Schwieriges Jubiläum

12 Jahre iPhone: Wir gratulieren!

09.01.2019
Von 
Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.

2008: Das iPhone bekommt 3G und GPS

iPhone 3G, 2008
iPhone 3G, 2008
Foto: Apple

Im Sommer 2008 öffnete Apple sein Erfolgsmodell nicht nur für Entwickler, sondern rüstete das Telefon auch mit unerlässlicher Hardware nach. So trug die zweite Generation iPhone 3G die eine wichtige Innovation schon im Namen, die andere war der GPS-Chip, der die Ortungsdienste nun wirklich zuverlässig machte. Bisher musste man sich an den Standorten öffentlich bekannter WLANs orientieren. Apple und seine Nutzer hatten die Erfahrung gemacht, dass der Akku abends immer noch voll genug war und man den ein oder anderen Verbraucher mehr einbauen könnte. Zumal die Chips insgesamt von Jahr zu Jahr effektiver wurden.

2009: Tik-Tok

iPhone 3GS, 2009
iPhone 3GS, 2009
Foto: Apple

War das iPhone 3G womöglich das erste richtig ausgereifte iPhone, setzte Apple fortan auf einen Zweijahresrhythmus bei der Entwicklung. Denn die Ausgabe von 2009, das iPhone 3GS, war äußerlich gegenüber dem 3G unverändert, hatte es aber in sich. Ein schnellerer Prozessor (daher das "S" für "speed"), eine bessere Kamera, die nun auch Videos mit akzeptablen Frameraten aufnehmen konnte und drei Gyroskope, die die Lage des iPhone im Raum wesentlich besser messen - nicht unwichtig für Spiele. Im Jahresrhythmus verbesserte Apple zudem noch das Betriebssystem, das ab 2009 tatsächlich sich auf Copy-and-paste verstand.

2010: iPad und neue Form

iPhone 4, 2010
iPhone 4, 2010
Foto: Apple

Am 27. Januar 2010 präsentierte Apple schließlich das Gerät, das in der Entwicklung angeblich zuerst da war: Der Tablet-Computer iPad. Frühere Versuche, den tragbaren Computer auf Berührungen reagieren zu lassen, waren vor allem an der Software gescheitert, erst Apples radikaler Ansatz, der auf Hilfsgeräte wie Eingabestifte verzichten ließ, brachte den Durchbruch. Das iPhone war mittlerweile zum massiv kopierten Millionenseller geworden, das iPad legte zwar einen noch besseren Start hin, kam dann aber schenll an den Sättigungspunkt - Laptops bleiben weiter vital und lassen sich nicht so leicht verdrängen, wie sich Apple das vorstellen mag. Für das iPhone des Jahrgangs 2010 hatte sich Apple etwas besonderes ausgedacht: Der Rücken ist wie die Vorderseite aus Glas, zusammen gehalten werden die Bauteile mit einem Stahlband, das auch als Antenne fungiert. Wenn man das aber falsch anfasst, bricht die Verbindung ab... Auch ein anderes Designproblem hat Apple sich mit dem iPhone 4 eingefangen: Eine weiße Rückseite will den Ingenieuren lange nicht zur Zufriedenheit von Steve Jobs gelingen, das weiße iPhone 4 kommt mit einen dreiviertel Jahr Verspätung. In der Zwischenzeit war das 4er aber auch in einer Variante für den konkurrierenden 3G-Standard CDMA erschienen, was der Verbreitung des Telefons mehr als dienlich war. Die Software, die so auch auf dem iPad läuft, heißt nun iOS 4.

2011: Das iPhone lernt sprechen

iPhone 4S, 2011
iPhone 4S, 2011
Foto: Apple

Wenige Monate vor seinem Tod in Oktober konnte Steve Jobs auf der Entwicklermesse WWDC noch die neue Softwarestrategie präsentieren. Der "digital hub" war endgültig Geschichte, iCloud sollte die Klammer für Daten auf Geräten unterschiedlichster Bauart sein. So lässt sich seit iOS 5 auch das iPhone ohne Verbindung zu iTunes einrichten und betreiben, Mac und PC werden nur zu anderen Zugangsgeräten für die eigenen Daten. Das "S" in der Generation von 2011 steht nicht nur für "Speed", sondern auch für Siri: Das iPhone lernt sprechen und zuhören. Äußerlich bleibt es wieder unverändert, die schon mit dem CDMA-Modell des Vorgängers umgesetzten Änderungen an der Antenne mal ausgenommen.

2012: Vier Zoll müssen sein

iPhone 5, 2012
iPhone 5, 2012
Foto: Apple

Vor der Smartphone-Revolution waren Handys immer kleiner und kompakter geworden, wer sich zum Beispiel an das Nokia 8210 erinnert, der weiß noch, wie klein die Tasten wurden. Auf dem Bildschirm musste man ja kaum etwas sehen. Jetzt wird die Anzeige aber immer wichtiger, die Bildschirmgrößen steigen. Mit ihnen aber auch der Energieverbrauch, aber immerhin kann man in größere Smartphones auch größere Akkus einbauen. Apples immer umfangreicher werdende Konkurrenz hat das Größenwachstum angestoßen, Cupertino zieht nach. Zunächst mit einer kleinen Änderung: Das iPhone 5 wird etwas länger, die Bildschirmdiagonale wächst von 3,5 auf 4 Zoll.

