AWS x Quelloffen

Amazons stille Open-Source-Revolution

Kommentar  25.04.2023
Von 
Matt Asay ist Autor der US-Schwesterpublikation Infoworld.com.
Nachdem Amazon Web Services jahrelang von Open-Source-Projekten profitiert hat, scheint der Konzern nun auch in seine Rolle als Kontributor zu finden.
AWS öffnet sich für Open Source. Eine gute Sache für die Community - und nicht zuletzt für den Konzern selbst.
AWS öffnet sich für Open Source. Eine gute Sache für die Community - und nicht zuletzt für den Konzern selbst.
Foto: drserg - shutterstock.com

Beim Blick auf die Top-Open-Source-Projekte bei Cloud Native Computing Foundation und Apache Software Foundation war das Bild einst klar: Google führt die Open-Source-"Beitragscharts" vor Microsoft an, während Amazon Web Services (AWS) abgeschlagen sich selbst dazu beglückwünschen schien, den Kunden die "undifferenzierte, schwere Arbeit" des Open-Source-Managements abzunehmen.

Dieses Bild hat sich gewandelt: Die Service-(Produkt-)Teams von AWS scheinen endlich zu begreifen, dass sie auch von Open-Source-Beiträgen "besessen" sein müssen, wenn sie "Customer Obsession" - neben Ownership und Deliver Results eines von Amazons wichtigsten Führungsprinzipien - gerecht werden wollen.

Seltsam, aber wahr

Bereits Ende letzten Jahres schrieb ich darüber, dass AWS sich zu öffnen scheint. Zuvor war man offenbar überzeugt davon, dass die einzige Möglichkeit, sich wirklich um die Kunden zu kümmern, darin besteht, alle Aspekte der Erfahrung zu "besitzen". Das erschwerte die Einbindung von Open-Source-Communities, weil der Eindruck zu entstehen schien, Amazon wäre auf die Community angewiesen, wenn es etwa darum geht, Bugs zu beheben.

Einige AWS-Serviceteams waren in Sachen Open-Source-Beiträge auch deshalb zögerlich, weil sie nicht zu viel darüber verraten wollten, wie ihre Systeme laufen. Das führte zur Anhäufung technischer Schulden und erschwerte es, den Kunden das zu geben, was sie wirklich wollen: eine einfache Möglichkeit, um Apache Spark, MySQL oder eine andere Open-Source-Technologie zu nutzen. Schon als ich selbst noch bei AWS angestellt war, konnte ich beobachten, wie sich diese Einstellung langsam aber sicher wandelte. Inzwischen haben die Dinge Fahrt aufgenommen, wie etwa das Beispiel PostgreSQL zeigt: Vor ein paar Jahren wurde AWS (zurecht) regelmäßig als PostgreSQL-Trittbrettfahrer kritisiert. Das Unternehmen verdiente viel Geld damit, PostgreSQL für Kunden zu managen - gab aber wenig zurück.

Inzwischen zählen etliche AWS-Mitarbeitern zu den Kontributoren von PostgreSQL. Ich wage zu behaupten, dass Amazon Web Sevrices inzwischen der drittgrößte Unternehmenskontributor in Sachen PostgreSQL ist. Ein erstaunlicher Wandel.

Der lange Weg zur Quelloffenheit

Doch an anderer Stelle wartet noch viel Arbeit in Sachen Open Source auf AWS: Der Konzern verdient zum Beispiel eine Menge an seinem Managed-Kubernetes-Angebot, schafft es aber nur knapp unter die Top-10-Kontributoren. Ähnlich sieht es bei anderen Open-Source-Projekten wie OpenTelemetry, Apache Hadoop oder Knative aus. Allerdings ist die Tatsache, dass AWS überhaupt Beiträge zu diesen Projekten leistet, ein Indikator dafür, dass sich der Konzern verändert - immerhin gab es bis vor ein paar Jahren überhaupt keine Beiträge für die genannten Projekte.

Das ist eine gute Entwicklung für AWS, seine Kunden und die Open-Source-Gemeinschaft. Schließlich hat das Unternehmen über die Jahre Knowhow auf diversen Ebenen angehäuft, das zahlreichen quelloffenen Projekten zugutekommen kann. Nebenbei vergrößert das die Märkte, auf denen das Unternehmen seine Services anbieten kann. (fm)

Dieser Beitrag basiert auf einem Artikel unserer US-Schwesterpublikation Infoworld.