Die Transformation von einem traditionellen in ein digitales Geschäftsmodell ist ein kreativer Prozess. Das digitale Ziel-Geschäftsmodell und somit die Ausprägung digitaler Prozesse ist heute von den Fachbereichen nicht bestimmbar. Die Enterprise IT steckt in einem Dilemma: Die Anforderungen der digitalen Transformation können häufig nicht klar formuliert werden und unterliegen kontinuierlichen Veränderungen. Was aber kann die IT-Abteilung tun, um den Weg des Unternehmens hin zu einem digitalen Geschäftsmodell möglichst effektiv zu unterstützen? An dieser Stelle lohnt ein Blick auf die aktuellen Player.
Wie APIs Mehrwert in Unternehmen schaffen
Social, Mobile, Analytics, Cloud, Internet of Things (SMACIT), alles was bei den Digital Natives Bedeutung hat, hat heute schon eine API. Moderne Web-APIs (Application Programming Interface) schaffen Zugang zu geschäftlichen Leistungen von digitalen Unternehmen, wie das Beispiel Amazon als unternehmerischer Digital Native zeigt, aber auch das von Microsoft als Digital Transformer. Digitale Unternehmen stellen alle wesentlichen Leistungen, die extern oder intern relevant sind über APIs zur Verfügung.
Als typisches Beispiel für eines der ersten digitalen Unternehmen gilt Amazon Web Services (AWS). Wesentliche Leistungen des Unternehmens sind über eine API erreichbar oder steuerbar. Einen neuen Server bereitstellen? Dafür gibt es eine API. Den Speicher erweitern? Natürlich über eine API. Die Ausführung erfolgt vollkommen automatisch und ist in wenigen Minuten fallabschließend erledigt.
Leistungen, die früher physisch waren und deren Ausführung Tage bis Wochen dauerte - etwa einen Server aufstellen oder Speicher erweitern - sind in einem digitalen Unternehmen virtualisiert und innerhalb von Minuten ausgeführt. Natürlich wird es weiterhin physische Server und Rechenzentren geben. Für den Kunden ist aber nur noch die digitale Leistung und nicht die physische spürbar.
Die Innovation moderner APIs liegt in der Bereitstellung eines standardisierten, interoperablen und somit einfachen Zugangs zu Leistungen eines Unternehmens. Das erste eCommerce-API von Amazon war ein Flop. Erst die Umstellung auf moderne Web-APIs führte zum Durchbruch. APIs, die den RESTFul (Representational State Transfer) -Architekturprinzipien genügen, gelten als modern und einfach zugänglich. Sie sind im Hinblick auf HTTP-Aktionen (POST, GET, PUT, DELETE, usw.) sowie Return-Codes standardisiert und interoperabel hinsichtlich des einfachen, webbasierten Zugangs. Unternehmen die solche APIs nicht anbieten, werden in der digitalen Welt nicht wahrgenommen.
Digitale Unternehmensplattform für digitale Geschäftsmodelle
Die Menge aller bereitgestellten APIs definiert die digitale Unternehmensplattform. Sie stellt über APIs alle Geschäftsfunktionen zur Verfügung, aus denen das digitale Geschäftsmodell geformt wird.
Die Enterprise IT kann die Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle mit einer digitalen Unternehmensplattform unterstützen, über die sie die wesentlichen Leistungen des Unternehmens zur Verfügung stellt. Die Erfahrung zeigt: Sobald die ersten APIs bereitstehen, entwickeln sich Begehrlichkeiten im Fachbereich, diese auch zu nutzen. Medienbrüche beispielsweise, die heute noch in vielen Prozessen bestehen, können durch neu zugängliche, digitale Leistungen häufig geschlossen werden. Das bestehende Geschäftsmodell lässt sich somit digitalisieren. Mit dem steigenden Digitalisierungsgrad des bestehenden Geschäftsmodells entsteht dann Raum für die Weiterentwicklung. Bestehende digitale Geschäftsfähigkeiten können in ihrer Effizienz weiterentwickelt werden, so dass bessere Entscheidungen möglich sind oder ein Geschäftsvorfall schneller und in besserer Qualität abgewickelt werden kann.
