Lünendonk-Umfrage

2020 erwarten IT-Dienstleister zweistelliges Umsatzwachstum

18.12.2019
Von 
Ronald Wiltscheck widmet sich bei ChannelPartner schwerpunktmäßig den Themen Software, KI, Security und IoT. Außerdem treibt er das Event-Geschäft bei IDG voran. Er hat Physik an der Technischen Universität München studiert und am Max-Planck-Institut für Biochemie promoviert. Im Internet ist er bereits seit 1989 unterwegs.
Auch 2020 rechnen Beratungs- und Systemhäuser, Value Added Reseller (VARs) und Systemintegratoren mit zweistelligem Umsatzwachstum. Das ergab eine Umfrage der Marktforscher von Lünendonk unter 70 IT-Dienstleistern.

Die Analysten von Lünendonk haben 70 Beratungs- und Systemhäuser sowie 140 IT-Verantwortliche bei deren Kunden zu den wirtschaftlichen Aussichten für 2020 befragt. Die CIOs und IT-Leiter der Anwenderunternehmen aus dem gehobenen Mittelstand sowie aus größeren Firmen und Konzernen schilderten den Lünendonk-Analysten in telefonischen Interviews ihre IT-Investitionspläne und den Stand ihrer eigenen Digitalisierungsbemühungen.

IT-Dienstleister zeigen sich optimistisch

Die von Lünendonk befragten 70 Beratungs- und Systemhäuser rechnen im Geschäftsjahr 2019 mit einem Umsatzwachstum von 10,6 Prozent. Für das Jahr 2020 erwarten sie um 10,8 Prozent höhere Erlöse als 2019. Das überrascht auf der einen Seite, denn vor allem Maschinen- und Automobilbauer durchlebten im Laufe des Jahres 2019 eine konjunkturelle Schwächephase, die sich im Jahr 2020 fortsetzen dürfte. Auf der anderen Seite zwingen Handelskrieg und Disruption diese Anwenderunternehmen, in neue digitale Plattformen zu investieren.

Und deswegen rechnen IT-Dienstleiter mit steigender Auftragsflut in den Bereichen Softwareentwicklung und -implementierung, Digitalisierung von Kundenschnittstellen, Aufbau von Digital-Marketing- und E-Commerce-Plattformen sowie in der Cloud-Transformation. Viele Unternehmen wollen ihre Geschäftsprozesse komplett durchdigitalisieren oder ihre Cloud-Landschaften so anpassen, dass sie wirklich helfen, Kosten zu sparen. Hierfür bräuchten diese Kunden mehr externe Unterstützung.

Besonders hohe Nachfrage erwarten Beratungs- und Systemhäuser bei Themen rund um Big Data Analytics, IT Security, agiles Software Engineering, bei der Cloud-Orchestrierung und beim Aufbau von flexiblen IT-Landschaften mit Hilfe von Microservices und APIs (Application Programming Interfaces, Programmierschnittstellen) sowie bei Anwendungen auf Basis der so genannten Künstlichen Intelligenz (KI). Insgesamt wird sich die Zahl der Softwareprodukte, die IT-Dienstleister ihren Kunden bereitstellen, 2020 deutlich erhöhen, so ein Ergebnis der Analyse.

Bei Software-Development-Projekten setzen immer mehr Kunden auf agile Entwicklungsmethoden wie Scrum oder DevOps.
Bei Software-Development-Projekten setzen immer mehr Kunden auf agile Entwicklungsmethoden wie Scrum oder DevOps.
Foto: Solis Images - shutterstock.com

Mario Zillmann, Partner bei Lünendok und Autor der Studie "Der Markt für IT-Beratung und IT-Service in Deutschland 2019", glaubt, dass der smarten eingebetteten Hardware die Zukunft gehört. Seiner Beobachtung nach wird der Bedarf für die Integration dieser "Embedded Systeme" samt dazugehöriger Software in die bestehende IT-Landschaft (Backend-IT) 2020 massiv zulegen. Und die IT-Dienstleiter bestätigen seine Auffassung: 89 Prozent von ihnen rechnen 2020 mit einer erhöhten Nachfrage ihrer Kunden nach derartigen Implementierungsservices.

Was Kunden wollen

Interessante Erkenntnisse zieht Lünendonk aus den Antworten der befragten CIOs und IT-Leiter. Demnach stieg 2019 die Anzahl der IT-Projekte in den Fachbereichen immens an: Fast alle befragten Anwenderunternehmen (86 Prozent) haben einen Anstieg der IT-Projekte in den "Lines of Business" verzeichnet.

Diese Nachfrage aus IT-fernen Bereichen der Kunden führt aber häufig dazu, dass angestoßene IT-Projekte nicht beendet werden. Dies ist bei 86 Prozent der von Lünendonk befragten Anwenderunternehmen der Fall! Doch warum geben Kunden ihre IT-Projekte auf? Auch dieser Frage gingen die Analysten nach. Dabei räumten 47 Prozent der CIOs und IT-Leiter ein, dass sich der Aufwand während der Projektumsetzung bei ihnen so stark erhöht hat, dass der angepeilte Nutzen nicht mehr erreichbar war und das IT-Projekt beendet werden musste.

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Agile Software-Entwicklung

Bei Software-Development-Projekten setzen immer mehr Kunden auf agile Entwicklungsmethoden. Diese können im Idealfall helfen, die Entwicklungszeiten zu reduzieren und die Qualität sowie die "Customer Experience" (CX, "Kundenerlebnis) in den neu entwickelten Apps zu erhöhen. In vielen Firmen fehlt jedoch - auch aufgrund des Fachkräftemangels - das für den richtigen Umgang mit agilen Methoden wie Scrum oder DevOps erforderliche Know-how.

Deshalb vergeben viele Anwenderunternehmen zahlreiche Aufträge zur agilen Anwendungsentwicklung an erfahrene Beratungs- und Systemhäuser. Laut Zillmann profitieren von dieser gestiegenen Nachfrage vor allem IT-Dienstleister, die in der Lage sind, Softwareentwicklungsaufträge mit Hilfe von internationalen Liefermodellen (Near-/Offshore) umzusetzen. So lässt sich auch der positive Ausblick der Systemintegratoren auf das Jahr 2020 erklären.

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