US-Firmen setzen auf Test-Labs und Innovation Hubs

5G erfolgreich einführen – aber nicht allein

20.10.2022
Von 
Jack Gold ist Gründer und Chef-Analyst von J.Gold Associates, LLC., einem US-Beratungsunternehmen.
5G im Unternehmenseinsatz bietet ein enormes Potenzial. Doch wie nutzt man die Carrier-Technik am besten im Enterprise? US-Unternehmen setzen hier auf Test-Labs und Innovation Hubs.
5G erfordert ein kollaboratives Ökosystem, um erfolgreiche Lösungen zu realisieren.
5G erfordert ein kollaboratives Ökosystem, um erfolgreiche Lösungen zu realisieren.
Foto: Golden Dayz - shutterstock.com

Das Potenzial, das 5G-Campusnetze für Unternehmen hinsichtlich verbesserter Prozesse und neuer Lösungen bietet, ist unbestritten. Gleichzeitig sehen sich die Firmen mit einem erheblichen technischen Aufwand im Vergleich zu klassischer Netztechnik konfrontiert, da es sich Carrier-grade-Technik handelt. Erschwerend kommt hinzu, dass vielen 5G-Angeboten die Business-Logik fehlt, wie Accenture feststellt.

Vielfältige 5G-Herausforderungen

Letztlich erfordert 5G ein kollaboratives Ökosystem, um erfolgreiche Lösungen zu realisieren. Hierzu ist nicht nur technisches Know-how in Sachen 5G und anderen Technologien wie KI, AR/VR, Robotik, Sensorik etc. erforderlich, sondern auch das Fachwissen der Endnutzer in Bereichen wie Gesundheitswesen, Sicherheit, intelligente Städte, Verkehrssysteme, Fertigung, um nur einige Bereiche zu nennen. Eine Herausforderung, mit der sich nicht nur deutsche Unternehmen konfrontiert sehen, sondern auch US-amerikanische. Die Amerikaner setzen hierzu auf die Einrichtung von Solution Labs, die private 5G-Netzwerke in einer kontrollierten Umgebung für Experimente einrichten und kommerzielle Unternehmen, akademische Einrichtungen, Labore des öffentlichen Sektors und Softwareanbieter miteinbeziehen, um ein vollständiges Ökosystem zu schaffen.

Ein Beispiel für eine solche kommerzielle Zusammenarbeit zwischen einem Netzbetreiber, der 5G-Fachwissen bereitstellt, und privaten/öffentlichen Organisationen sind die Verizon Innovation Hubs. Diese Hubs werden mit 5G ausgestattet, schaffen aber auch Räume für verschiedene Kooperationen, die zur Entwicklung neuer Produkte und Lösungen genutzt werden können, sowie für die gemeinsame Entwicklung und den Austausch von Ideen und Fachwissen unter den Teilnehmern.

5G-Innovation-Hubs

Egal ob Smart Cities oder andere Lösungen - 5G-Projekte erfordern neben technischem Know-how auch Fachwissen der Endnutzer.
Egal ob Smart Cities oder andere Lösungen - 5G-Projekte erfordern neben technischem Know-how auch Fachwissen der Endnutzer.
Foto: metamorworks - shutterstock.com

Hierzu hat Verizon zunächst mehrere dieser Zentren eingerichtet, darunter den Emory Healthcare Innovation Hub. Er konzentriert sich auf die Bedürfnisse des Gesundheitswesens und arbeitet mit mehreren Gesundheitsdienstleistern zusammenarbeitet. Ein anderes Innovationszentrum in Zusammenarbeit mit den Pacific Northwest National Labs konzentriert sich auf die Auswirkungen von 5G auf die Infrastruktursicherheit (etwa Stromnetz), Ersthelfer und Klimawissenschaft. Der Innovation Hub an der University of Illinois at Urbana beschäftigt sich dagegen mit den 5G-Anwendungsmöglichkeiten in der Landwirtschaft. Und in Zusammenarbeit mit derGemeinde Lake Nona in Florida, wird der 5G-Einsatz in intelligenten Städten untersucht.

Natürlich erwartet sich Verizon durch die Einrichtung dieser Innovationszentren eine größere Nutzung seiner 5G-Netze, wenn entsprechende 5G-Lösungen in großem Umfang eingesetzt werden. Gleichzeitig werden aber auch Innovationen geschaffen, die Unternehmen neue Geschäftsbereiche eröffnen. Zudem entstehen rund um die Hubs neue Unternehmen. Letztlich entsteht eine Win-win-Situation, bei der nicht nur Verizon profitiert.

Kooperation statt Alleingänge

Organisationen, die 5G-basierte Lösungen für ihre spezifischen Bedürfnisse entwickeln, sei es als Nutzergemeinschaft oder als Produktanbieter, tun gut daran, Kooperationsmöglichkeiten wie die Innovation Hubs zu prüfen. Alleingänge sind schwer umzusetzen, insbesondere bei neueren Technologien, die noch nicht erprobt und/oder implementiert wurden.

Risiken reduzieren

Darüber hinaus bedeutet die Risikoteilung mit Partnern, dass Unternehmen es sich leisten können, ein größeres Risiko einzugehen, um größere Vorteile zu erzielen, da sie auf individueller Basis weniger Nachteile haben. Außerdem können Partner oft eine Starthilfe geben, indem sie Technologiekomponenten anbieten, so dass diese nicht neu erfunden werden müssen. Und schließlich ermöglicht ein gemeinsames Ökosystem von Partnern einen viel breiteren Austausch von Fachwissen.

Unterm Strich können Innovationszentren, wie die von Verizon eingerichteten, die Entwicklung von 5G-Lösungen beschleunigen. Insbesondere in Fällen, die Kooperationen und/oder Partnerschaften erfordern. Ein sicherer Ort, an dem neue Produkte und Strategien ausprobiert werden können, kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen. Jedes Unternehmen, das neue Prozesse und/oder Geschäftsmodelle unter Verwendung von 5G implementieren möchte, tut gut daran, die Teilnahme an einem Innovationszentrum zu prüfen.