Schwieriges Jubiläum

12 Jahre iPhone: Wir gratulieren!

09.01.2019
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.

2017: Die neue Dekade

iPhone 8 (Plus), 2017
iPhone 8 (Plus), 2017
Foto: Apple

Das iPhone ausgereizt? Von wegen, erklärt Marketingchef Phil Schiller zum Zehnjährigen. Im Herbst des Jubiläumsjahres zeigt Apple dann, wie die nächste Dekade des iPhones aussehen soll. Vor allem diversifiziert der Konzern weiter: Als Nachfolger des iPhone 7 (Plus) kommen keine 7s-Modelle, sondern gleich 8er. Nur aus der Ferne sehen die aus wie die Generationen zuvor. Bei näherem Hinsehen entdeckt man aber die neue Glasrückseite, die drahtloses Laden nach dem Qi-Standard ermöglicht.

iPhone X, 2017
iPhone X, 2017
Foto: Apple

Die bedeutende Änderung bringt aber das Jubiläumsmodell iPhone X: Der OLED-Bildschirm erstreckt sich über fast die komplette Vorderseite, ein Home-Button fehlt. Damit auch die TouchID, aber mit der Gesichtserkennung FaceID hat Apple einen noch sicheren Nachfolger im Gepäck. Die Preise steigen nun massiv: Die beiden Varianten des iPhone X kosten in Deutschland 1.149 und 1.319 Euro. Die Leute kaufen das neue Gerät aber wie verrückt, entgegen der Befürchtung von Skeptikern erweist sich das iPhone X als das bestverkaufte Smartphone, nicht nur von Apple. Der Umsatz steigt massiv, bei annähernd gleich bleibenden Stückzahlen.

2018: Krise? Welche Krise?

iPhone XS (Max), 2018
iPhone XS (Max), 2018
Foto: Apple

Gewissermaßen wird Apple aber zum Opfer seines eigenen Erfolgs. Denn das iPhone X ist schon so gut und nach wie vor wertvoll, dass kaum jemand auf das iPhone XS umsteigt - allenfalls Nutzer älterer Geräte, die mit dem X-Nachfolger ein noch besseres Smartphone bekommen. Wenn es auch noch größer sein darf, bitte: Das iPhone XS Max vergrößert den Bildschirm auf 6,5 Zoll, ist in seinen äußeren Maßen aber nicht größer als die Plus-Modelle der Vorjahre. Der Preis wird aber immer stolzer, mit 512 MB Speicher kostet das XS Max 1.649 Euro. Ein Telefon! Nein, eben bei weitem nicht nur ein Telefon.

iPhone XR, 2018
iPhone XR, 2018
Foto: Apple

Das iPhone SE entfällt, zumindest vorerst. Als Einstiegsgerät – was bei einem Preis von 849 Euro ein wenig seltsam klingt – dient nun das iPhone XR. Das Design fast so rahmenlos wie das der XS (Max), nur eben LED statt OLED und auf der Rückseite nur eine Kamera. Dafür in sechs bunten Farben erhältlich: Technik und Design der zweiten iPhone-Dekade für all die, denen mehr als 1000 Euro für ein Telefon ein bisschen viel Geld sind.

2019: Ausblick

Womöglich hat Apple es mit den Preisen übertrieben, die massiven Trade-In-Angebote, die der Konzern schon Ende 2018 aufgelegt hat, sprechen eine eindeutige Sprache, ebenso die Umsatzwarnung, die Apple Anfang Januar ausgeben musste. Auch 2019 wird Apple das iPhone nicht völlig neu erfinden können, eine weitere Kamera auf der Rückseite und womöglich USB-C statt Lightning könnten aber die Leitlinien sein. Und dass die Prozessoren noch besser und schneller werden, ist fast schon sicher. Womöglich wird Apple aber auf den Verkaufsrückgang auch noch anderweitig reagieren müssen, etwa mit Preissenkungen oder mit einem neuen, kleineren 4,x-Zoll-Gerät oder mit einer Verlängerung des Produktzyklus. Oder gar mit all diesen Maßnahmen und noch ein paar mehr. Das iPhone mag ausgereift sein, zu Ende erzählt ist seine Geschichte aber noch lange nicht.
(Macwelt)