Noch müssen sich deutsche Kunden ein wenig gedulden. Zunächst wird das Vereinigte Königreich das erste und einzige Land in Europa sein, in dem Apple sein neues Bezahlsystem anbietet. Ab Juli kann in UK dann an 250.000 Stellen mit Apple Pay bezahlt werden - beispielsweise für den öffentlichen Nahverkehr in London. Weltweit soll Apple Pay dann bereits an 1 Million Stellen eingesetzt werden können.
Durch die Erweiterung des Programms auf Gutscheine und Loyalty Karten werden die Karten entsprechender Anbieter beim Bezahlen automatisch berücksichtigt. Ob dies an allen Terminals funktionieren wird, ist allerdings noch unklar. Klar ist dagegen, dass Apple die geringe Verbreitung an Terminals durch eine Partnerschaft mit Suare und deren mPOS-Terminals behebt. Solche Terminals gibt es auch in Deutschland, zum Beispiel von Payleven, Sum Up, iZettle und Optipay von Concardis. iZettle und Concardis haben auch schon ein NFC-fähiges mPOS-Terminal.
Mit der neuen Partnerschaft mit dem Unternehmen Discover Financial Services werden darüber hinaus auch weitere Karten akzeptiert. Interessant ist zudem, dass Passbook jetzt Wallet heißt. Nach dem Launch von Apple Pay hatte Google seine Google Wallet in Android Pay umbenannt, und nun heißt Passbook Apple Wallet.
Apple Pay ab Herbst in Deutschland?
Wie im Vorfeld der WWDC gemutmaßt, kommt Apple Pay somit zwar auch im zweiten Schritt nicht nach Deutschland. Doch die Tatsache, dass Apple Pay bereits im Juli in UK verfügbar sein wird, ist auch ein positives Zeichen für den deutschen Markt. "Ich bin mir aber sehr sicher, dass Apple Pay noch dieses Jahr nach Deutschland kommt", sagt etwa Rudolf Linsenbarth, Mobile-Payment-Experte beim Beratungsunternehmen Cocus. "Vermutlich wird es bereits im Herbst soweit sein, wenn das neue iPhone vorgestellt wird." Laut Linsenbarth gelten für Deutschland dieselben Regulierungen wie für das Vereinigte Königreich, und es gibt auch keine höheren Gebühren. "Ein Business Model, das in UK funktioniert, wird auch in Deutschland klappen", so der Berater.
- BLE versus NFC
NFC galt einige Zeit als abgeschrieben, aber mit Unterstützung im neuen iPhone für Apple Pay soll sich die Zahl der Nutzer bis 2019 auf 516 Millionen mehr als verfünffachen, sagt Juniper Research. Pyrim Technologies hat in dieser Infografik Bluetooth Low Energy (etwa Apples iBeacons) mit NFC verglichen. - Bluetooth 4.2
Bluetooth 4.2 wurde im Dezember 2014 vorgestellt und soll BLE noch sicherer, stromsparender und schneller machen. - NFC bittet zum Druck
Die von Canon, HP, Samsung und Xerox (hier im Bild) gegründete MOPRA Alliance hat einen auf NFC basierenden mobilen Print-Service entwickelt, der es erlaubt, vom Android-Smartphone (ab Version 4.4) einen Print-Befehl an einen entsprechend vorbereiteten Drucker auszugeben. - Das NFC-Logo
Das NFC-Logo schmückt einfach ein geschwungenes N auf blauem Hintergrund. Die mit RFID verwandte Technologie wurde unter anderem speziell im Hinblick auf Mobile-Payment oder Micropayment entwickelt, weshalb die kurze Reichweite von meist unter 10 cm durchaus gewollt ist - Beacons als Kieselsteine
Beacons wie die iBeacons von Apple oder wie dieses hier auseinandergenommene von Estimote sehen oft aus wie farbige große Kiesel, aber sie können auch beliebige andere Formen annehmen. - QR-Code
QR-Codes bestehen in der Regel aus einer quadratischen Matrix mit 177 x 177 schwarzen und weißen Elementen.
Apple wird seiner Meinung nach im nächsten Schritt höchstwahrscheinlich alle EU-Länder hinzunehmen. Mit Santander und der Royal Bank of Scotland sind auch zwei Banken in UK mit dabei, die es auch in Deutschland gibt. Laut Apple können 70 Prozent aller derzeit in UK im Umlauf befindlichen Kredit- und Debit-Karten für den Bezahlservice von Apple genutzt werden. "Über 2.500 Banken unterstützen mittlerweile Apple Pay, und mit Discover wird Apple Pay im Herbst mehr als 50 Millionen weiteren Card-Members zur Verfügung stehen", verkündete Jennifer Bailey. Wie viele Endverbraucher Apple Pay tatsächlich nutzen, dazu schweigt das Unternehmen allerdings weiterhin.
Spannend ist auch die Partnerschaft von Apple und Square. "Hier müssen die Terminal-Hersteller wie Ingenico und Verifone sowie die Acquirer aufpassen, dass ihnen nicht jemand die Butter vom Brot nimmt", betont Rudolf Linsenbarth. "Die mPOS-Hersteller kündigen schon länger NFC-fähige Endgeräte an, haben aber Schwierigkeiten zu liefern". iZettle hatte daher angekündigt, seine Hardware zunächst exklusiv nur in UK zu verteilen. Nach den Neuigkeiten vom WWDC ergibt dieser Schritt nun Sinn.
Fans der neuen Apple Watch dürfte zudem interessieren, was Kevin Lynch, Vice President Technology, in seiner Keynote bestätigte: Die Erweiterung des Programms auf Loyalty Karten gilt auch für die Uhren. (bw)