Vendor Lock-in, fehlende Fachkräfte, komplexe Geschäftsprozesse

7 Tipps für den Aufbau einer Hybrid Cloud

12.04.2016
Von   
Lynn Thorenz ist Director Research & Consulting, IDC Deutschland und Schweiz.
Die Digitalisierung kommt in Fahrt. Und die Cloud ist dabei nach Überzeugung von IDC der entscheidende Enabler. Um die dynamischen Business-Anforderungen zu erfüllen und die digitale Transformation voranzutreiben, sind hybride Ansätze gefragt. Lesen Sie, worauf Unternehmen beim Aufbau einer Hybrid Cloud besonders achten sollten.

Dass die Digitalisierung fast überall Einzug hält, wird immer deutlicher. Neue Wettbewerber bedrängen etablierte Unternehmen bereits heute - und das in fast allen Branchen. Innovation und Wachstum sind das Gebot der Stunde. Firmen, die jetzt die Weichen nicht entsprechend stellen, werden das Nachsehen haben. Die Basis für die digitale Transformation bilden die Technologien der sogenannten dritten Plattform, also Mobility, Cloud-Dienste, soziale Netze sowie Big Data und Analytics. Betriebsabläufe können durch die Automatisierung von Prozessen mobil und effizienter erledigt werden, die Customer Experience bei Kundeninteraktionen wird auf die nächste Stufe gehoben, ja sogar völlig neue Geschäftsmodelle können durch den Einsatz der genannten Technologien geschaffen werden.

Die dritte Plattform als Basis der digitalen Transformation
Die dritte Plattform als Basis der digitalen Transformation
Foto: International Data Corporation (IDC), 2016

Die Cloud ist dabei nach Überzeugung von IDC der entscheidende Enabler, um digitale Initiativen überhaupt erst anstoßen zu können. Das zeigt auch die Ende 2015 präsentierte IDC Studie, für die über 270 IT- und Businessentscheider aus deutschen Unternehmen befragt wurden. In Deutschland werden zunehmend Hosted Private und Public Cloud Services bezogen. Die Motivation dahinter: herkömmliche On-Premise Umgebungen sind einfach zu starr und verhindern agiles Handeln, was für viele Firmen im Wettbewerb fatal wäre. Die logische Konsequenz ist der weitere Aufbau von Cloud-Umgebungen, wobei die Unternehmen einen Mix von verschiedenen Bezugsmodellen - von On-Premise bis Public Cloud - bevorzugen, denn nicht alle Daten sollen oder können aktuell in die Cloud wandern.

Die IT-Entscheider sind sich derzeit allerdings oftmals noch unsicher, für welche Technologien, Architekturen und Plattformen sie sich beim Aufbau von Hybrid Clouds entscheiden sollen. Neue Open-Source-Standards, Management-Ansätze und Ökosysteme kristallisieren sich erst allmählich heraus. IT-Entscheider kommen nicht umhin, umzudenken und etablierte Pfade zu verlassen. Dabei sollten sie vor allem auf die folgenden Punkte achten.

  • Tipp 1: Rücken Sie die Digitale Transformation auf der IT-Agenda deutlich nach oben

Aktuell stehen "klassische" IT-Aufgaben - also etwa die Gewährleistung von IT-Sicherheit und die Senkung von IT-Kosten - immer noch ganz oben auf der Agenda der CIOs. Anforderungen im Zusammenhang mit der Digitalisierung und auch die "Digitale Transformation" als eigenständiges Thema folgen erst danach. Die Digitale Transformation sorgt indes branchenübergreifend für tiefgreifende Umwälzungen und neue Wettbewerber. Die Technologien der dritten Plattform und insbesondere die "Cloud" rückt in den Mittelpunkt. Betrachten Sie deshalb die IT als Enabler der Digitalen Transformation. Vergessen Sie nicht: IT ist maßgeblich wichtig für die Sicherung der Zukunftsfähigkeit Ihres Unternehmens.

IT Entscheider müssen umdenken.
IT Entscheider müssen umdenken.
Foto: ra2studio - shutterstock.com
  • Tipp 2: Konsolidieren und Standardisieren - schaffen Sie die Voraussetzungen für hybride IT-Umgebungen

Aufwendige Anpassungen der komplexen IT-Landschaft und die umfangreiche Integration stellen für die von IDC befragten Organisationen die größten IT-spezifischen Herausforderungen dar. Schaffen Sie die Voraussetzungen für den Aufbau hybrider IT-Landschaften, indem Sie Ihre IT-Landschaft konsolidieren und standardisieren. Auch sollten Sie den Automatisierungsgrad beim Management, also im Hinblick auf Provisioning, Orchestrierung, Monitoring und so weiter mit entsprechenden Tools erhöhen.

