Experten-Rat

So gelingt der Einstieg in die ITK-Branche

19.01.2015
Von 
Wolfram Groß ist seit 1990 Mitarbeiter der VDI/VDE Innovation + Technik GmbH in Berlin und seit 1997 Projektleiter des Gründerwettbewerbs des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi). Seine Schwerpunkte liegen in den Bereichen IKT sowie Gründungs- und Innovationsberatung. Seitdem wurde er zunehmend mit der Beratung und Begleitung von technologieorientierten Gründerteams beauftragt und leitet nun auch den 2016 aufgelegten "Gründerwettbewerb-Digitale Innovation."
Der boomende IKT-Markt lockt Unternehmensgründer an. Auf dem Weg in die Selbstständigkeit sollten sie sich aber trotzdem nicht nur auf sich selbst verlassen.
Wer in der Gründungsphase gut beraten wird, hat im ITK-Bereich die Nase vorn.
Wer in der Gründungsphase gut beraten wird, hat im ITK-Bereich die Nase vorn.
Foto: everythingpossible - Fotolia.com

Für den Erfolg deutscher Unternehmen aus den Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) scheint aktuell kein Ende in Sicht. Der Markt lebt von den innovativen Ideen zahlreicher Start-ups, die in Deutschland gute Rahmenbedingungen für die Unternehmensgründung vorfinden. Eine geniale Erfindung allein reicht jedoch nicht aus. Benötigt wird auch ein überzeugendes Geschäftsmodell, um in der schnelllebigen IKT-Branche zu überleben. Gründer und junge Unternehmer brauchen daher die Erfahrungswerte und das Know-how von Experten, die ihnen beratend zur Seite stehen, wenn sie langfristig auf der IKT-Erfolgswelle reiten möchten.

Den Zahlen einer aktuellen Konjunkturumfrage des Branchenverbands BITKOM zufolge blickt die Hightech-Branche auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. Über 80 Prozent der befragten Unternehmen aus Informationstechnik, Telekommunikation und Unterhaltungselektronik rechnen mit steigenden Umsätzen für die kommenden sechs Monate. Aber auch für technologieorientierte Unternehmensgründungen ist das Marktumfeld zurzeit vielversprechend. Die jungen IKT-Unternehmen blicken mit positiven Erwartungen auf die kommenden zwölf Monate. Dieser positive Trend macht sich nicht zuletzt in den Beschäftigungszahlen der Branche bemerkbar: Mehr als zwei Drittel der IKT-Unternehmen, auch die Start-ups, planen, neue Mitarbeiter einzustellen.

Deutschland überholt die Konkurrenz

Als Technologiestandort hat sich Deutschland mittlerweile im internationalen Wettbewerb etabliert: So setzte sich München vor London und Paris an die Spitze der erfolgreichsten europäischen IKT-Cluster. Ganze zwölf deutsche IKT-Standorte haben es in die Top 34 Europas geschafft - das sind mehr als in jedem anderen europäischen Land. In den Bereichen Forschungs- und Entwicklungsarbeit, Innovationskraft und Geschäftserfolg setzen deutsche IKT-Unternehmen der Konkurrenz Maßstäbe.

Eine Marktsättigung scheint im IKT-Bereich nicht erreicht zu sein und die Aussichten neu gegründeter technologieorientierter Unternehmen sind nach wie vor gut. Berlin gilt als der deutsche Gründerstandort schlechthin: Zwischen 2011 und 2013 stieg die dortige Gründungsquote, auch durch zahlreiche Nebenerwerbsgründungen weiter an; eine Möglichkeit, den Weg in die Selbständigkeit abzusichern. Auch das Geld fließt in die Hauptstadt: Mit über 136 Millionen Euro ging mehr als die Hälfte des 2013 in Deutschland ausgezahlten Venture Capital an Start-ups in Berlin.

