Wie schlimm ist der Engpass bei der Chipversorgung? Welche Auswirkungen hat er auf die Verfügbarkeit von IT-Hardware? Laut Gartner müssen Unternehmenskunden mittlerweile teilweise mit Lieferzeiten von bis zu 400 Tagen für Netz-Devices rechnen. So beschweren sich laut Gartner zudem viele Unternehmenskunden über Preiserhöhungen sowie nicht eingehaltene Liefertermine.
"Wir gehen davon aus, dass es bis Anfang 2023 lange Lieferzeiten geben wird, wobei wir eine langsame, schrittweise Verbesserung im Laufe der Monate erwarten", schreibt Gartner in einem Bericht mit dem Titel "What Are My Options for Dealing With Long Lead Times on Network Equipment?"
Laut Gartner haben Unternehmen fünf Möglichkeiten, um mit dieser Misere umzugehen. Nur eine davon führt zu mehr Hardware im Rechenzentrum, und eine Option ist ein wenig heimtückisch.
5 Optionen gegen den Hardwareengpass
1.) Optimieren Sie die Nutzung vorhandenen Equipments
Die Port-Kapazität der meisten Unternehmens-Switches wird laut Gartner nur zu 75 Prozent ausgelastet. Die Switches in Rechenzentren und auf dem Campus wurdenüberdimensioniert, um Wachstum zu ermöglichen und/oder die Verkabelung zu vereinfachen, so die Analysten. "Wir schätzen, dass mindestens 25 Prozent der Switch-Ports auf dem Campus und in Rechenzentren ungenutzt sind, wahrscheinlich sogar mehr. Die Reduzierung der Überkapazitäten durch Konsolidierung der Connectivity kann daher in den meisten Unternehmen 10 bis 15 Prozent der Switches für andere Anwendungen freimachen."
Allerdings erfordert dies Änderungen am Netzwerk, wie etwa eine teilweise Neuverkabelung. Zwar bringt dies einigen Arbeitsaufwand mit sich und bedeutet von Fall zu Fall Ausfallzeiten, doch es ist eine unkomplizierte Option, um Switching-Kapazitäten freizusetzen.
2.) Replatform
Die Lösung für alles: Verlagerung in die Cloud. Unternehmen können den Kauf von Rechenzentrums-Switches und anderer Hardware vermeiden, wenn sie Workloads zu Hosting-Anbietern oder Public-Cloud-Anbietern verlagern.
Gartner empfiehlt außerdem x86-Server anstelle von Netzwerk-Appliances wie Load Balancer, Router und Firewalls, die meist nur eine geringe Anzahl an Schnittstellen aufweisen.
3.) Setzen Sie die Anbieter unter Druck
Ein bisschen Freundlichkeit hat noch nie geschadet. Wenn das nicht klappt, versuchen Sie es mit spitzen Ellbogen. So stellt der Gartner-Bericht fest, dass "Anbieter bei Bestellungen nicht nach dem FIFO-Konzept (first in, first out) vorgehen. Die Anbieter bevorzugen Kunden, die größere Umsatzchancen bieten und/oder das Risiko von Umsatzeinbußen bei Lieferverzögerungen mit sich bringen".
Der beste Weg, den eigenen Auftrag beim Anbieter zu priorisieren, besteht darin, auf der Anbieterebene (nicht beim VAR) Wettbewerb zu schaffen. Mit anderen Worten: Drohen Sie damit, Ihr Geschäft woanders zu machen, und hoffen Sie, dass man Ihren Bluff nicht durchschaut. Wenn Sie ein neuer Kunde sind, lassen Sie den Verkäufer wissen, dass Sie ein erhebliches Umsatzpotenzial darstellen.
4.) Erkundigen Sie sich nach zertifizierten generalüberholten Geräten
Einige Anbieter bieten offizielle Refurbished-Programme für generalüberholte Geräte an - darunter Cisco und HPE Aruba. Dabei wird die Hardware vollständig überholt, neu zertifiziert und erhält Support. Die Geräte können zwar einige Jahre alt sein, aber die Lieferzeit für diese Geräte beträgt nur wenige Tage oder Wochen. Es gibt auch unabhängige Drittanbieter von gebrauchten Geräten, wie ITRenew oder Green IT Solution.
5.) Nutzen Sie ihre Hardware länger
Die meisten Unternehmen erneuern ihre Hardware etliche Monate oder sogar Jahre vor dem Ende der möglichen Nutzungsdauer. Nur weil die Garantiezeit eines Switches bald abläuft, heißt das nicht, dass er automatisch ausgemustert werden muss. Handeln Sie doch mit Ihrem Lieferanten einen verlängerten Servicevertrag aus und nutzen das Gerät noch ein paar Jahre länger.