganze Texte aus der RSS-Liste zu lesen. Doch die Anzahl der Nutzer, die dies tatsächlich machen, wird aus bekannten Gründen (winziges Display!) wohl eher klein bleiben. - Fitness Spades
Fitness Spade ist auch eine Fitness-App, dient aber nicht dazu, die Aktivitäten zu messen, sondern den Nutzer zu sportlichen Aktivitäten zu bewegen - je nach gezogener Karte muss man die entsprechende Zahl entweder an Liegestützen oder Bauchmuskelübungen machen. - Home Remote
Home Remote verlagert die Steuerung der Türen, Lichter oder Heizung vom iPhone direkt an das eigene Handgelenk. So kann man sich den Griff aus der Tasche sparen. - Office Time
Im iTunes Store tummeln sich unzählige Apps, die die Zeit mitschreiben und so den arbeitstätigen iPhone-Besitzern helfen, die einzelnen Aufgaben nach Zeitaufwand aufzudröseln. OfficeTime ist eine davon und schafft es wohl ab April auch auf die Apple Watch. Ein Vorteil hat eine solche App am Armgelenk - sie hat man öfter vor Augen und vergisst so weniger, die App zu nutzen. - Promt
Promt ist eigentlich noch in Entwicklung, verspricht aber nichts weniger als einen persönlichen und unauffälligen Telepromter für unerfahrene Redner. So wird eine Präsentation in Folien oder Abschnitte geteilt. Jedem Abschnitt wird eine gewisse Zeitspanne zugewiesen, die Apple Watch kann dann anzeigen, wie viel Zeit für den Abschnitt geblieben ist und wo sich der Redner im Präsentationsverlauf befinden sollte. - Slopes
Slopes ist auch eine Tracking-App, aber nicht für das Fitness-Studio, sondern für Sportarten wie Wandern, Joggen oder Ski-Fahren gedacht. Aus eigener Erfahrung kann man nur bestätigen, dass Hantieren mit dem iPhone irgendwo in den Bergen sich nicht immer als sehr komfortabel erweist - mal sind die Hände beschäftig, die Touch ID erweist sich für Ski-Fahrer dank der Handschuhe als Hindernis, oder das iPhone ist in den Tiefen des Rucksacks versteckt. Die Slopes-App bringt die wichtigsten Informationen gleich auf das Handgelenk, das iPhone kann ruhig in der eigenen Tasche oder im Rucksack bleiben. - Facebook auf der Apple Watch
Facebook - die App wurde kurz auf der Apple Keynote vorgestellt, der Nutzer bekommt die Status-Updates der Freunde mit, man kann sie auch direkt auf der Uhr löschen. - Watch von Bill Ribus
Die letzte App „Watch“ von Bill Ribus ist noch nicht mal ein funktionierendes Konzept, sondern nur ein Design-Entwurf. Es ist aber nur logisch, dass solche Apps im Bereich „Apple Watch“ im iTunes-Store erscheinen werden - damit ist die primäre Funktion der Uhr auf den Punkt gebracht und gegebenenfalls noch durch einige nette Erweiterungen verfeinert.
Die Intention hinter diesem Vorstoß ist aber offensichtlich. Ähneln sich doch in technischer Hinsicht die Smartwatches der Hersteller zu sehr, um der Apple Watch hier ein Alleinstellungsmerkmal anzudichten. Auch gibt es durchaus kritische Stimmen, die dem Konzept „Smartwatch” ein rasches Ende prophezeien. Es geht nun darum, die richtige Emotion für die Apple Watch zu wecken – egal bei welcher Käuferschicht. Nur dann kann die Apple Watch einen ähnlichen Hype erleben wie das bei iPhone oder iPod der Fall war. Die Ausgangsposition ist gut, kaum ein anderes Unternehmen versteht sich so hervorragend darauf, Produkte mit Emotionen zu verbinden und etablierte Märkte umzukrempeln sowie und mit neuen Konzepten und Ideen Bestehendes neu zu erfinden.
Der geneigte Käufer sollte sich aber auch durchaus überlegen, ob es nicht sinnvoll wäre, den ersten Produktzyklus der Apple Watch abzuwarten. Ist doch abzusehen, dass einige der genannten Kritikpunkte in der nächsten Generation beseitigt werden. (bw)