Ein typisches Beispiel hierfür sind Produktempfehlungen. Die gab es früher vom Textilhändler auf Basis dessen Erfahrungen. Er konnte die Figur seiner Kundinnen einschätzen, die richtige Passform abschätzen, im Kopf mit seinem Sortiment abgleichen und eine entsprechende Empfehlungen aussprechen. Viele Online-Händler haben die Geschäftsfähigkeit "Produktempfehlungen" digitalisiert und über eine API zugänglich gemacht. Anfangs waren die digitalen Produktempfehlungen alles andere als gut. Mittlerweile sind sie akzeptabel. Qualitativ besteht also Verbesserungspotential.
Es ist zu erwarten, dass die digitale Geschäftsfähigkeit "Produktempfehlung" kontinuierlich treffsicherer wird - durch neue Big-Data-Technologien und Algorithmen. Was aber konstant bleiben wird, sind die APIs. Der Zugang zu digitalen Leistungen bildet eine Konstante, aber die technologischen Implementierungen sowie deren Nutzung in verschiedensten Prozessen werden sich kontinuierlich verändern und weiterentwickeln. Die Meinung "APIs are forever" vertritt übrigens auch der CTO von Amazon, Werner Vogels, in seinem Blogeintrag "10 Lessons from 10 Years of Amazon Web Services".
- Wie Sie Mitarbeiter für die digitale Transformation begeistern
Die Analysten von IDC geben Tipps, wie die Digtialisierungsstrategie von CDO und CIO in kurz-, mittel- und langfristigen Schritten geplant werden sollte. Der Fokus richtet sich dabei auf den Faktor Mensch, denn nur mit motivierten Mitarbeitern wird die digitale Transformation ein Erfolg. - Tipp 1: Prozesse überprüfen
Schritt 1 - kurzfristige Maßnahmen: Durchleuchten Sie die aktuellen Digitalisierungsinitiativen. In welchem Maß erfordern diese Projekte Veränderungen an den organisatorischen Abläufen, den Arbeitsprozessen und der Zusammenarbeit zwischen den Abteilungen? - Tipp 2: Bedenken der Mitarbeiter sondieren
Schritt 2 - kurzfristige Maßnahmen: Besprechen Sie gemeinsam mit den Abteilungsleitern, welche Bedenken die Mitarbeiter hinsichtlich der Veränderungen haben könnten. - Tipp 3: Sorgen der Mitarbeiter adressieren
Schritt 3 - kurzfristige Maßnahmen: Überlegen Sie, wie die möglichen Sorgen der Mitarbeiter hinsichtlich der Veränderungen durch Kommunikationsmaßnahmen angesprochen werden können. - Tipp 4: Fokusgruppen bilden
Schritt 1 - mittelfristige Maßnahmen: Führen Sie für künftige Digitalisierungsinitiativen, die organisatorische Veränderungen zur Folge haben, Fokusgruppen oder Interviews mit Mitarbeitern ein, um deren Bedenken kennenzulernen. - Tipp 5: Kommunikationsstratiegie ausarbeiten
Schritt 2 - mittelfristige Maßnahmen: Prüfen Sie die Möglichkeiten, wie die interne Kommunikation für künftige Rollouts eine Kommunikationsstrategie gestalten kann, um diese Bedenken zu adressieren. - Tipp 6: Mitarbeiter motivieren
Schritt 3 - mittelfristige Maßnahmen: Überlegen Sie, wie Sie durch die Einbindung der Mitarbeiter in den Planungsprozess deren Engagement im Vorfeld des Rollouts gewinnen können. - Tipp 7: Mitarbeiter schulen
Schritt 1 - langfristige Maßnahmen (12 bis 24 Monate): Bauen Sie ein gutes Verhältnis zur internen Kommunikation und zur Personalabteilung auf. Prüfen Sie die Möglichkeiten, wie diese Abteilungen mit Kommunikation und Mitarbeitertraining die menschliche Komponente der digitalen Transformation flankieren können. - Tipp 8: Budget prüfen
Schritt 2 - langfristige Maßnahmen: Identifizieren Sie mögliche Auswirkungen dieser menschlichen Komponente innerhalb der digitalen Transformation auf das Budget. Suchen Sie Unterstützung bei der Rechtfertigung zusätzlicher Mittel, um die Akzeptanz der Mitarbeiter im Rahmen eines Digitalisierungsprojekts effektiv sicherzustellen.
