Ratgeber Windows Server 2016

5 Punkte, die Sie beim Umstieg auf die neue Server-Version beachten sollten

02.11.2016
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Andreas Th. Fischer ist freier Journalist im Süden von München. Er verfügt über langjährige Erfahrung als Redakteur bei verschiedenen IT-Fachmedien, darunter NetworkWorld Germany, com! professional und ChannelPartner. Seine fachlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen IT-Security,  Betriebssysteme, Netzwerke, Virtualisierung, Cloud Computing und KI. 
Windows Server 2016 ist seit kurzem verfügbar. Aber was ändert sich durch die neue Version wirklich? Brett Cheloff von ConnectWise hat fünf wichtige Punkte beschrieben, die Sie kennen sollten.

Mitte Oktober hat Microsoft die finale Version von Windows Server 2016 veröffentlicht. Im Mittelpunkt des neuen Server-Betriebssystems steht das Thema Cloud Computing. So soll sich Windows Server 2016 besonders dafür eignen, Cloud-Infrastrukturen aufzubauen beziehungsweise lokale Server in Microsoft Azure zu integrieren.

Windows Server 2016
Windows Server 2016
Foto: Microsoft

Im Vergleich zum Vorgänger Windows Server 2012 R2 enthält die 2016er Version mehrere Verbesserungen und Neuerungen wie den Nano-Server und Windows-Container. Der neu entwickelte Nano-Server kommt ohne grafische Bedienoberfläche aus, so dass er sich besonders schnell ausrollen und installieren lässt. Auch sparen Nano-Server sehr viel Platz. Die Administration erfolgt über Windows Management Instrumentation (WMI) und die PowerShell.

Mit Windows-Containern will Microsoft dagegen auf den Docker-Zug aufspringen. Container erlauben eine schnellere und flexiblere Bereitstellung von Anwendungen. Eine in einem Container ausgeführte Anwendung darf nicht in der Lage sein, eine andere Anwendung in einem anderen Container zu beeinflussen. Dadurch bieten sich Container auch zunehmend bei kritischen Anwendungen an. Die Microsoft-Variante ist zudem eng mit Azure verknüpft.

Das sind aber noch nicht alle Änderungen, die für Unternehmen und Partner interessant sind. Brett Cheloff, General Manager bei LabTech, einer Tochtergesellschaft von ConnectWise, hat die Markteinführung von Windows Server 2016 genauestens beobachtet und fünf Punkte zusammengestellt, die seiner Ansicht nach jeder an dem neuen Betriebssystem interessierte Anwender kennen sollte.

1. Patches und Updates

Bereits mit Windows 10 hat Microsoft ein neues Wartungsmodell eingeführt. Updates und neue Funktionen werden nun im Rahmen eines kontinuierlichen Prozesses bereitgestellt. Neue Windows-Versionen sollen nicht mehr wie früher alle paar Jahre erscheinen. Stattdessen will der Hersteller zwei bis dreimal im Jahr neue Funktionen ausrollen und in das bestehende Betriebssystem integrieren. Dieses Windows-as-a-Service-Modell ist nicht überall auf Zustimmung gestoßen. Nichtsdestotrotz führt Microsoft es nun auch bei Windows Server ein.

Wie Windows 10 ist Windows Server 2016 in Zweige aufgeteilt, die darüber entscheiden, wie das System in Zukunft aktualisiert wird. Die Standard- und Datacenter-Versionen von Windows Server 2016 lassen sich in drei Varianten installieren: Server with Desktop Experience, Server Core und Nano-Server. Die ersten beiden Versionen sind Teil des sogenannten Long-Term Servicing Branch (LTSB). Das heißt, Microsoft garantiert, diese Versionen auch weiterhin langfristig mit Patches und Updates zu versorgen. Der LTSB-Zweig enthält dafür aber manche Software wie den Browser Edge nicht.

2. Nano-Server

Der Nano-Server ist nicht Teil des LTSB-Zweiges. Stattdessen will Microsoft ihn nach den Regeln des Current Branch for Business-Zweiges (CBB) aktualisieren. Das hat zur Folge, dass der Nano-Server deutlich häufiger gepatcht werden wird. In Anbetracht der Probleme beim Anniversary Update für Windows 10 müsse sich jeder Anwender selbst überlegen, ob dies als positiv oder negativ einzuschätzen ist. Cheloff weist außerdem darauf hin, dass für den Nano-Server eine Teilnahme an der Microsoft Software Assurance nötig ist.

3. Lizenzen: Kerne statt Prozessoren

Vor etwa drei Jahren hat Microsoft damit begonnen, die Lizenzmodelle zu verändern. Statt Lizenzen wie bislang auf Basis von Prozessoren beziehungsweise Prozessor-Sockeln zu verkaufen, gibt es sie nun nur noch auf Basis der Prozessorkerne (Cores).

Beginnend mit Windows Server 2016 ist davon nun auch das Server-Betriebssystem betroffen. So bietet Microsoft keine Prozessor-basierten Lizenzen mehr für die Standard- und Datacenter-Editionen an. Unternehmen, die erst vor kurzem ihre Vereinbarungen zur Software Assurance verlängert haben, sind davon allerdings noch ausgenommen. Sie trifft diese Änderung erst ab der nächsten Verlängerung. Der Gesamtlizenzbedarf ist in Zukunft also abhängig von der Zahl der Kerne eines Prozessors. Pro Server werden mindestens acht Lizenzen benötigt, wobei eine Lizenz für jeweils zwei Kerne gilt.

4. Container

Die Änderungen beim Lizenzmodell betreffen auch die bereits genannten Windows-Container. Anwender, die bereits nach Prozessor-Kernen lizenzieren, können eine unbegrenzte Zahl von Windows Server Containern nutzen, Diese teilen sich allerdings denselben Kernel. Anwender, die das aus Sicherheitsgründen nicht wollen, sollen stattdessen zu Hyper-V-Containern greifen. Die Standard-Editionen erlauben aber pro Server nur zwei dieser Container. Wer mehr benötigt, muss zur Datacenter-Edition greifen.

5. Windows Defender

Wenn auf einem Server, der aktualisiert werden soll, bereits eine Antiviren-Software läuft, kann es nach dem Upgrade zu Problemen kommen. Das liegt daran, dass Windows Server 2016 automatisch den Windows Defender installiert und aktiviert. Bret Cheloff empfiehlt folgenden PowerShell-Befehl, mit dem sich der Windows Defender wieder abschalten lässt:

Uninstall-WindowsFeature -Name Windows-Server-Antimalware