Accenture rät zu Umstieg auf Windows

Stadt München soll LiMux abschaffen

11.11.2016
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Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
Das wird Microsoft freuen, das seine Deutschlandzentrale gerade erst nach München verlegt hat: In einem 450 Seiten starken Gutachten empfiehlt das Beratungshaus Accenture der Münchner Stadtverwaltung die schrittweise Abkehr vom offenen Betriebssystem LiMux.

In der Kritik steht das Projekt "LiMux - Die IT-Evolution" schon lange, der mit dem System selbst unzufriedene Münchner Oberbürgermeister Dieter Reiter hatte deshalb Accenture mit dem Gutachten beauftragt. Das auf Linux Ubuntu basierende Betriebssystem hatte vor rund zehn Jahren die Windows-NT-4-Installationen auf rund 15.000 Behördenrechnern der Münchner Stadtverwaltung abgelöst. Auch wenn die Einsparung gegenüber den vorgehenden Windows-Installationen beträchtlich gewesen sein sollen - die Probleme gerade in der Usability ließen sich nie vollständig beseitigen.

Accenture empfiehlt in seinem Gutachten, das der Stadtrat in dieser Woche debattierte, "Altlasten in der Infrastruktur zu beseitigen sowie einen leistungsfähigen Windows-Client und die dazugehörigen Basisdienste einzuführen." Accenture empfiehlt, die Stadt München solle die "im Markt verbreitete MS Office Suite als Standard" nutzen. Ein zumindest anfangs nötiger Doppelbetrieb von Open-Source- und neuen Windows-Clients soll nach Berechnungen von Accenture rund 18,9 Millionen Euro kosten. Die Berater empfehlen "punktuelle Verbesserungen beim LiMux-Client" und einen "vollständigen Neuaufbau beim Windows-Client", mit dem derzeit noch rund 4200 Rechner ausgestattet sind.

Ist das Gutachten objektiv?

Insgesamt machen die Berater in ihrem Gutachten, das bislang nicht öffentlich ist, sehr deutlich, dass das offene Betriebssystem LiMux keine Zukunft habe. Accenture unterstreicht damit als externe Instanz noch einmal das, was viele städtische Referate bereits lange fordern. Ganz zufrieden sind diese mit dem Gutachten dennoch nicht: Die Stadtkämmerei beispielsweise möchte nun eine schnelle Prüfung, ob eine zweigleisige Betriebssystems-Strategie aus LiMux und Windows mittelfristig leistbar und sinnvoll ist - sie tendiert anders als die Berater zu einer schnellen Komplettablösung von LiMux durch Windows.

Kritik am Accenture-Gutachten kommt auch von der Free Software Foundation Europe. Deren Präsident Matthias Kirschner stellt gegenüber "TechRepublic" die Objektivität der Berater in Frage. Er vermutet, dass es Accentures Auftrag gewesen sei, ausschließlich Gründe gegen LiMux und pro Windows zu finden. Als Grund dafür führt Kirschner an, dass Accenture gemeinsam mit Microsoft das Joint Venture Avanade betreibe und deshalb Geschäftsbeziehungen zwischen beiden Unternehmen bestünden.