"Veröffentlichen Sie Ihre Apps, die nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt sind, als 'unlisted' im App Store", empfiehlt Apple auf seiner Seite für Entwickler und wagt damit eine Strategieänderung. Die versteckten Apps, auf die nur über einen Direct Link zugegriffen werden kann, erscheinen nicht in den Suchergebnissen, Empfehlungen oder sonstigen Listen des App Store. Sie können aber über Gerätemanagement-Lösungen wie den Apple Business Manager oder den Apple School Manager abgerufen werden.
Als Beispiele, für wen und wann solche versteckten Apps Sinn geben könnten, nennt Apple Unternehmen, die Mitarbeitern, Partnern, Konferenzteilnehmern oder sonstigen Zielgruppen schnell und einfach individuelle Apps zuspielen wollen. Denkbar sei auch, dass Firmen auf diesem Wege Privatgeräte von Mitarbeitern bespielen, die nicht durch Mobile-Device-Management-(MDM-)Lösungen gemanagt werden können.
Prüfprozess gilt auch für versteckte Apps
Auch die versteckten Apps müssen den App-Prüfprozess für den App Store durchlaufen. Beta- oder Vorabversionen können auf diesem Wege nicht distribuiert werden. Apple bietet Entwicklern bereits andere Tools für Betaversionen von Apps, die dann zu Testzwecken freigegeben werden können. Das Unternehmen betont, versteckte Apps würden nur zugelassen, solange sie für eine begrenzte Anzahl von Personen gedacht seien.
Die Entscheidung, versteckte Apps zu unterstützen, stellt eine Abkehr von der mehr als zehnjährigen Vorgehensweise des Unternehmens beim Verteilen und Verwalten von Apps via MDM dar. IT-Teams können bislang auf diesem Wege öffentliche und auch interne Apps automatisiert installieren oder einen eigenen Enterprise App Store hosten, in dem Benutzer zugelassene Apps finden und auf ihre Macs, iPhones, iPads oder Apple TVs laden können.
MDM nicht mehr zentrale Schaltstelle?
Damit war für Apple stets ein MDM-System die zentrale Schaltstelle im App-Management. Unternehmen können damit beispielsweise Apps entfernen oder sensible Firmendaten sicher löschen, wenn etwa ein Mitarbeiter das Unternehmen verlässt. Mit den versteckten Apps gibt es zu diesem Vorgehen nun eine großzügigere Alternative. Obwohl Apple Entwickler ermutigt, einen Mechanismus in versteckte Apps einzubauen, um eine unbefugte Nutzung auszuschließen, dürfte mit dem Download via Direct Link nicht das gleiche Sicherheitslevel wie mit MDM erreicht werden.
Apple empfiehlt denn auch ausdrücklich, die Funktion nur für Adressaten zu nutzen, die für eine MDM-Registrierung nicht in Frage kommen. Es handele sich eher um eine Nischenlösung für spezielle Anwendungsfälle, etwa um Apps an Teilzeitbeschäftigte, Franchisenehmer, Partner, Studenten oder Konferenzteilnehmer auszurollen.
Apple drängt in die Unternehmen
Das muss aber nicht bedeuten, dass Apple die versteckte Bereitstellung von Apps auf Dauer nicht noch breiter nutzen wird. Bislang lässt sich nur spekulieren, welche Bedeutung die Ankündigung für Apples AppStore und seine Lösungen für MDM und EMM (Enterprise Mobility Management) sowie das zugehörige Partnerökosystem haben wird. Doch die amerikanische COMPUTERWOCHE-Schwesterpublikation Computerworld glaubt Indizien zu erkennen, dass Apple begonnen hat, "seine Wurzeln im Unternehmensbereich tiefer und breiter zu verankern" und Platz dafür zu schaffen, seine eigene EMM-Lösung "Apple Business Essentials" für kleinere und mittlere Betriebe stärker ins Spiel zu bringen. (hv)