Allein im vierten Quartal vergangenen Jahres wuchs der Umsatz von Amazon Web Services (AWS) um 25 Prozent - aber nicht etwa im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, sondern gegenüber dem vorhergehenden dritten Quartal. Das berichten die Marktforscher der Synergy Research Group. Ihren Angaben zufolge hatte AWS im Gesamtjahr 2014 einen Marktanteil von 28 Prozent im weltweiten Geschäft mit Cloud-Infrastruktur-Services. Die Verfolger liegen deutlich zurück: Microsoft brachte es auf zehn Prozent Marktanteil, IBM auf sieben, Google auf fünf, Salesforce auf vier und Rackspace auf drei Prozent.
Auffällig ist, wie unterschiedlich stark die Wettbewerber 2014 im Cloud-Markt gewachsen sind. Microsoft und Google legten mit 96 beziehungsweise 81 Prozent Umsatzsteigerung schneller zu als AWS, das den Cloud-Umsatz um 51 Prozent hochschraubte. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass AWS von einer größeren Umsatzbasis her gewachsen ist.
IBM und Salesforce sattelten im Cloud-Infrastrukturgeschäft um 48 beziehungsweise 37 Prozent drauf. Laut Synergy Research ist IBM Marktführer im Bereich der Private- und Hybrid-Cloud-Installationen.
IaaS- und PaaS-Markt ist 16 Milliarden schwer
Unter Cloud Infrastructure Services subsummiert Synergy Research Infrastructure as a Service (IaaS) und Platform as a Service (PaaS) - sowohl in öffentlichen als auch privaten Cloud-Umgebungen. Das Unternehmen geht davon aus, dass dieser Markt im vierten Quartal 2014 ein Volumen von weltweit fünf Milliarden Dollar erreicht hat. Im gesamten letzten Jahr sollen sich die Einnahmen auf 16 Milliarden Dollar belaufen haben, was einem Wachstum von 48 Prozent gegenüber 2013 entsprechen würde. Der Konjunktiv an dieser Stelle ist angebracht, weil Amazon.com bis heute die Einnahmen seiner AWS-Sparte nicht gesondert ausweist. Das soll sich allerdings in diesem Jahr ändern: Schon für das laufende Quartal will Amazon seine AWS-Zahlen zeigen.
Im Weihnachtsquartal 2014 erwirtschaftete Amazon.com einen Umsatz von insgesamt 29,33 Milliarden Dollar (plus 15 Prozent), von denen 1,67 Milliarden Dollar auf den Bilanzposten "andere Umsätze" entfielen. Traditionell ist das der Bereich, wo die AWS-Einnahmen einfließen und den Großteil dieser Erlöse ausmachen. Im vorhergehenden dritten Quartal 2014 hatte Amazon hier 1,38 Milliarden Dollar verbucht. Gegenüber dem Vorquartal beträgt das Wachstum 23 Prozent, gegenüber dem Vorjahreszeitraum sogar 43 Prozent.
Eintritt in den SaaS-Markt
Mit Neuankündigungen versucht AWS derzeit, weitere Kunden auf seine Cloud-Plattform zu lotsen. So wurde vor wenigen Tagen "WorkMail" angekündigt, ein verwalteter E-Mail- und Kalender-Service, wie man ihn von Microsoft mit "Exchange Online" oder von Google Apps her kennt. "Nach IaaS und PaaS ist Amazon mit WorkSpaces, WorkDocs und WorkMail endgültig im Segment für Software-as-a-Service (SaaS) angekommen", kommentiert Renè Büst, Senior Analyst bei Crisp Research, diese Entwicklung in einem Beitrag für computerwoche.de. Amazon gehe dazu über, die eigene Cloud-Infrastruktur mit weiteren höherwertigen Services auszulasten.