Die jährliche Fachkonferenz AWS re:Invent ist seit jeher auch eine große Produkt-Show. Neben zahlreichen neuen Diensten aus Bereichen wie Machine Learning, Virtual Reality oder Infrastructure as a Service stellte AWS diesmal seine Pläne für das Internet of Things (IoT) vor. Eine wichtige Rolle spielt das speziell dafür angepasste Betriebssystem "Amazon FreeRTOS". Unternehmen sollen damit auf einfache Weise Edge Devices betreiben und verwalten können, erläuterte Tara Walker, Technical Evangelist bei AWS. IoT-Techniken würden so auch auf sehr kleine Geräte wie etwa Rauchmelder oder Thermostate ausgeweitet. Diese besitzen in der Regel keine eigene CPU, sondern werden nur von einem Micro Controller gesteuert. Entwickler könnten das leichtgewichtige Betriebssystem dazu nutzen, solche Geräte mit Networking-, Over-the-Air-Updates oder Verschlüsselungsfunktionen auszustatten.
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FreeRTOS wurde 2003 als quelloffenes Realtime-Embedded-Betriebssystem von Richard Barry entwickelt. Barry, der seit 2016 für AWS arbeitet, passte das Open-Source-System für IoT-Szenarien und die Verbindung mit der Amazon-Cloud an. Auf der re:Invent 2017 kündigte AWS eine Reihe einschlägiger Services an, die sich in Kombination mit FreeRTOS nutzen lassen. Dazu gehören unter anderem "AWS IoT 1-click", "AWS IoT Device Management", "AWS IoT Device Defender" und "AWS IoT Analytics".
Bereits verfügbar ist AWS IoT Device Management, mit dem Unternehmen Geräte in Betrieb nehmen, verwalten und kontrollieren können. 2018 soll mit AWS IoT Device Defender ein Service hinzukommen, der kontinuierliche Sicherheitsprüfungen durchführt und auf potenzielle Risiken hinweist. Die massenhafte Analyse und Speicherung von Daten aus Edge-Geräten soll künftig AWS IoT Analytics erleichtern. Der Cloud-Service steht aktuell in einer Preview-Version zur Verfügung. Ebenfalls als Preview präsentierte AWS IoT 1-click. Der Services erlaubt es, über den Serverless-Dienst AWS Lambda IoT-Geräte schnell mit einfachen Funktionen ausrüsten, beispielsweise zum Nachbestellen von Produkten oder zum Benachrichtigen des technischen Supports bei Fehlfunktionen.
Alexa kommt ins Business
Auf professionelle Kunden ausgerichtet ist auch "Alexa for Business". Mit dem neuen Service hat AWS den intelligenten Assistenten Amazon Alexa für den Einsatz in Unternehmen angepasst. Alexa for Business kann den Angaben zufolge Aufgaben wie das automatische Aufsetzen von Telefonkonferenzen übernehmen, Hardware in Konferenzräumen steuern, Meetings vereinbaren oder Verbrauchsmaterialien nachbestellen. Laut AWS arbeitet der Service mit zahlreichen weit verbreiteten Unternehmensanwendungen zusammen, darunter Microsoft Office 365, Microsoft Exchange und Google G Suite.
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Managed Container Services für Kubernetes
Neu im AWS-Portfolio ist auch der "Elastic Container Service for Kubernetes"(EKS). Er soll Unternehmen den Einsatz von Container-Techniken mit Hilfe der Orchestrierungsplattform Kubernetes erleichtern. "Wir haben viele Kunden, die Kubernetes in der AWS-Cloud betreiben", erläuterte Jeff Barr, Chief Evangelist bei AWS. "Nach Angaben der Cloud Native Foundation laufen 63 Prozent der Kubernetes-Workloads auf AWS."
Mit dem Service kommt AWS Kundenforderungen nach einer besseren Integration der weitverbreiteten Open-Source-Plattform Kubernetes nach. Google als Initiator von Kubernetes und Microsoft mit seinen Azure-Diensten waren in dieser Hinsicht bislang etwas weiter. Mit EKS sollen Entwickler künftig Kubernetes-Umgebungen ohne die bisher nötigen manuellen Konfigurationsarbeiten auf der AWS-Infrastruktur laufen lassen können.
Blockchain-Services für AWS (noch) kein Thema
Überraschend zurückhaltend gab sich AWS beim Thema Blockchain. Trotz einschlägiger Gerüchte plane man auf absehbare Zeit keine Blockchain-basierenden Services, machte CEO Andy Jassy auf der re:Invent deutlich. Er verwies auf die seiner Meinung nach begrenzten Einsatzmöglichkeiten der Blockchain-Technologie außerhalb des klassischen Bereichs Distributed Ledger. Jassy: "Wir entwickeln keine Technologie, nur weil wir glauben, sie ist cool." Für die Probleme, die Blockchain lösen solle, gebe es in der Praxis zahlreiche andere Lösungen. Dennoch werde man genau beobachten, was AWS-Kunden diesbezüglich planten.
Die Konkurrenten im Cloud-Markt sehen das offenbar anders. Schwergewichte wie Microsoft und IBM arbeiten schon seit längerem an umfangreichen Blockchain-Projekten und haben einschlägige Produkte im Portfolio. Microsoft gehörte 2015 zu den ersten Softwareherstellern, die Blockchain-as-a-Service auf der Azure-Plattform anboten.