PC-Geschäft

Sonderkonjunktur durch Microsofts Flugsimulator

31.08.2020
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Microsofts neuer Flight Simulator 2020 könnte die weltweiten PC-Verkäufe anheizen. Die Simulation verlangt leistungsstarke Komponenten – von CPU über RAM bis zur Grafikkarte. Fans müssen dafür tief in die Tasche greifen.
Für die Details der Landschaften im Flight Simulator 2020 lädt das Spiel laufend neue Daten aus dem Netz nach. Microsoft empfiehlt deshalb eine Leitung mit 50 Mbit pro Sekunde.
Für die Details der Landschaften im Flight Simulator 2020 lädt das Spiel laufend neue Daten aus dem Netz nach. Microsoft empfiehlt deshalb eine Leitung mit 50 Mbit pro Sekunde.

Der neue "Flight Simulator 2020", den Microsoft Mitte August herausgebracht hat, könnte die Kassen der PC- und Hardwarehersteller klingeln lassen. Die Analysten von Jon Peddie Research (JPR) gehen davon aus, dass die Anbieter in den kommenden Monaten zusätzliche 2,6 Milliarden Dollar Umsatz machen werden. Das liegt in erster Linie an den hohen Ansprüchen in Sachen Rechenleistung. "Flugsimulatoren stellen unglaublich hohe Anforderungen an die Rechenleistung", sagt JPR-Analyst Ted Pollack. Oft sei noch nicht einmal die erforderliche Hardware am Markt verfügbar, um neue Flugsimulatoren mit maximaler Einstellung und Leistung betreiben zu können. "Dies führt zu einer Situation konstanter Hardware-Nachfrage während des gesamten Lebenszyklus eines solchen Titels, da die Fans ständig auf der Jagd nach der besten Spielerfahrung sind."

"Das leistungshungrigste Spiel seit langem"

Microsoft empfiehlt für seinen neuen Flugsimulator CPUs vom Type AMD Ryzen 7 2700X oder Intels Core i7-9800X, außerdem Highend-Varianten in Sachen Grafikkarte wie eine GeForce RTX 2080 von Nvidia oder eine AMD Radeon VII GPU mit jeweils 8 GB Grafikspeicher sowie 32 GB RAM und eine 150 GB fassende SSD als Festspeicher. Zwar spezifiziert Microsoft auch Low-End- und Mittelklassekonfigurationen, die mit weniger leistungsstarken Komponenten auskommen. Erste Tests des Simulators haben jedoch gezeigt, dass Microsoft an dieser Stelle keineswegs tief stapelt. Wer Kompromisse in Sachen Rechenleistung eingeht, muss mit einem unruhigen Flug rechnen.

Das dürfte für echte Fans kaum akzeptabel sein. Flugsimulatoren bilden im Spielesektor ein eigenständiges Genre, so die JPR-Analysten. Manche Gamer spielen ausschließlich Flugsimulatoren. Sie seien daher auch eher bereit, Geld für ihr Hobby auszugeben als andere Nutzer. Die Analysten glauben, dass etliche PC-Spieler in den kommenden Monaten neue CPUs, GPUs und Monitore kaufen oder gleich ihren alten PC ausmustern und sich einen neuen Rechen-Boliden anschaffen werden. Dazu kommt das Zubehör: JPR erwartet starke Verkäufe bei Flightsticks, Schubreglern, Seitenruderpedalen und Simulationssitzen.

Die zu erwartende Sonderkonjunktur basiert auf knapp 2,3 Millionen Exemplaren des Flugsimulators, die Microsoft JPR zufolge verkaufen könnte. Wenn jeder Gamer anschließend durchschnittlich 1.100 Dollar für zusätzliche Hardware für den Betrieb des Flugsimulators ausgeben würde, käme man auf die JPR-Schätzung von 2,6 Milliarden Dollar. "Der Flight Sim frisst einfach die gesamte CPU- und GPU-Verarbeitung, die man ihm bietet", erklärte Kelt Reeves, Eigentümer von Falcon Northwest, ein Hersteller von Gaming-PCs. Es ist das leistungshungrigste Spiel seit langem. Aber die Investitionen in Hardware seien es wert, sagt der ehemalige Pilot. Der Realismus in jedem Detail sei einfach unglaublich. "Ich vermute, dass wir in den kommenden Jahren PCs bauen werden, die bei diesem Titel der Leistung hinterherjagen."