Der SQL-Server 2022 ist die aktuelle Version der leistungsfähigen Datenplattform aus dem Hause Microsoft und gilt - neben Oracle und MySQL - als der populärste relationale Datenbank-Server für mittelständische und große Unternehmen. Das verwundert nicht. Schließlich bietet die Datenbank Betrieben mit Warenwirtschafts-, CRM- oder ERP-Systemen zuverlässige Analyse- und Reporting-Funktionen.
Gartner sieht Microsoft in diesem Bereich deshalb auch im Magic Quadrant als 'klaren Leader'. Das nutzte Microsoft offenbar aus und verschärfte mit dem neuen Release im vergangenen November seine Preis- und Lizenzpolitik. Offiziell erhöhte der Softwarekonzern die Preise für andere Cloud-Service-Provider- (CSP-)Kunden um zehn Prozent. Darüber hinaus änderte der Hersteller das Lizenzierungsmodell. Beim Einsatz dieser Variante über mehrere Jahre entstehen Unternehmen nun zusätzliche, man möchte sagen, 'versteckte' Kosten.
Lesetipp: Microsoft erhöht Preise - SQL Server 2022 wird teurer
Versteckte Preissteigerung bei Microsoft SQL Server 2022
Die indirekte Preiserhöhung hat es in sich. Sie wird offenbar, wenn man die Kostenentwicklung des neuen Servers mit der Vorgängerversion SQL Server 2019 über einen längeren Zeitraum vergleicht. Das Schaubild verdeutlicht dies: Im ungünstigen Fall - nämlich bei Lizenzierung über eine Laufzeit von einem Jahr (statt der von Microsoft propagierten dreijährigen Verpflichtung) - zahlen Unternehmen bis zu 362 Prozent mehr als bisher.
Was genau ist neu beim Microsoft SQL Server 2022?
Grund für diese enorme Kostensteigerung ist ein neuer Passus im Lizenzmodell. Mit den Vorgängerversionen 2017 und 2019 war es möglich, SQL Server Standard Core und Enterprise Core nicht nur physisch, sondern auch als VM zu virtualisieren. Dieses Recht gibt es in dieser Form nicht mehr. Sowohl SQL Server 2022 Standard Core als auch Enterprise Core darf nur noch virtualisieren, wer eine CSP-Subscription-Lizenz oder eine Volumenlizenz mit Software Assurance einsetzt. Nur solange die SA aktiv ist beziehungsweise die Mietlizenz läuft, besteht das Recht zur Virtualisierung.
Dieser Coup bringt Microsoft im Gegensatz zu früher fortwährende Gebühren ein - die sich aus Kundensicht im besten Fall auf 'nur' 140 Prozent gegenüber dem Vorgänger belaufen. Im schlechtesten sind es die genannten 362 Prozent.
Den Preiserhöhungen entgehen
Für kaum ein Unternehmen, das Microsofts SQL-Server im Einsatz hat, ist es ein gangbarer Weg, aufgrund der neuen Preispolitik auf andere Lösungen umzuschwenken. Hersteller von relationalen Datenbanksystemen gibt es zwar viele. Nur 'sprechen' die meisten Systeme ihren eigenen SQL-Dialekt - gespickt mit allerlei proprietären, herstellerspezifischen Konnotationen. Am SQL Server von Microsoft geht für die meisten Bestandskunden also kein Weg vorbei.
Auch untersagt Microsoft ein Downgrade von SQL Server 2022 Core auf 2019 Core, um dann - ohne SA oder CSP Subscription - wieder virtualisieren zu dürfen.
Dass es dennoch Möglichkeiten gibt, den steigenden Kosten (zumindest teilweise) zu entgehen, zeigen die folgenden Szenarien:
Anderes Lizenzmodell: Unternehmen, die in der Vergangenheit Microsoft SQL Server Standard Core eingesetzt haben, können auf SQL 2022 Standard umsteigen und darüber weiterhin ihre CAL lizenzieren. Wie beim Vorgänger, SQL Server 2019 Standard, kann hier weiterhin virtualisiert werden. Meine Empfehlung: CAL gebraucht kaufen spart 50 bis 80 Prozent gegenüber Neulizenzen!
Microsoft SQL Server 2017 oder 2019: Jede Edition der Vorgängerversionen kann nach wie vor virtualisiert werden. Bis 2027 beziehungsweise 2029 sind auch die Sicherheits-Updates gewährleistet. Das sind immerhin vier bis sechs Jahre, in denen Unternehmen die im Rechenbeispiel demonstrierten Kosten sparen. Statt mehreren hundert Prozent Preissteigerung im Jahres-Abo, zahlen sie einmalig. Auch hier meine Empfehlung: SQL Server 2017 oder 2019 als gebrauchte Software kaufen, kommt günstiger.
Je nach Anzahl der Kerne und User lohnt sich das eine oder andere Szenario. Sofern kompatibel, rate ich Microsoft Kunden jedoch zu Variante B als günstigste Lösung.
Fazit
Am Beispiel des Microsoft SQL Server 2022 zeigt Microsoft klar seine Strategie, Firmenkunden in langfristige Vertragsabschlüsse zu drängen. Der Hersteller verwehrt damit ebenso die Zweitverwendung seiner Software-Programme. Beides kann nicht im Interesse von Unternehmenskunden sein - zumal im aktuell wirtschaftlich schwierigen Umfeld. Exponentiell steigende Kosten kann (oder will) nicht jeder Unternehmenskunde mitgehen - und ist dann mit den genannten Alternativen vorerst gut beraten.