Beratene Gründer sind im Vorteil

Rosige Zeiten für die IKT-Branche - und dennoch will die eigene Unternehmensgründung auch in diesem Bereich wohlüberlegt sein. Ohne ausreichende Kenntnisse des Zielmarktes oder der aktuellen Rechtslage ist es schwierig, auf eigene Faust ein lukratives und umsetzbares Geschäftsmodell zu entwickeln. Oft macht zudem die Begeisterung für das eigene Produkt blind für Risiken. Deshalb ist für Gründungsinteressierte ein möglichst umfassender Austausch mit Branchen-Experten, aber auch Coaches aus Bereichen wie Betriebswirtschaft (Marketing, Vertrieb, Unternehmensaufbau) oder Recht ein zentraler Erfolgsfaktor.

Ein starkes, interdisziplinäres Netzwerk ist Basis für den Geschäftserfolg.
Ein starkes, interdisziplinäres Netzwerk ist Basis für den Geschäftserfolg.
Foto: F. Pfluegl - Fotolia

Für die Hilfe von außen gilt der Grundsatz "Je früher, desto besser". Gründungsinteressierte, die sich bereits zu einer ersten Geschäftsidee beraten lassen, können die Eckpfeiler ihres Konzepts noch ohne hohen Zeit- und Kostenaufwand ändern und anpassen. Steht ein Produkt dagegen schon kurz vor der Marktreife, wäre beispielsweise die monatelange Entwicklungsarbeit hinfällig, sollte sich herausstellen, dass die angepeilte Marktlücke bereits besetzt ist oder das Produkt die Kundenwünsche nicht im erwarteten Umfang erfüllen kann.

Expertenhilfe bei Gründerwettbewerben

Über die Teilnahme an Gründerwettbewerben haben Gründungsinteressierte einfachen Zugang zu einem interdisziplinären Expertenpool. Die Bewerbung ist oft eine wesentlich geringere Hürde als gedacht. Beim "Gründerwettbewerb - IKT Innovativ" des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) reicht beispielsweise schon eine Ideenskizze aus, in der Produkt und Geschäftsmodell vorgestellt werden. Alle Gründerinnen und Gründer erhalten im Rahmen des Wettbewerbs - unabhängig davon, ob ihr Konzept einen Preis erhält - eine detaillierte Bewertung ihrer Idee in einer Stärken-Schwächen-Chancen-Risiko-Analyse (SWOT). Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft analysieren die Erfolgsaussichten eines jeden Geschäftsmodells. Ein neuer Rekord von 541 eingereichten Ideenskizzen in den Wettbewerbsrunden 2014 spricht für das ungebrochene Interesse an dieser Art der Gründungsunterstützung.

Ehemalige Wettbewerbsteilnehmer auf Erfolgskurs

Mit den praxisnahen Anregungen aus dem Wettbewerb ist der anschließende Weg in die Selbstständigkeit nicht mehr weit. Von den Teilnehmern des "Gründerwettbewerb - IKT Innovativ" im Jahr 2013 haben inzwischen schon 45 Prozent ihr eigenes Unternehmen gegründet, für weitere 34 Prozent steht die Gründung kurz bevor. Die 2013 durchgeführte Halbzeitevaluation des Gründerwettbewerbs belegte darüber hinaus nachhaltige positive Effekte auf die Jungunternehmer. Im dritten Jahr nach der Wettbewerbsteilnahme existieren noch 97 Prozent der jungen Unternehmen; sie erwarten steigende Umsätze und Beschäftigtenzahlen.

Neben der Teilnahme an Gründerwettbewerben ist es ratsam, sich direkt an IT-Cluster und Gründungszentren zu wenden. Zusätzlich zur angebotenen Beratung können Gründerinnen und Gründer dort Kontakte in die Branche knüpfen und dabei mögliche Geschäftspartner, aber auch die Wettbewerber kennenlernen. Letztendlich entscheidet der Markt über den Erfolg eines jeden Produkts. Auch wenn die IKT-Branche boomt, die Erfolgsaussichten also gut sind, kann es nicht schaden, dem Kunden bestmöglich vorbereitet entgegenzutreten. (bw)