Kampagnen, die viral gingen

Erfolgsbeispiele für Social Media Marketing

05.05.2016
Von  und


Simon Hülsbömer betreut als Senior Research Manager Studienprojekte in der Marktforschung von CIO, CSO und COMPUTERWOCHE. Zuvor entwickelte er Executive-Weiterbildungen und war rund zehn Jahre lang als (leitender) Redakteur tätig. Hier zeichnete er u.a. für die Themen IT-Sicherheit und Datenschutz verantwortlich.
James A. Martin ist Autor des Blogs "Living the Tech Life" unserer US-Schwesterpublikation CIO.com.
Für den nächsten Schnäppchenfreitag plant Ihr Unternehmen eine besondere PR-Aktion? Dann haben wir einen Tipp: Statt eines 24-Stunden-Sonderrabatts auf alle Waren sollten Sie allen Kunden fünf Dollar abknöpfen - für nichts.

Dieses "nichts" ließ sich beim Anbieter des Partyspiels "Cards Against Humanity" am Schnäppchenfreitag 2015 als exklusives Ein-Tages-Produkt erwerben - und unzählige Kunden zahlten die fünf Dollar ohne Gegenleistung tatsächlich. Auch weil die Aktion so ungewöhnlich war, erhielt sie eine große Aufmerksamkeit im Social Web und wurde zu einem durchschlagenden Marketing-Erfolg.

Dieses und weitere Beispiele für erfolgreiche Social-Media-Marketing-Kampagnen haben wir im Folgenden zusammengestellt:

Pizza kommt per #EasyOrder

Einfach online Pizza bestellen - Domino’s will es möglich machen. Seit Mai 2015 können Kunden die Lieferung ihrer Lieblingspizza auch per Twitter veranlassen - dazu posten sie ein "Pizza-Emoji" an @Dominos oder nutzen den Hashtag #EasyOrder. Das Tweet-basierte Bestellsystem sorgte in US-Medien wie USA Today, Forbes und Good Morning America bereits für große Aufmerksamkeit und erhielt einen "Titanium Grand Prix Award" in Cannes. Dass diese Kreativität auch bei den Kunden ankommt, zeigt die Tatsache, dass mittlerweile mehr als die Hälfte aller Bestellungen Domino’s auf digitalem Weg erreicht.

"Blinde Vorbestellung" bei Taco Bell

Die amerikanische Fast-Food-Kette Taco Bell startete im vergangenen Februar die "blinde Vorbestellaktion" eines neuen Produkts. Um was es sich handelte, blieb geheim - sicher war nur, dass es sich online vorbestellen ließ und dann am 6. Februar zwischen 14 und 16 Uhr im lokalen Restaurant abgeholt werden konnte. Die Marketing-Aktion lief über Twitter, Snapchat und TV-Werbung in den Tagen vor dem Super Bowl, der am 7. Februar stattfand und in dessen Rahmen dann auch das neue Produkt namens "Quesalupa" enthüllt wurde. Die Taco-Bell-Fans, die die "Katze im Sack" in Scharen vorbestellten, waren begeistert.

Wer aus dem bunten Strauß der Möglichkeiten des Social Web die für sich passenden richtig einsetzt, kann richtig für Aufmerksamkeit sorgen und die Kasse klingeln lassen.
Wer aus dem bunten Strauß der Möglichkeiten des Social Web die für sich passenden richtig einsetzt, kann richtig für Aufmerksamkeit sorgen und die Kasse klingeln lassen.
Foto: Bloomua - shutterstock.com

Edeka-Video #HeimKommen

Die Supermarktkette Edeka veröffentlichte im vergangenen Jahr ein emotionales Werbevideo, das sich um einen alten Mann dreht, der an Weihnachten allein ist, weil ihn seine erwachsenen Kinder nicht besuchen kommen. Der #HeimKommen-Clip, der die Themen Essen, Familie, Weihnachten mit dem Schicksal der Einsamkeit vieler alter Menschen verknüpft, berührte viele Menschen und wurde innerhalb einer Woche bei Youtube 33,5 Millionen Mal angeschaut. Binnen drei Wochen kam das Video auch bei Facebook auf 331.000 Likes, 20 Millionen Views und 579.000 Shares.

Niveas zweite Haut

Auch dieser Weihnachtsclip aus 2015 ging viral: Hautpflegeprodukte-Hersteller Niva stellte sein "Second Skin Project" mit einem Video vor, das sich um eine Mutter und ihren Sohn dreht, die Weihnachten wegen der Entfernung zwischen den Wohnorten in Spanien und Paraguay nicht gemeinsam verbringen können. Mithilfe einer VR-Brille und eines besonderen Stoffes, der sich wie die menschliche Haut anfühlt, gelingt das weihnachtliche Zusammensein dann aber doch noch. Das Nivea-Projekt wird am Ende des Videos zwar als Fake enttarnt - mit der Machart des Clips, auf die Vor- und Nachteile von Technologie hinzuweisen und nicht mit dem Vorschlaghammer etwas zu verkaufen versuchen, konnte der Kosmetikkonzern trotzdem 150.000 Youtube-Aufrufe und jede Menge positive Reaktionen im Social Web erzeugen.

