Seit Januar 2009 betreut Bert Lösch als Senior Manager für die IT-Beratung Mieschke Hofmann und Partner (MHP) PLM-Projekte von der Niederlassung in Wolfsburg aus. Bis es so weit war, brauchte es allerdings etwas Zeit. Erstmals setzte sich eine MHP-Personalerin im Oktober 2007 über das soziale Netzwerk Xing mit dem Informatiker in Verbindung - einfach, um sich unverbindlich auszutauschen.
Damals hatte er zwar noch keine Wechselabsichten, man blieb aber in Kontakt. Zu Weihnachten verschickte das Porsche-Tochterunternehmen Grüße und Auszüge der Mitarbeiterzeitung, im März 2008 fand dann das erste Gespräch per Telefon statt. Nach einem Treffen im Mai im Ludwigsburger MHP-Sitz dauerte es noch bis zum September des Jahres, bis es zum Vertragsangebot kam.
Wettbewerb um klügste Köpfe
Dass Arbeitnehmer und Arbeitgeber auf diese Weise zueinandergefunden haben, ist kein Zufall. Dieses Vorgehen hat bei MHP vielmehr Methode und nennt sich Talent-Relationship-Management. "Seit drei Jahren setzen wir bei der Rekrutierung von Mitarbeitern darauf, gute Beziehungen zu geeigneten Kandidaten aufzubauen und regelmäßig mit ihnen in Kontakt zu treten", so MHP-Personalerin Sarah Böning.
Im Vordergrund steht dabei das Ziel, dass die Personalabteilung talentierte - also gut ausgebildete, hoch motivierte und leistungsorientierte - Kandidaten kennenlernt. Die Möglichkeiten dazu sind schließlich vielfältig. "Wir haben mittlerweile einen Pool von adäquaten Personen, mit denen wir uns regelmäßig austauschen. Aus diesem können wir schöpfen, um unseren Mitarbeiterstamm kontinuierlich weiterzuentwickeln", so Böning. Eine aufwendige und teure Suche ist so in vielen Fällen nicht erforderlich. Zudem lernt die Personalabteilung die künftigen Mitarbeiter während des Beziehungsaufbaus näher kennen und kann sie daher besser einschätzen. Das Risiko von Fehlentscheidungen wird verringert. Hinzu kommt, dass das Unternehmen durch die regelmäßigen Kontakte den Talenten seine Wertschätzung signalisiert, damit an Attraktivität gewinnt und sich positiv von den Konkurrenten absetzt.
Talent-Pool-Party für Einsteiger
All das setzt einiges voraus. So gilt es zunächst, aus der Vielzahl von Kontakten die Kandidaten auszuwählen, zu denen langfristig eine Beziehung aufgebaut werden soll. Um sich mit den Talenten dann auch regelmäßig austauschen zu können, muss der Arbeitgeber deren Daten aufnehmen, systematisch verwalten und stetig aktualisieren. MHP setzt zur operativen Datenpflege eine für diesen Zweck selbst entwickelte Web-basierende Lösung ein.
Die Beziehungen zu den Talenten lassen sich mit einer ganzen Reihe von Maßnahmen aufbauen und verfestigen. Einfach ist es zum Beispiel, Geburtstags- oder Weihnachtskarten zu versenden und sich hin und wieder telefonisch bei den Kandidaten zu melden. Empfehlenswert ist auch, die Mitarbeiterzeitung, Newsletter oder Informationen zu offenen Stellen zu verschicken. Aufwendiger, aber auch intensiver sind persönliche Treffen. So können sämtliche Kandidaten einmal im Jahr zu einer Talent-Pool-Party eingeladen werden. Stammtische lassen sich häufiger organisieren, da sie spezifischer ausgerichtet sind - nach fachlichen oder hierarchischen Gesichtspunkten - und daher nur auf bestimmte Gruppen abzielen. Im Rahmen von Seminaren, Workshops oder Führungen durch das Unternehmen lernen die Kandidaten den möglichen Arbeitgeber unmittelbar kennen.
Schließlich bietet das Web 2.0 mannigfache Wege, in Kontakt zu bleiben. Dazu zählen die sozialen Netzwerke wie Xing oder LinkedIn, die Möglichkeit, Chats zu bestimmten Themen zu veranstalten, und unternehmenseigene Foren, in denen sich Mitarbeiter und Kandidaten austauschen. Auch Blogs oder Podcasts sind attraktive Gelegenheiten, kontinuierlich über die Situation im Unternehmen zu informieren.
Gezielte Bewerbungsaktivitäten
"Die richtigen Werkzeuge auszuwählen und sich nicht zu verzetteln ist ein Erfolgsfaktor beim Talent-Relationship-Management. Wir haben uns daher für eine übersichtliche Zahl von Maßnahmen entschieden, die wir konsequent verfolgen", sagt Böning. Dazu zählen neben dem regelmäßigen Austausch per E-Mail oder Telefon zum Beispiel gemeinsame Besuche in der Produktion von Porsche, Einladungen zu MHP-Workshops oder Treffen auf Messen. "Wichtig für uns ist es, jedem Kandidaten zu vermitteln, dass es genau um ihn geht und er nicht einer unter vielen ist", so die MHP-Personalerin.