Das Jahr 2020 markiert den Beginn einer einzigartigen Automatisierungswelle in vielen Unternehmen. Remote Work, technische Fortschritte, aber auch krisenbedingter Handlungszwang sind laut Forrester Research die Triebkräfte, die Unternehmen teilweise hektisch tätig werden lassen - ein Trend, der 2021 anhalten soll.
Den Analysten zufolge haben sich Automatisierungstechnologien in den letzten Jahren stark weiterentwickelt, weshalb das Thema nun zu einer Toppriorität geworden sei. 2021 werde die digitale Transformation in den Unternehmen sich in drei von vier Fällen weitgehend auf die Automatisierung konzentrieren, prophezeien die Analysten. Fortschritte in der KI, der Massenumzug ins Homeoffice und eine globale Rezession hätten den Technologieeinsatz unverzichtbar gemacht. Der Trend sei irreversibel.
Mehr Intelligenz im Dokumenten-Management
Konkret erwartet Forrester große Fortschritte im Dokumenten-Management. Jedes fünfte Unternehmen werde 2021 mehr in die intelligente Auswertung von Dokumenten investieren. Technologien wie Machine Learning und Bilderkennung beschleunigten die Entwicklung. Die Fähigkeiten, Dokumente automatisiert auszulesen, zu bewerten und zu bearbeiten würden immer besser. Dazu trügen sogenannte Intelligent Document Extraction Platforms (IDEP) bei.
Schon vor der Pandemie stiegen den Analysten zufolge die Investitionen in IDEP-Lösungen, weil Unternehmen ihre Dokumente automatisiert klassifizieren wollten - beispielsweise nach Kunden, Themen oder auch Sicherheits- und Compliance-Risiken. Ebenso wichtig nahmen die Betriebe das automatisierte Aufbereiten von Dokumenten für den E-Mail-Versand, die Vertragsanalyse, eDiscovery oder sonstige Anliegen.
Fehlende Qualität in der Prozessautomatisierung
Einen Schub erwartet Forester auch für die Prozess- und IT-Automatisierung. Zwei Drittel der Organisationen, die während der Pandemie Probleme in ihrer Lieferkette beklagten, hätten sich unter diesem Druck für den Einsatz neuer Automatisierungslösungen entschieden. Dabei habe sich gezeigt, dass ein übereiltes und teilweise willkürliches Vorgehen ernsthafte Risiken für die IT-Systeme und damit auch für die Unternehmen insgesamt bedeute.
Den Marktauguren zufolge ist fehlende Qualität in der Automatisierung zu einem Problem geworden, nicht wenige Unternehmen spielten mit ihrer Reputation. Schlechte Beispiele könnten auch die breite Öffentlichkeit gegen Automatisierung im Allgemeinen und Künstliche Intelligenz im Besonderen aufbringen. Deshalb lautet die Prognose, dass im nächsten Jahr Automatisierungsvorhaben besser geplant und getestet werden, bevor man sie produktiv einsetzt oder im Zusammenspiel mit Menschen nutzt (siehe auch: Was ist Process Mining? und AIOps - Wundermittel für den IT-Betrieb).
RPA wird zum Feature von Workflow-Plattformen
Eine Schlüsselrolle in der Automatisierung von internen Verwaltungsprozessen spielt Robotic Process Automation (RPA), ein Trend, der sich fortsetzen wird. Allerdings erwartet Forrester, dass sich dieser Markt verändern wird: Software-Bots sind demnach schon bald Commodity-Produkte, teilweise prägen sich Spezialisierungen aus. Hinzu kommen übliche Entwicklungen im Herstellermarkt, etwa Übernahmen, Börsengänge oder neue Markteintritte.
Der wichtigste Trend sei aber, dass RPA bis Ende 2021 in die entstehenden Plattformen für Prozessoptimierung und -automatisierung eingebettet werde. Die Prognose von Forrester lautet, dass Ende 2021 noch drei echte "Pure Plays" und 15 weitere Anbieter aus der zweiten Reihe übrig sein werden. Andererseits dürften dann rund 200 Anbieter von "Workflow-Transformationslösungen" RPA als eines von vielen Elementen in ihrem Angebot führen.
Bevor Unternehmen weitere Investitionen in RPA tätigen, sollten sie sich ihrer strategischen und taktischen Ambitionen sowie ihrer Organisationsstrukturen klar werden. Zu beachten sei auch die Reife der Geschäftsprozesse, die bereits bestehenden Investitionen auf diesem Feld und die Aufstellung des internen Automatisierungsteams.
Sie heben doch noch ab, die Drohnen!
Ein wenig überraschend prophezeien die Analysten weiter, dass 2021 nun endlich das Jahr der Drohnen werde. Schon in diesem Jahr hätten die Flugobjekte vor allem in China und den USA den Luftraum unsicher gemacht, die Registrierung kommerzieller Drohnen sei durch die Decke gegangen. In beiden Ländern produzieren demnach zusammen mehr als 1300 Unternehmen Drohnen, mehr als 330.000 Stück seien inzwischen abgehoben.
Ein wichtiges Zeichen in den USA ist, dass die Luftfahrtbehörde FAA im August Amazons Lieferdrohnen-Flotte "Prime Air" Starterlaubnis erteilt hat. Auch die Alphabet-Tochter Wing und der Lieferdienst UPS dürfen ihre Flieger loslassen. Erstmals können die Lieferdrohnen auch außerhalb der Sichtweite des steuernden Piloten Lieferungen zustellen.
Mit großen Schritten geht es auch im riesigen indischen Markt voran. Dort haben die Luftfahrtbehörden Flugschulen zugelassen, in denen Mitarbeiter aus privaten Unternehmen als Drohnenpiloten ausgebildet werden können - laut Forrester der Startpunkt für eine größere Welle.
Wichtig für den Drohnentrend ist, dass die Flugobjekte durch die Kopplung mit anderer innovativer Technologie massiv an Nutzwert gewinnen werden. Durch die 5G-Technologie können Drohnen auch große Datenmengen bei geringen Latenzzeiten senden. Hinzu kommt die immer bessere Kameratechnik, die - gekoppelt mit Computer Vision - ganz neue Einsatzszenarien möglich machen wird.
Remote Work führt zu Automatisierung in Arbeitsprozessen
Zu guter Letzt werde Automatisierung auch eine wichtige Rolle in der Unterstützung von Remote Workers spielen. Das Homeoffice sei gekommen, um zu bleiben, die Zukunft gehöre hybriden Arbeitsmodellen, bei denen Mitarbeiter nur noch sporadisch ins Büro kommen. Damit sind die Zeiten, in denen Mitarbeiter mit ihrem Anliegen mal eben beim IT-Support oder in der Personalabteilung verbeischauen konnten, nun überall endgültig vorbei. Eine "intelligente Automatisierung" werde viele Supportleistungen übernehmen - meist unsichtbar für die Mitarbeiter, wo auch immer sie sich gerade aufhielten. (hv)