Bewertungsportale

Die neue Macht der Mitarbeiter

08.10.2018
Von 
Hans Königes war bis Dezember 2023 Ressortleiter Jobs & Karriere und damit zuständig für alle Themen rund um Arbeitsmarkt, Jobs, Berufe, Gehälter, Personalmanagement, Recruiting sowie Social Media im Berufsleben.
Viele Jobsuchende machen ihre Entscheidungen auch von den Kommentaren in Bewertungsportalen abhängig. Dabei wissen sie durchaus, dass negative Urteile oft von unzufriedenen Ex-Mitarbeitern stammen, so eine aktuelle Studie.
  • Für Unternehmen ist die Präsenz auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen unerlässlich, um neue Mitarbeiter zu locken.
  • Immer mehr Jobsuchende machen sich in Bewertungsportalen über mögliche Arbeitgeber schlau.
  • Negative Aussagen in Bewertungsportalen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden.
In Bewertungsportalen melden sich vor allem unzufriedene Mitarbeiter zu Wort, während zufriedene meist keine Bewertung abgeben.
In Bewertungsportalen melden sich vor allem unzufriedene Mitarbeiter zu Wort, während zufriedene meist keine Bewertung abgeben.
Foto: Monkey Business Images - shutterstock.com

Wer einen neuen Job sucht, schaut heute meistens auch bei kununu oder meinchef.de vorbei, Portale, auf denen Arbeitnehmer ihr Unternehmen bewerten. Doch welche Bedeutung messen die Bewerber insbesondere den negativen Einlassungen bei, die sie dort oft vorfinden? Die Outplacement- und Karriereberatung von Rundstedt hat dies in ihrer repräsentativen Talents-&-Trends-Befragung unter 1000 Teilnehmern ermittelt.

Es zeigt sich, dass Unternehmen negative Aussagen in Bewertungsportalen keineswegs auf die leichte Schulter nehmen sollten. Immerhin 43 Prozent der Befragten ist es wichtig, dass der derzeitige oder zukünftige Arbeitgeber dort positiv bewertet wird. Unter den 18- bis 29-Jährigen bestätigt sogar mehr als die Hälfte (54 Prozent) diese Aussage.

Schlecht beurteilte Unternehmen sind im Nachteil

Fast einem Drittel der Befragten ist oder wäre es peinlich, für ein Unternehmen mit schlechten Arbeitgeberbewertungen zu arbeiten. Gleichzeitig geben aber 66 Prozent an, sich im Klaren zu sein, dass sich vor allem unzufriedene Mitarbeiter zu Wort melden, während zufriedene meist keine Bewertung abgeben. Das Arbeitgeberurteil kann also durch frustrierte (Ex-)Mitarbeiter stark verzerrt werden.

Auf den Portalen finden sich meist Aussagen über den Kollegenzusammenhalt, die Sozialleistungen oder die Haltung zur Gleichberechtigung. Die Bewertung des Arbeitgebers spielt vor allem bei der Mitarbeitergewinnung eine wichtige Rolle. 41 Prozent der Befragten geben an, Bewertungsportale wie kununu oder meinchef.de zurate zu ziehen, bevor sie sich auf eine ausgeschriebene Stelle bewerben. Vor ­allem junge Menschen (52 Prozent) und höher gebildete Talente (46 Prozent) gehen diesen Weg.

Vor einer Initiativbewerbung informieren sich immerhin 29 Prozent in Bewertungsportalen, um erst einmal die positiv bewerteten Unternehmen herauszufiltern. Unter den 18- bis 29-Jährigen selektieren über 40 Prozent auf diesem Weg vor. Jeder Zweite aus dieser jungen Klientel würde auf eine Bewerbung bei einem schlecht bewerteten Unternehmen ganz verzichten.

Unterm Strich ist für das Gros der Befragten aber doch der Eindruck im persönlichen Vorstellungsgespräch wichtiger. Nur 22 Prozent gaben an, die Informationen aus Arbeitgeberportalen ­seien relevanter als das, was im direkten Gespräch herüberkommt. Doch auch hier sind junge Talente deutlich kritischer.

Die Studienergebnisse zeigen: Wer neue Mit­arbeiter locken möchte, für den ist die Präsenz auf Arbeitgeber-Bewertungsportalen unerlässlich. Authentische und positive Mitarbeiterbewertungen wecken das Interesse von Bewerbern. Und nicht nur das: "Sie binden auch die Mitarbeiter an das Unternehmen", sagt Sophia von Rundstedt, CEO bei von Rundstedt.

"Firmen dürfen nicht den Fehler machen, diese Portale als unwichtig einzustufen. Denn der Bewerbermarkt hat eine gewisse Eigendynamik. Gerade für junge Menschen sind der Ruf des Unternehmens und dessen Online-Bewertungen wichtig." Hier gelte also für Arbeitgeber: Anpacken und gute Rahmenbedingungen für authentische Bewertungen schaffen statt wegzusehen.