CW: Welchem Typ Informatiker raten Sie zum Trainee-Programm als Berufseinstieg?
Reinhold Scharff: Ein Trainee-Programm ist nur dann sinnvoll, wenn jemand auch Interesse an anderen Unternehmensbereichen hat. Das haben viele Informatiker eben nicht, weil deren Leidenschaft die Technik ist. Und schon gar nicht an Managementpositionen, bei denen Menschen zu führen sind. Eher noch an fachlicher Führung als Projektleiter. Dann könnte ein Trainee für einen Informatiker sinnvoll sein.
CW: Was kann ein Teilnehmer von der Trainee-Zeit erwarten?
Scharff: Dass er unterschiedliche Bereiche, verschiedene Vorgesetzte, Kollegen und Aufgaben kennen lernt und er seinen Horizont erweitert. Traineeprogramme sind ein gewisser Freiraum, den man beim Direkteinstieg nicht unbedingt hat, weil klare Sequenzen festgelegt sind, wann man weiter zieht.
CW: Was sind K.O.-Kriterien für eine angebotene Traineestelle?
Scharff: Wenn nur nebulöse Inhalte kolportiert werden und kein klares Programm mit allen Stationen und Inhalten existiert. Kürzer als 18 Monate ist ein K.O.-Kriterium, und Training-on-the Job unter dem Decknamen Traineeprogramm sollte nicht absolviert werden. Mein Tipp: Immer fragen, seit wann das Programm existiert, wie viele es bereits durchlaufen haben und um die Erlaubnis bitten, mit Ex-Trainees zu sprechen.
CW: Ist ein Trainee ein Karrieregarant?
Scharff: Mitnichten, aber Anschubhilfe auf jeden Fall. Man muss schon etwas können und Erfolg haben, um Karriere zu machen. Ein vertriebsorientiertes Unternehmen wird Trainees daran messen, wie gut sie verkaufen können, auch wenn sie nachher in der Technik arbeiten.
CW: Wie ist Ihre Wahrnehmung: nehmen Trainee-Stellen zu oder ab?
Scharff: Im Moment eher ab, da in einer Hochkonjunktur keiner mehr die Zeit hat, angesichts des hohen Arbeitsaufkommens, Trainees zu betreuen. Gerade deshalb müssen die Neuen sofort mitarbeiten, um die Investition lohnend zu machen.
CW: Bieten eher Konzerne Trainee-Programme an oder auch der Mittelstand?
Scharff: Große Firmen haben eher die Möglichkeiten, Trainees einzustellen, denn dort gibt es häufiger Leerlauf in den Abläufen als bei Mittelständlern. In Konzernen ist zudem oft auch Geld vorhanden, Trainees durchs Unternehmen zu schleusen. Wenn der Trainee am Ende erfolgreich ist, umso besser fürs Unternehmen. Ein übernommener Trainee ist nämlich meist billiger als ein von außen eingekaufter Kandidat für erste Projektleitung oder Führung. Außerdem lässt sich ein Trainee schon ganz gut einschätzen, und das Unternehmen kann sich daher in seiner Auswahl ziemlich sicher sein. (kf)
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