2013: Fingerabdruck und Apple Pay

iPhone 5S, 2013
iPhone 5S, 2013
Foto: Apple

Wieder ein ungerades Jahr, wieder bekommt der bewährte Formfaktor neue Technik spendiert. Wie üblich ist die Kamera im Fokus der Entwicklung, doch bekommt das iPhone 5S mit dem Fingerabdruckscanner und der Touch ID eine neue Sicherheitsfunktion. Mit Auflegen eines zuvor registrierten Fingers ist das Telefon schnell entsperrt, es gibt keine Ausrede mehr für den Verzicht auf eine PIN. Die Daten kommen in einen eigenen Prozessorbereich, der Secure Enclave, in der iCloud wird nichts gespeichert. Als nützlich erweist sich die neue Methode zur Authentifizierung auch für das drahtlose Bezahlen. Apple Pay hat es seit 2013 zwar auch außerhalb der USA in alle Welt geschafft, bis dato aber noch nicht nach Deutschland. Das passierte dann erst Ende 2018.

iPhone 5C, 2013
iPhone 5C, 2013
Foto: Apple

Für Einsteiger konzipiert Apple das iPhone 5C, das nichts weiter ist als alte Technik im neuen Plastikgehäuse. Genaue Verkaufszahlen nennt Apple nicht, da aber das Experiment mit dem Plastikbomber zum etwas günstigeren Preis keine Fortsetzung fand, darf man davon ausgehen, dass das iPhone 5C kein großer Erfolg war.

2014: Größe zählt doch

iPhone 6 und 6 Plus, 2014
iPhone 6 und 6 Plus, 2014
Foto: Apple

Der Trend zu größeren Smartphones hält an, vor allem in Asien verkaufen sich die Geräte besser, je größer der Bildschirm ist. Apple kann sich dem nicht entziehen und bringt mit dem iPhone 6 die nächste Vergrößerung auf 4,7 Zoll. Damit aber nicht genug, das iPhone 6 Plus mit seinem 5,5-Zoll-Bildschirm genügt vielen Leuten offenbar schon völlig, um auf iPad (Mini) und/oder Notebook zu verzichten. Zumindest lassen die Verkaufszahlen von iPad einerseits (rückläufig) und iPhone andererseits darauf schließen: Mit der 6er-Generation erreicht Apple den vorläufigen Höhepunkt.

2015: Nicht viel Neues in der S-Klasse

iPhone 6S und 6S Plus, 2015
iPhone 6S und 6S Plus, 2015
Foto: Apple

Das iPhone 6S (Plus) sehe zwar genau so aus wie das Modell von 2014, aber eigentlich ändere sich ja alles, wird Apple nicht müde zu betonen. Vor allem bei der Kamera erzielt der Hersteller weitere Fortschritte, das 7000er-Aluminium ist bei annähernd gleichem Gewicht noch viel stabiler als vorher. Dennoch gehen die Verkaufszahlen nach einem letzten leichten Anstieg im Weihnachtsgeschäft erstmals zurück, die S-Klasse kann zu wenige Neukunden und Wechsler überzeugen. Diese warten lieber auf das iPhone 7

2016: Der neue Rhythmus

iPhone 7 mit AirPods, 2016
iPhone 7 mit AirPods, 2016
Foto: Apple

Und das ist für viele Kommentatoren auf den ersten Blick eine Enttäuschung. Es sieht nämlich fast genau so aus wie die beiden Vorgängermodelle, am ehesten erkennt man es noch an der fehlenden Kopfhörerbuchse. Doch die Technik hat es in sich, erneut verbessert Apple die Kamera enorm, der zusätzliche Farbumfang schlägt sich auch in einem neuen Display nieder. Das Plus-Modell kommt mit Dualkamera und somit erstmals mit einem optischen Zoom, wenn auch nur zweifach.

iPhone SE, Frühjahr 2016
iPhone SE, Frühjahr 2016
Foto: Apple

Aus dem mutmaßlichen Fiasko mit dem iPhone 5C hat Apple gelernt, das im Frühjahr 2016 vorgestellte iPhone SE hat zwar ein Vierzollgehäuse von gestern, aber die Technik von heute eingebaut. Ende Januar veröffentlichte Apple die Zahlen für das erste Quartal 2016/17 und zeigte damit, dass der Abwärtstrend bei den Verkäufen gestoppt ist. Das Umsatzwachstum kommt aber schon jetzt von gestiegenen Preisen. Die iPhones haben aber auch immer mehr zu bieten, muss man konstatieren.