Offener Brief an EU

AI Act bringt Entscheider auf die Barrikaden

03.07.2023
Von 


Florian Maier beschäftigt sich mit diversen Themen rund um Technologie und Management.
Mehr als 150 Entscheider namhafter Unternehmen protestieren mit einem offenen Brief gegen den AI Act in seiner aktuellen Form.
Je klarer die EU-Vorstellungen in Sachen KI-Regulierung werden, desto größer werden die Bedenken bei den Unternehmen.
Je klarer die EU-Vorstellungen in Sachen KI-Regulierung werden, desto größer werden die Bedenken bei den Unternehmen.
Foto: designium - shutterstock.com

Das vom Europäischen Parlament vorgeschlagene Gesetz zur Regulierung von künstlicher Intelligenz (KI) - der sogenannte AI Act - nimmt zusehends Form an - und bringt europäische Unternehmen und ihre Entscheider auf die Barrikaden.

In einem offenen Brief (PDF) bringen nun mehr als 150 Entscheider diverser großer Unternehmen ihre Bedenken über die Regulierungspläne der EU zum Ausdruck - darunter auch der IT-Verband Bitkom sowie zahlreiche namhafte deutsche Unternehmen wie:

  • Siemens,

  • Continental,

  • Merck,

  • die Deutsche Telekom,

  • Burda,

  • Henkel,

  • Dr. Oetker,

  • Wacker Chemie oder

  • Celonis.

Der Grundtenor: Der AI Act in seiner aktuellen Form würde die Wettbewerbsfähigkeit und die technologische Souveränität von Unternehmen in Europa aufs Spiel setzen - insbesondere im Bereich Generative AI.

"Unverhältnismäßig hohe Compliance-Kosten und Haftungsrisiken"

"Der kürzlich vom Europäischen Parlament verabschiedete AI Act würde Foundation Models unabhängig von ihrem Anwendungsfall stark regulieren. Unternehmen, die solche Systeme entwickeln und implementieren wären in der Folge mit unverhältnismäßig hohen Compliance-Kosten und Haftungsrisiken konfrontiert. Eine Regulierung dieser Art könnte dazu führen, dass hochinnovative Unternehmen ihre Aktivitäten ins Ausland verlagern, Investoren ihr Kapital von der Entwicklung europäischer Foundation-Modelle und europäischer KI im Allgemeinen abziehen", warnt die Unternehmens-Community in ihrem offenen Brief.

Dabei erkennen die Unternehmen sehr wohl an, dass KI reguliert werden sollte - geben jedoch zu bedenken: "Die Regulierung von generativer KI gesetzlich starr verankern zu wollen, ist ein ebenso bürokratischer wie ineffektiver Ansatz, der seinen Zweck nicht erfüllt. In einem Kontext, in dem wir noch sehr wenig über die realen Risiken, das Geschäftsmodell oder die Anwendungen von Generative AI wissen, sollte sich das europäische Recht darauf beschränken, allgemeine Grundsätze in einem risikobasierten Ansatz zu bündeln."

Um diese Grundsätze durchzusetzen, empfehlen die Entscheider eine agile Expertenkommission auf EU-Ebene, die diese im Dialog mit den Unternehmen und entsprechend der real auftauchenden Risiken kontinuierlich weiterentwickelt.