  • Tipp 3: Passen Sie die Geschäftsprozesse in enger Kooperation mit den Fachbereichen an

Mobile und schnellere Geschäftsprozesse mittels verknüpfter Cloud-Umgebungen können nur dann geschaffen werden, wenn die betrieblichen Abläufe und die neuen Möglichkeiten, die sich durch hybride Cloud-Umgebungen eröffnen, optimal aufeinander abgestimmt werden. Allerdings stellt die enge Zusammenarbeit zwischen IT und Business immer noch eine große Herausforderung dar. Benennen Sie also einen Kollegen, der als interner Mediator fungiert oder beauftragen Sie externe Berater mit der entsprechenden Prozessoptimierungskompetenz, um zwischen den Abteilungen zu vermitteln. Dabei zeigen oftmals schon kleine Aktivitäten große Wirkung.

  • Tipp 4: Eruieren Sie die individuellen Compliance-Anforderungen und Ziele

Die Sicherheits- und Datenklassifizierung ist für die befragten Unternehmen der wichtigste Erfolgsfaktor beim Aufbau von Hybrid Clouds. Der One-fits-All-Ansatz greift hier nicht. Vielmehr hängt die Entscheidung, welche Workloads und Daten wo gespeichert werden, von branchen- und länderspezifischen Regularien, rechtlichen Anforderungen sowie den individuellen IT-spezifischen und organisatorischen Rahmenbedingungen und Unternehmenszielen ab. Beginnen Sie deshalb zunächst mit der Zieldefinition und werden Sie sich über die bestehenden Rahmenbedingungen klar.

  • Tipp 5: Vermeiden Sie einen Vendor Lock-In

Die mögliche Abhängigkeit von Anbietern, Technologien, Architekturen oder Ökosystemen stellt die zweitgrößte Hürde für den Aufbau hybrider Cloud-Umgebungen dar. Achten Sie beim Aufbau einer Hybrid Cloud auf die herstellerunabhängige Integration. Open-Source-Technologien gewinnen nicht ohne Grudn deutlich an Bedeutung. Allerdings sind viele quelloffenen Technologien noch in einer frühen Reifephase, zudem fehlt es in etlichen Unternehmen an entsprechenden Management-Skills. Gehen Sie deshalb Step-by-Step vor, beginnen Sie mit weniger kritischen Anwendungen und sammeln Sie Erfahrung, bevor Sie den Nutzungsumfang stufenweise ausweiten.

  • Tipp 6: Ziehen Sie neue Ansätze wie das Software-Defined Datacenter oder Container-Lösungen in Betracht

Deutschlands IT-Entscheider nutzen, planen oder beschäftigen sich im Zusammenhang mit der Virtualisierung und dem Management hybrider Cloud-Umgebungen zunehmend mit neuen Ansätzen wie etwa dem Software-Defined Datacenter (SDDC) oder Open Source Container-Lösungen. Setzen Sie sich mit diesen neuen Ansätzen und Angeboten im Markt unbedingt auseinander, wenn Sie hybride IT-Umgebungen ganzheitlich managen und Workloads unabhängig von den darunterliegenden Technologien portieren wollen.

  • Tipp 7: Betrachten Sie externe Services als Lösungsansatz

Fehlende interne Ressourcen und Know-how sind ein Dauerthema in vielen Unternehmen. Die zunehmenden technischen, sicherheitsrelevanten und organisatorischen Herausforderungen führen zu einem hohen Services-Bedarf. Ziehen Sie deshalb auch externe Unterstützung in Betracht, um Ihre Hybrid Cloud schneller aufzubauen und die digitale Transformation in Ihrer Organisation voranzutreiben. Bei der Migration der Daten, der Anpassung von Geschäftsprozessen und bei der Beratung hinsichtlich der Auswahl der jeweils passenden Cloud-Services zeigt sich derzeit die größte Nachfrage in den Unternehmen. Aber auch hier gilt: zu welchem Grad Sie externalisieren, hängt am Ende von Ihren internen Ressourcen, dem vorhandenen Know-how sowie von Ihren strategischen Zielen ab. (wh)