Der Schlüsselfaktor für eine API-Strategie
APIs bilden einen stabilen Kern in digitalen Unternehmen. API-konsumierende Prozesse und API-Implementierungen unterliegen wie geschildert kontinuierlicher Veränderung und Weiterentwicklung, aber APIs bleiben. Daher verfolgen digitale Unternehmen häufig eine API-First-Strategie. Die soll bewirken, dass die Organisation zuerst das digitale Produkt aus Konsumentensicht festlegt, bevor sie über die Implementierung entscheidet. Konsumenten können sowohl externe, als auch interne Nutzer sein. Der Nutzen und der einfache Zugang zum digitalen Produkt stehen im Vordergrund, nicht die digitale Technik und ihre Implementierung.
Dieses Prinzip können sich auch traditionelle Firmen zu Eigen machen, die den Weg in die Digitalisierung antreten wollen. Gewachsene Unternehmen haben ein gewachsenes, physisches - also nicht-digitales - Leistungsangebot, dass in der Regel nicht systematisch katalogisiert ist. Die detaillierte Kenntnis der Unternehmensleistungen sowie der Geschäftsfähigkeiten und -funktionen ist aber Voraussetzung für die digitale Transformation. Erst wenn ein Unternehmen in der Lage ist, seine wesentlichen Leistungen extern wie intern zu benennen, kann es dafür APIs definieren. An dieser Stelle wird die fachliche Unternehmensarchitektur zum Schlüsselfaktor: Sie kann mit ihren Methoden ein funktionales Modell erstellen, dass alle wesentlichen Geschäftsfähigkeiten und -funktionen, die das Unternehmen zur Leistungserstellung anbietet, systematisch auflistet.
Auf Basis der identifizierten Geschäftsfähigkeiten lassen sich anschließend APIs definieren, die das digitale Produkt definieren. Erst wenn die Geschäftsfähigkeiten und APIs klar definiert sind, ist es sinnvoll, im Sinne der API-First-Strategie über sich kontinuierlich verändernde, digitale Technologien zu entscheiden. (fm)
- Digitale Transformation
Wie sieht die digitale Transformation in der Praxis aus und welche Auswirkungen hat sie auf Führungs- und Unternehmenskultur? Um diese Frage kreist der zweite Teil einer groß angelegten Studie der Hochschule St. Gallen (HSG). Deren Institut für Wirtschaftsinformatik hat dabei mit T-Systems Multimedia Solutions und dem Bundesverband Digitale Wirtschaft zusammengearbeitet. Die Ergebnisse sind unter dem Titel „Rollen, Prozesse und Führung in der digitalen Transformation“ dokumentiert. - Vier Wege
Die HSG skizziert vier Möglichkeiten: Entweder benennen Unternehmen einen CDO oder eine Digital Unit. Alternative ist ein Stab, der abseits vom Tagesgeschäft und außerhalb der Linienorganisation arbeitet, oder ein Unternehmen, das digitalisiert genug ist, um die Verantwortung nicht zentral verorten zu müssen. Das ist bisher allerdings ein Ideal. - Neues Job-Profil
Einer der Befragten sagte, die Unternehmen bräuchten einen Manager mit speziellem Job-Profil, der IT- und Strategiekompetenz kombiniere. Oft seien das allerdings "teure Leute, die man sich nicht leistet". - Adidas-Gebäude "Pitch"
Der Sportartikelhersteller Adidas hat ein neues Gebäude namens "Pitch" hochgezogen. 300 Mitarbeiter testen aus, wie Menschen in Zukunft arbeiten wollen. - Arbeiten im "Pitch"
Adidas hat den "Pitch" nach neuen, luftigen Arbeitsplatzkonzepten ausgerichtet, die die Kollaboration erleichtern sollen. - Essen im "Pitch"
Im "Pitch" muss dank großer Küche niemand hungern.