Das in Nicht-Banken oder sogenannte Fintechs investierte Kapital soll Studien zufolge bereits 2017 das globale Innovationsbudget der Banken von 48,4 Milliarden US-Dollar übersteigen. Analog zu anderen Branchen wie etwa der Pharmaindustrie, wo Biotechnologiefirmen bereits seit vielen Jahren erfolgreich Innovationen entwickeln, entstehen diese auch in der Bankenindustrie immer stärker außerhalb der angestammten Akteure.
Aber ähnlich wie in der Pharmaindustrie bilden sich auch in der Finanzindustrie derzeit Kooperationsnetzwerke oder sogenannte Ökosysteme zwischen den etablierten Banken und Start-up Unternehmen heraus, welche eine vermehrte Adaption der Lösungen bei Banken andeuten. Dies belegen auch die Daten des "Banking IT-Innovation Award", wonach die eingereichten Lösungen mit Kooperationscharakter allein von 2014 auf 2015 von 44 Prozent auf 60 Prozent zugelegt haben.
Foto: Business Engineering Institute St. Gallen
Systeme mit Potenzial, Banken zu verändern
Das CC Sourcing (Competence Center Sourcing, ein universitätsübergreifendes Forschungsprojekt "Sourcing in der Finanzindustrie") vergab im Oktober zum fünften Mal den "Banking IT-Innovation Award". Im Rahmen des Business Engineering Forums in Zürich würdigte das CC Sourcing mit diesem Preis innovative Lösungen an der Kunde-Bank-Schnittstelle, die einen hohen Kundennutzen aufweisen und das Potenzial haben, die Bankenindustrie nachhaltig zu verändern.
In diesem Jahr lag die Anzahl der Nominierten mit 37 eingereichten Cases auf einem ähnlich hohen Niveau wie in den beiden Vorjahren: 2014 (40 Einreichungen), 2013 (37), 2012 (23) und 2011 (19).
Foto: Business Engineering Institute St. Gallen
Die Jury der Uni Leipzig und Uni St. Gallen
Eine unabhängige Jury der Universitäten Leipzig (Professor Rainer Alt), St. Gallen (Professor Reinhard Jung) sowie des Business Engineering Institute St. Gallen (Thomas Puschmann und Thomas Zerndt) zeichnete in diesem Jahr vier Teilnehmer mit dem "Banking IT-Innovation Award" aus.
Die Sieger des Bankinmg IT-Innovation Award 2015
1. DealMarket: Plattformen für alternative Anlagen
Mit der Lösung "DealMarket" gelingt dem gleichnamigen Unternehmen erstmals der Eintritt in einen bislang noch wenig beachteten Bereich von Plattformen für alternative Anlagenlösungen wie etwa Kunstgegenstände, Oldtimer, etc. Die für innerhalb einer Bank konzipierte Lösung ermöglicht es sowohl Kunden selbst nach Anlagemöglichkeiten anderer Kunden zu suchen (C2C) und darin zu investieren, als auch dem Berater Vorschläge für seine Kunden zu identifizieren (B2C).
2. Das Smart Girokonto der Fidor Bank
Das "Smart Girokonto" der Fidor Bank setzt eindrucksvoll die fachliche und technische Integration eigener und Drittservices in einem einheitlichen Kundenportal sowie einer App um. Mit der Lösung lassen sich so beispielsweise Echtzeittransaktionen auf Bitcoin-Marktplätzen ausführen.
3. Smart Statements von Organize.me
Organize.me präsentiert mit "Smart Statements" eine gelungene Lösung, um unstrukturierte mit strukturierten Daten zu verbinden. Damit können Unternehmen Rechnungsinformationen aus Dokumenten automatisch mit den zugehörigen Transaktionsdaten des Kontos verknüpfen und damit etwa Prozesse im Rechnungswesen verbessern.
4. Traxpay steigert Automatisierungsgrad
"Traxpay" demonstriert mit der gleichnamigen Lösung, wie der Automatisierungsgrad bei Zahlungsprozessen im B2B-Bereich gesteigert werden kann. Gerade bei Unternehmen bereiten Prozesse wie etwa das Stückeln von Zahlungen häufig große Aufwände und lassen sich mit dieser Lösung verbessern.
Unternehmen | Die Lösung | Website |
DealMarket | Lösungen für die Bündelung kundenübergreifender Anlagemöglichkeiten konzentrierten sich bislang primär auf den P2P-Bereich und Standardprodukte wie z.B. ETFs. Eine Lösung innerhalb einer Bank, die Anlagepotenziale auch in andere Produktkategorien wie z.B. Kunstgegenstände ermöglicht, ist ein bislang noch wenig adressierter Bereich. | |
Fidor Bank | Fidor Bank ist mit dem "Smart Girokonto" eine Innovation gelungen, welche die flexible Kombination mit Produkten anderer Anbietern erlaubt. Es ermöglicht ausgehend von der technischen Integration auch die fachliche Verbindung mit Drittanbietern und der Ausführung von Echtzeittransaktionen. | |
Organize.me | Organize.me ist mit „Smart Statements „eine Neuerung gelungen, weil es Informationen und Dokumente mit Transaktionsdaten aus Bankkonten basierend auf einer semantischen Datenanalyse verknüpft. Ein solches System ist bislang im Bankbereich noch nicht bekannt und kann daher als Innovation eingestuft werden. | |
Traxpay | „Traxpay“ ist eine B2B-Lösung, deren primärer Mehrwert in der Automatisierung, Optimierung und Kontrolle von Zahlungsver-kehrsprozessen besteht. Der Neuigkeitsgrad besteht in der Unterstützung des von eProcurement-Lösungen nicht abgedeckten Teils der Abwicklung, Verrechnung und Ausführung von Zahlungen, wobei das System hierfür Prozesse wie etwa das Stückeln etc. ermöglicht. |