Peek Performance

Apple stellt alles auf den Kopf

Kommentar  09.03.2022
Von 
Der freie Autor Jonny Evans betreibt den Apple Holic-Blog auf der Website der Computerworld.
Auf Apples Frühjahrs-Event "Peek Performance" dominierten nicht die einzelnen Produkte, sondern der wachsende Vorsprung des Konzerns in der Prozessortechnologie.
Peek Performance. Und was für Eine!
Peek Performance. Und was für Eine!
Foto: Apple

Es war einmal eine Zeit, da strömte die Tech-Industrie zu Apple-Veranstaltungen, um sich von Software- und Hardware-Design begeistern zu lassen. Das hat sich geändert. Jetzt schwärmt die Branche von der Architektur - und weint über verpasste Chancen, weil Apple mit seinen Plattformen weit, weit voraus ist. Mit anderen Worten: Die "Peek Performance"-Veranstaltung war eine klatschende Ohrfeige für die Konkurrenz.

Kurz gesagt, die Zeiten, in denen Apple-Computer großartig aussahen, fantastische Software ausführten, aber etwas untermotorisiert schienen, liegen hinter uns. Heute sehen die Computer von Apple großartig aus, führen immer noch fantastische Software aus, bieten aber genauso viel (oder mehr) Leistung wie anderen Plattformen, während sie gleichzeitig ein klares Bekenntnis zur Umweltfreundlichkeit ablegen.

Letzteres bedeutet, dass jedes Unternehmen, das derzeit viele PCs einsetzt, einen fast unmittelbaren Kostenvorteil hat, wenn es diese PCs durch Macs ersetzt, weil die Prozessoren von Apple so wenig Strom benötigen.

Was hat Apple vorgestellt?

Das neue iPhone SE

Das 4,7-Zoll-iPhone SE ist jetzt mit 5G, einem A15-Prozessor, besserer Akkulaufzeit und einem neuen Kamerasystem ausgestattet, das brillante Bilder aufnehmen kann, und kostet ab 519 Euro (64 GB). Damit handelt es sich wohl um beste Möglichkeit, 5G-Unterstützung in mobilen Teams mit einem geringen Budget zu implementieren. Die Tatsache, dass Apple bewiesen hat, dass es diese Geräte jahrelang mit neuer Software und Sicherheits-Patches unterstützen wird, macht das Gerät preislich attraktiv für jedes Smartphone-Deployment.

Das iPhone SE 3.
Das iPhone SE 3.
Foto: Apple

Und das iPad Air...

Apple hat fast alle mit einem neuen iPad Air überrascht. Das System verwendet nun einen M1-Chip (derselbe, der auch in Macs verwendet wird), hat eine 12-MP-Kamera mit CenterStage, ein 10,9-Zoll-Retina-Display und optional 5G. Das Design ist nahezu unverändert: Touch ID und die Home-Taste sind nach wie vor vorhanden. Neu dabei ist jedoch ein enormer Leistungsschub - 60 Prozent mehr CPU-Leistung und doppelt so viel Grafikleistung wie beim letzten iPad Air. Apple wies auch darauf hin, dass diese iPads doppelt so schnell sind wie die meistverkauften Windows-Laptops in der gleichen Preisklasse (ab 679 Euro).

Das iPad Air ist kaum noch vom iPad Pro zu unterscheiden - sowohl von außen, als auch von innen.
Das iPad Air ist kaum noch vom iPad Pro zu unterscheiden - sowohl von außen, als auch von innen.
Foto: Apple

Was bedeutet das für Ihr Unternehmen? Es bedeutet, dass das iPad zumindest theoretisch die Leistung für einige Aufgaben bietet, die Sie benötigen, um in die Jahre gekommene Windows-PCs durch mobile Geräte zu ersetzen. Außerdem können iPads zur Erledigung von Aufgaben eingesetzt werden, die vorher nicht ohne Weiteres computerisiert werden konnten. Stellen Sie sich vor, dass Flugbesatzungen mit iPads ausgestattet werden, um die bislang papierbasierten Prozesse zu ersetzen. Und auch hier hat sich Apple dem Produkt-Support verpflichtet. Somit handelt es sich auch bei diesen Systemen um Investitionen, die sich über Jahre hinweg auszahlen werden.

Die große Neuigkeit: Mac Studio und Studio Display

Aber die größte Neuigkeit scheint uns alle überrascht zu haben. Wir erwarteten alle einen brandneuen Mac mini - und bekamen Mac Studio - und mit dem M1 Ultra einen brandneuen Apple Silicon Chip, der alle Witze über die geringe Leistung der Apple Macs auf den Kopf stellt.

Der M1 Ultra liefert eine um 90 Prozent höhere Multithreading-Leistung als der schnellste verfügbare 16-Core PC-Desktop-Chip mit derselben Leistung. Er besitzt eine 20-Kern-CPU, einen 64-Kern-Grafikprozessor und eine zehnmal so hohe Speicherübertragungsrate wie der neueste PC-Desktop-Chip.

