Auch wenn die Wallstreet meckert: Der weltweit größte Online-Händler aus Seattle hat einmal mehr exzellente Zahlen vorgelegt. Der Umsatz im Weihnachtsquartal belief sich auf 43,7 Milliarden Dollar (plus 22 Prozent gegenüber dem Vorjahr) und lag damit in der Mitte der von Amazon vorgegebenen Erwartungsspanne. Finanzanalysten hatten sich allerdings etwas mehr erhofft. Der Nettogewinn sprang gar um 55 Prozent auf 749 Millionen Dollar - ein Anzeichen dafür, dass bei Amazon mehr Kostendisziplin eingekehrt ist.
AWS legt um 47 Prozent zu
Die Cloud-Tochter AWS nahm etwas mehr als 3,5 Milliarden Dollar ein, ein Plus von 47 Prozent gegenüber der vergleichbaren Vorjahresperiode. Hier stieg der operative Gewinn um 60 Prozent auf 926 Millionen Dollar - nach 580 Millionen Dollar im vorhergehenden dritten Quartal. Trotz des erneut kräftigen Wachstums fiel den Marktbeobachtern auf, dass die AWS-Umsätze das geringste Plus in den vergangenen zwei Jahren verzeichneten.
Tatsächlich kommt aber ein etwas langsameres Wachstum angesichts der absoluten Größe, die Amazons Cloud-Business inzwischen erreicht hat, nicht unerwartet. Das Unternehmen erklärte, AWS habe allein 2016 insgesamt 1019 neue Features und Produkte im Cloud-Business hervorgebracht. Gleichzeitig kündigte AWS auch im vierten Quartal immer wieder Preisnachlässe für einzelne Dienste an. CFO Brian Olsavsky sagte in einer Telefonkonferenz, solche Rabatte seien normal für dieses Business und würden auch künftig angeboten.
Microsoft-Vergleich hinkt
Ein Vergleich mit Microsofts Cloud Business im vierten Quartal liegt zwar nahe, ist aber eigentlich nicht möglich. Der weltgrößte Softwarekonzern setzte 6,9 Milliarden Dollar um, rechnet dabei aber auch Einnahmen aus Quellen jenseits der Azure-Plattform ein - zum Beispiel Softwarelizenzen für Windows Server und SQL Server.
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Analysten kommentierten Amazons Quartalsergebnis dahingehend, dass der Konzern disziplinierter bei den Ausgaben gewesen sei und weniger Geld in Werbung gesteckt habe. Zudem stamme ein größerer Teil der Einnahmen von Händlern, die als "Third-Party-Verkäufer" über Amazons E-Commerce-Plattform anbieten. Amazon müsse diese Produkte weder einkaufen noch lagern, es sei ein reines Vermittlungsgeschäft mit entsprechend hoher Gewinnmarge.
Die Amazon-Zahlen führten zu einem nachbörslichen Kursrückgang von vier Prozent. Ursache sind nicht nur die etwas schwächer als erwarteten Geschäftszahlen, sondern auch ein eher verhaltener Ausblick auf das laufende erste Quartal 2017. (hv)