Mitel hat bekannt gegeben, die bereits Ende Januar 2023 angekündigte Übernahme von Unify abgeschlossen zu haben. Unify umfasst die Geschäftsbereiche Unified Communications and Collaboration (UCC) sowie Communication and Collaboration Services (CCS) der Atos-Gruppe. Die Sparte erwirtschaftete laut Atos-Angaben vom Anfang dieses Jahres zuletzt rund 550 Millionen Euro im Jahr und beschäftigte etwa 3000 Menschen weltweit. Die finanziellen Hintergründe der offenbar Ende September 2023 finalisierten Transaktion wurden nicht bekanntgegeben.
Damit geht die Zerstückelung Atos weiter. Erst Anfang August dieses Jahres hatte der französische Dienstleister seine bereits 2022 angekündigte Aufspaltung konkretisiert. Das klassische Geschäft mit Rechenzentren und Hosting, Digital Workplace sowie das Outsourcing von Geschäftsprozessen soll an die vom tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky kontrollierten EP Equity Investment (EPEI) verkauft werden. Der Investor übernimmt auch den Firmennamen Atos.
Atos will Aufspaltung bis Ende 2023 abschließen
Die Aktivitäten rund um digitale Transformation, intelligente digitale Plattformen, Cloud-Technologie, Cybersicherheit, High-Performance Computing sollen in einem neuen Unternehmen namens Eviden gebündelt werden. Die geplante Aufspaltung von Atos erinnert an IBM, das sein klassisches Geschäft mit Managed Infrastructure Services im November 2021 in ein neues Unternehmen, Kyndryl, ausgegliedert hatte, um ein schnelleres und profitableres Unternehmen zu werden, das sich auf moderne Technologien konzentriert. Bis Ende 2023 will Atos seine Aufspaltung endgültig abgeschlossen haben.
IT-Dienstleister Atos konkretisiert Aufspaltung
Doch schon zuvor lösen sich erste Teile aus dem IT-Dienstleister. Mit der Übernahme des Wettbewerbers Unify stützt Mitel sein Standbein in der Region Europa, dem mittleren Osten und Afrika (EMEA). Der kanadische Anbieter von Unternehmenskommunikation baut außerdem seine Position im Bereich der klassischen Digital Enhanced Cordless Telecommunications-Geräte (DECT) aus.
Zusammen mit Unify verfüge man nun über einen gemeinsamen Kundenstamm mit mehr als 75 Millionen Usern in über 100 Ländern, hieß es in einer offiziellen Mitteilung. Laut einer Atos-Mitteilung vom 24. Januar dieses Jahres kommen davon offenbar 40 Millionen von Unify. Die Mitel-Verantwortlichen verwiesen außerdem auf Partnerschaften mit mehr als 5.500 Resellern, Service Providern, Technologie- und strategischen Allianzpartnern.
Das neue Management muss sich noch sortieren
Tarun Loomba, Präsident und CEO von Mitel, soll künftig als Präsident und Chief Executive Officer des zusammengeführten Unternehmens fungieren. Ihm zur Seite steht Marcus Hänsel, Chief Executive Officer von Unify, der als Chief Sales Officer die Vertriebs- und Servicefunktionen von Mitel weltweit leiten soll. Das übrige Management muss sich wohl erst noch sortieren. Mitglieder des Führungsteams von Mitel würden ihre jeweiligen Funktionen weiter ausüben, hieß es. Darüber hinaus sollen auch Unify-Führungskräfte ihr Fachwissen im künftigen Unternehmen mit einbringen. Zusammen verfügt Mitel/Unify über mehr als 5.000 Mitarbeitende weltweit.
"Dies ist ein großer Meilenstein für Mitel und Unify", kommentierte Mitel-Chef Loomba den Deal. Unify bringe eine starke geografische Präsenz, ein reichhaltiges Portfolio, tiefgreifende Unternehmenskompetenz und ein talentiertes Team mit. Mit der Akquisition erweitert Mitel sein Portfolio eigenen Angaben zufolge um Voice-Plattformen, Collaboration- und Contact-Center-Produkte und um Endgeräte von Unify sowie um das damit verbundene geistige Eigentum.
Die Mitel-Verantwortlichen hoben außerdem Unifys Stärken im Enterprise-Bereich hervor, verbunden mit einem starken Managed Services-Geschäft sowie der Erfahrung in der Unterstützung von großen Unternehmenskunden bei der digitalen Transformation von deren Kommunikationsumgebungen. Dies ergänze Mitels Fokus auf mittelgroße Unternehmenskunden.
Mitel-Unify-Strategie soll bis Anfang 2024 stehen
In den kommenden Monaten wird es für das vereinigte Unternehmen darum gehen, den operativen Betrieb zusammenzuführen und eine Strategie auszuarbeiten. Anwender könnten derweil weiterhin wie gewohnt auf ihre bisherigen Lösungen und Dienste von Mitel und Unify zurückgreifen. Man werde sicherstellen, dass die Kunden über alle zukünftigen Produkt- oder Servicepläne sowie über Upgrade-Möglichkeiten und neue Funktionen informiert werden, hieß es.
Auch den Resellern und strategischen Technologiepartner versprechen die Verantwortlichen einen reibungslosen Übergang. Im laufenden Jahr seien nur wenige beziehungsweise gar keine Änderungen zu erwarten. Im weiteren Verlauf der Integration hätten einheitliche Partnerprogramme allerdings höchste Priorität.
Welche Veränderungen im Produktportfolio beziehungsweise dem Marktauftritt im Einzelnen anstehen, ist bis dato noch nicht abzusehen. Das Unternehmen arbeite bereits aktiv an der Zusammenführung von Go-to-Market-Prozessen, Portfolio-Roadmaps und Organisationsstrukturen, hieß es. Voraussichtlich Anfang 2024 will Mitel seine Vision eines integrierten Portfolios und Partnerprogramms vorstellen.