Mac Studio und Studio Display.
Mac Studio und Studio Display.
Foto: Apple

Der Mac Studio Desktop von Apple sieht aus wie ein größerer Mac mini mit mehr Anschlüssen und ist sowohl mit einem M1 Ultra Chip (3.999 Euro) oder mit dem gleichen M1 Max Prozessor (1.999 Euro) erhältlich, der sich auch im MacBook Pro der Spitzenklasse befindet.

Das neue Studio-Display von Apple ist auch recht interessant, aber die wichtigsten Punkte der Veranstaltung sind wohl die:

  • Mac Studio ist der Mac, den Steve Jobs immer bauen wollte. Er gibt Apple einen Desktop-Computer, der absolut mit dem konkurriert (und in vielerlei Hinsicht übertrifft), was man von PCs zum gleichen oder höheren Preis erwarten kann.

  • Der M1 Ultra stellt eine große Herausforderung dar, an die andere Prozessorentwickler nicht annähernd herankommen und Apple ist der Branche damit um Jahre voraus. Benchmark-Tests werden (sobald sie erscheinen) dies sicher bestätigen.

  • Die Vorrangstellung bei Prozessoren erstreckt sich auf jedes einzelne Produkt, das Apple angekündigt hat.

  • Das Problem, auf das Apple zuzusteuern scheint, ist, dass seine Mittelklasseprodukte immer besser in der Lage sind, fast alles zu bewältigen, was man ihnen vorgibt (während die High-End-Lösungen Herausforderungen bewältigen können, an die man noch gar nicht gedacht hat). Das ist ein gutes Problem.

  • Apple ist gerade dabei, die Computerbranche neu zu definieren. Im oberen Preissegment sind die Produkte von Apple gleichwertig oder sogar besser als alles, was Sie von anderen Anbietern bekommen können.

  • Wenn Sie einen Computer geschäftlich nutzen, können Sie sicher sein, dass eine Apple-Lösung Ihren Anforderungen mehr als gerecht wird, vorausgesetzt, Ihre Branche oder Ihr Unternehmen ist nicht von älterer Software oder Ausrüstung abhängig.

  • Apple war noch nie eine so starke Konkurrenz, aber die Branche wird sich daran gewöhnen müssen. Oder um es einfach auszudrücken: Bei Apple geht es nicht mehr um Design. Es ist zum Goldstandard dessen geworden, was man erwarten sollte.

Zwei weitere Dinge sind erwähnenswert

Das Engagement für die Umwelt

Apple setzt sich weiterhin für umweltfreundliche Designs ein und bei diesen Produkten bedeutet das, dass die verwendeten Seltenen Erden und Metalle zu 100 Prozent aus recyceltem Material bestehen. Zusammen mit den enormen Verbesserungen beim Energieverbrauch ist dies ein Schritt, der Apple für eine Zukunft rüstet, die von ökologischen Verantwortungsbewusstsein und der Erhaltung der Rohstoffe der Erde geprägt ist. Andere Unternehmen der Unterhaltungselektronik - und alle anderen Unternehmen - werden diesem Beispiel folgen müssen, zumal die weltweiten wirtschaftlichen, ökologischen und politischen Turbulenzen dies zu einem richtigen Schritt machen, der gleichzeitig die Bilanz verbessert. Natürlich sind Maschinen, die weniger Energie verbrauchen, billiger zu betreiben, was für jedes mittlere bis große Unternehmen unter dem Strich einen großen Unterschied ausmacht.

Technologie ist sexistisch

Die Führungsriege von Apple wird von Männern dominiert. Ich glaube, dass das Unternehmen versucht, diese Dominanz abzubauen, aber es kann dauern, bis sich die Welt verändert (wie die zehnjährige Entwicklung des Chipdesigns von Apple zeigt).

Wir wissen, dass eine der Möglichkeiten, das systemische Ungleichgewicht zu ändern, darin besteht, positive Vorbilder in den Mittelpunkt zu stellen. In diesem Sinne hat Apple meiner Meinung nach einen Volltreffer gelandet, als das Unternehmen beschloss, fast alle Sprechrollen bei seiner Präsentation mit Frauen zu besetzen. Auf diese Weise hat das Unternehmen vielen Frauen, die vielleicht in die Technologiebranche einsteigen wollen, die Botschaft vermittelt, dass sie es schaffen und erfolgreich sein können. Dies schien mir eine hervorragende Möglichkeit, den Internationalen Frauentag zu feiern, der mit dem Datum dieser Apple-Veranstaltung zusammenfiel.

Sicher gibt es noch den einen oder anderen Aspekt, der hier übersehen wurde. Aber wenn es eine wichtige Erkenntnis gibt, die jeder berücksichtigen sollte, dann ist es die, dass Apples Abenteuer in Sachen Silizium die Branche auf den Kopf gestellt hat. Und Apple hat gerade erst angefangen. (mb)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der US-Schwesterpublikation Computerworld.com.