Im Jahr 2022 lag im Gesamtmarkt für CPUs die Zahl der ausgelieferten Systeme bei 374 Millionen Stück, was einem Rückgang von 21 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor entspricht. Das berichtet das Marktforschungsunternehmen Mercury Research. Der Gesamtumsatz liege mit 65 Milliarden Dollar um 19 Prozent unter dem von 2021. Mercury hat dabei die ausgelieferten Prozessoren von Intel und AMD für Client- und Server-Systeme gezählt, aber CPUs auf Basis der ARM-Architektur außen vorgelassen.
Der Rückgang war in erster Linie dem massiven Einbruch im weltweiten PC-Geschäft geschuldet. Besser lief es bei Server-Systemen. Hier wurden 36,1 Millionen Systeme abgesetzt (Vorjahr: 37,7 Millionen), die Verkaufszahlen gingen also nur um 4,2 Prozent zurück. Die Einnahmen in diesem Teilmarkt beliefen sich auf 24 Milliarden Dollar, was einem Minus von 7,7 Prozent entspricht (Vorjahr: 26 Milliarden Dollar). Dean McCarron, Principal Analyst bei Mercury, begründet den im Vergleich zu den Absatzzahlen stärkeren Umsatzrückgang damit, dass der durchschnittliche Verkaufspreis in Zeiten schwacher Nachfrage rückläufig sei.
Marktanteile von AMD gestiegen
Der Anteil von AMD am weltweiten CPU-Markt - ohne IoT- und kundenspezifische Systeme - stieg von 23,3 Prozent im Jahr 2021 auf 29,6 Prozent im vergangenen Jahr. Intel kontrolliert 70,4 Prozent des Marktes, 2021 betrug der Anteil noch 76,7 Prozent. Auf dem Servermarkt stieg der Marktanteil von AMD von 10,7 Prozent zu Beginn des Jahres 2022 auf 17,6 Prozent zum Jahresende. Intels Anteil im Servermarkt fiel in diesem Zeitraum von 89,3 auf 82,4 Prozent.
Mercury Research beobachtet, dass die Serverchips, die sich am besten verkauften, nicht unbedingt die neuesten und besten Modelle sein müssen. Oft gebe es die CPUs schon seit ein paar Generationen. "Das ist ein Geschäft, in dem Produkte für eine lange Zeit auf dem Markt bleiben", sagte McCarron. "Bei AMD hat es lange gedauert, bis ihr Anteil zu steigen begann. Das Unternehmen ist superkonsistent in der Umsetzung, und das zahlt sich irgendwann aus".
Lagerbestand und Konjunktur sind schuld am Rückgang
Mercury Research führt den Rückgang bei den Auslieferungen auf überschüssige Lagerbestände bei den Kunden zurück, die sich bereits in vorhergehenden Quartalen eingedeckt hätten. Gerade im PC-Markt habe die schwache Konjunktur die Rechnerbauer ermutigt, Bestände zu reduzieren.
Auf der Serverseite geht das Geschäft auch deshalb zurück, weil Rechenzentrums-Equipment zyklisch eingekauft wird und der Bedarf gerade gering ist. Laut McCarron erlebt die Nachfrage nach Rechenzentrumssystemen Phasen von anderthalb bis zwei Jahren, in denen die Nachfrage stark ist, ehe dann für eine ähnliche Zeitspanne eine Beruhigung einsetzt, in der die Kunden die gekauften Server installieren und nutzen.
"Wir hatten 2021 einen wirklich guten Lauf", so der Analyst, der Höhepunkt des Zyklus sei dann im Januar 2022 erreicht worden. Jetzt steuere die Branche auf den Tiefpunkt zu, der wahrscheinlich im ersten Quartal 2023 erreicht werde. "Es sieht so aus, als falle das Tief im Abwärtszyklus diesmal etwas extremer aus. Wir sollten aber im ersten Quartal den Tiefpunkt erreichen."
Kunden haben viel Geduld beim Server-Kauf
Dass der sogenannte Osborne-Effekt sich im Servermarkt niederschlagen könnte, glaubt McCarron nicht. Dieser besagt, dass Kunden ältere Modelle nicht mehr anschaffen, wenn bereits neue angekündigt wurden. Im Consumer-Markt ist das laut McCarron ein Thema, aber nicht bei Servern, wo die Kaufzyklen viel länger seien.
Zudem seien die Lagerbestände bei Serveranbietern traditionell nicht besonders groß, auch wenn sie momentan ein wenig gestiegen seien. "Der Lagerbestand bei PC-Herstellern entspricht wahrscheinlich etwa einem Viertel der gesamten PC-Nachfrage. Die Server-Bestände sind viel geringer. Sie reichen vielleicht einige Wochen, aber nicht Monate", so der Mercury-Research-Mann.
Nach dem ersten Quartal sei wieder ein Wachstum zu erwarten, sofern es keine neuen wirtschaftlichen Herausforderungen gebe. McCarron erwartet, dass der nächste Kaufzyklus aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten etwas schwächer ausfallen könnte als die vorangegangenen Zyklen. (hv)
Dieser Beitrag basiert auf Informationen unserer US-Kollegen von der Network World.