Snapchat-Kampagne zur Oscar-Verleihung

Können Sie einen Aktenkoffer in einen Hollywood-Star verwandeln? Oder - was noch wichtiger ist - sollten Sie Ihr B2B-Marketing-Glück auf Snapchat versuchen? Die Antwort kann nur lauten: Ja, klar - zumindest, wenn sie es genauso gut machen wie die erfolgreiche #BallotBriefcase-Kampagne von PricewaterhouseCoopers (PwC). Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft kümmert sich seit 82 Jahren um die Auszählung der Stimmen für die Academy Awards, im Volksmund auch Oscar-Verleihung genannt. Für die diesjährige Ausgabe hatte sich PwC etwas Neues ausgedacht, um dem trockenen Vorgang des Stimmenauszählens einen modernen Anstrich zu geben. Um ein junges Publikum zu erreichen, startete man eine Snapchat-Story, um die Sichtbarkeit von PwC und seinen berühmten goldenen Umschlägen mit den Oscar-Gewinnern zu erhöhen. Die User konnten den Aktenkoffer mit den Oscar-Gewinnern auf seiner rund fünfwöchige Reise quer durch die USA begleiten. Bei PwC freute man sich immerhin über 1062 Tweets und 406 Instagram-Erwähnungen. Das Unternehmen gewann für seine Snap Story außerdem noch einen Shorty Award in der Kategorie B2B.

Lustige Sprüche frei Haus

Das Start-up Dollar Shave Club macht das, was viele andere auch tun: jeden Monat viele Pakete mit neuen Rasierklingen an seine Abonnenten verschicken. Anders sind hier allerdings der Humor und das Cross-Channel-Marketing: Um seine Social-Web-Präsenzen zu bewerben, setzte es beispielsweise auf den Claim "Unsere Klingen sind so gut, dass du sie einen ganzen Monat lang benutzen kannst". Die dazugehörende #RazorBurn-Kampagne zeigte Bilder von alten, abgenutzten Nassrasierern mit humorvollen Sprüchen wie "Deine Rasierklinge ist so alt, dass sie schon um 16.30 Uhr zu Abend isst".

Das kam an: Die Erwähnungen von Dollar Shave Club im Social Web schnellten um 24 Prozent in die Höhe, die Zahl der Social Follower stieg um sechs Prozent.

Und wie sieht Ihr alter Nassrasierer so aus?
Und wie sieht Ihr alter Nassrasierer so aus?
Foto: CIO.com

Für eine Handvoll Dollar

Der Schnäppchenfreitag wurde einst erfunden, um den Konsumenten mit riesigen Rabattschlachten und unwiderstehlichen Exklusivangeboten das sauer verdiente Weihnachtsgeld direkt wieder abzunehmen. Viele Onlinehändler überbieten sich mittlerweile mit Sonderaktionen - nur der Partyspiel-Anbieter Cards Against Humanity machte da im vergangenen Jahr nicht länger mit. Er nahm seinen Shop einen Tag lang vom Netz und bot den Kunden stattdessen "nichts" für fünf Dollar an. Es gab keinerlei Info, was man mit dem Geld vorhatte. Trotzdem nahm man satte 71.145 Dollar ein - dem riesigen Medienecho sei Dank. Cards Against Humanity verteilte das Geld - im Gegensatz zu seinem Unternehmensnamen - ganz im Sinne der Menschheit gerecht unter den eigenen Mitarbeitern.

Luxus bei Snapchat

Das britische Modelabel Burberry war im April 2016 die erste Luxusmarke, die eine native Snapchat-Werbeanzeige buchte. 24 Stunden lang wurde ein neues Parfum beworben - mit exklusiven Videos, darunter dem Kurzfilm "Mr. Burberry" des Oscar-prämierten Regisseurs Steve McQueen, der binnen eines Monats bei Youtube fast 370.000 Mal aufgerufen wurde.

"Deadpool" - ein durchschlagender Erfolg

Der Kinoverleiher 20th Century Fox warf für die Promotion des Antihelden-Epos "Deadpool" alles in den Ring, was möglich war: E-Mail-Werbung, TV-Spots, Plakate, eigens erstellte Emojis - alles begleitet durch eine Social-Media-Kampagne, die ihresgleichen suchte. Die fast 500.000 Follower des @deadpoolmovie-Twitter-Kanals, der fast ein Jahr (!) vor dem Kinostart mit einem mehr als 55.000 Mal retweeteten Posting gestartet ist, die vielen prominenten Fans der Comicreihe und der im Social Web ebenfalls sehr aktive Hauptdarsteller Ryan Reynolds ließen die Grenzen zwischen PR und purer Fan-Vorfreude verschwimmen.

Verkaufen per Pinterest

Der "127 Corridor Sale" ist als "weltgrößter Garagenflohmarkt" bekannt. Er findet jedes Jahr im August an einem verlängerten Vier-Tage-Wochenende entlang des Highway 127 statt - auf einer Strecke von über 1110 Kilometern vom Norden bis Süden der USA zwischen den Bundesstaaten Michigan und Alabama.

Im vergangenen Jahr schickte de Spraydosen- und Farbenhersteller Krylon "Do-it-yourself-Experten" los, um 127 "wertlose" Produkte entlang der Strecke zu erwerben. Diese sollten anschließend in etwas Schönes verwandelt werden. Nachdem der Corridor Sale vorbei war, bot Krylon die aufgehübschten Waren online via Pinterest Buyable Pins zum Verkauf an - als erster Anbieter überhaupt. Sämtliche Einnahmen aus dieser Aktion - am Ende rund 2000 Dollar - kamen einem wohltätigen Zweck zugute.

Krylon steigerte seine Pinterest-Follower um 4.400 Prozent und erreichte eigenen Schätzungen zufolge eine mediale Aufmerksamkeit, für die es statt der für die PR-Aktion investierten 200.000 Dollar auf herkömmlichen Weg ganze 2,7 Millionen Dollar hätte bezahlen müssen. Zudem gewann man einen Shorty Award.

Krylon bot die im Rahmen des Corridor Sale gekauften Produkte in aufgehübschtem Zustand zum Kauf an.
Krylon bot die im Rahmen des Corridor Sale gekauften Produkte in aufgehübschtem Zustand zum Kauf an.
Foto: CIO.com