Breitband: Deutschland bekommt keine Medaillen

27.08.2004
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Gerhard Holzwart begann 1990 als Redakteur der COMPUTERWOCHE und leitete dort ab 1996 das Ressort Unternehmen & Märkte.  Ab 2005 verantwortete er den Bereich Kongresse und Fachveranstaltungen der IDG Business Media GmbH und baute „IDG Events“ mit jährlich rund 80 Konferenzen zu einem der führenden Anbieter von ITK-Fachveranstaltungen in Deutschland aus. Seit 2010 ist Gerhard Holzwart geschäftsführender Gesellschafter der h&g Editors GmbH und ist in dieser Funktion als Event Producer, Direktmarketingspezialist und ITK-Fachredakteur tätig.        

Das Breitbandgeschäft war zwar laut Studie im vergangenen Jahr auch in Deutschland mit einem Plus von über 40 Prozent ein Wachstumsmarkt, der EU-15-Durchschnitt lag aber fast doppelt so hoch. So legten Frankreich und Großbritannien bei der Zahl der Breitbandanschlüsse um mehr als 100 Prozent zu; EU-weit führend war jedoch Italien mit einem Zuwachs von über 180 Prozent.

Als Grund für die vergleichsweise langsame Entwicklung des Breitbandmarktes in Deutschland nennt Diamond Cluster unter anderem den fehlenden Wettbewerb bei den Zugangstechnologien. Alternative Lösungen seien hierzulande unterentwickelt; DSL sei mit einer Verbreitung von mehr als 96 Prozent immer noch die mit Abstand dominierende Technologie. In vielen EU-Ländern, etwa Großbritannien, den Niederlanden und Österreich, konnte jedoch der Breitband-Internet-Zugang auch via TV-Kabel größtenteils flächendeckend realisiert werden. In Deutschland hingegen habe die in Europa "einzigartige Trennung" des Kabelgeschäfts in die so genannte Netzebene drei und vier, also zwischen dem regionalen beziehungsweise örtlichen Transportnetz und der Verkabelung in einzelnen Häusern/Wohnanlagen, bisher Investitionen in die notwendige Rückkanalfähigkeit des Kabelnetzes verhindert.

Darüber hinaus herrschte auch im DSL-Markt bisher nur ein geringer Wettbewerb. Die Deutsche Telekom ist mit rund 90 Prozent Marktanteil nach wie vor der dominierende DSL-Betreiber. Alternative Anbieter mussten bisher entweder eine eigene DSL-Infrastruktur aufbauen (Beispiel Arcor und QSC) oder konnten nur als Reseller für die Telekom tätig werden. Attraktive Vorleistungsprodukte des Ex-Monopolisten, etwa Bitstream-Zugänge, wurden dagegen in Deutschland bisher vom Regulierer nicht eingefordert. Dies habe sich erst mit der im Juli erfolgten Novellierung des Telekommunikationsgesetzes (TKG) geändert, betonen die Autoren der Studie. Dadurch biete sich jetzt "definitiv die Chance für mehr Wettbewerb beim DSL-Endkundenzugang", heißt es. Gleichzeitig dürften sich aber die Parameter ändern. Alle Anbieter werden über kurz oder lang unter einem verstärkten Preisdruck stehen. Mit der steigenden Akzeptanz von Breitbandanwendungen werde sich der Markt immer mehr

vom Angebots- zum Nachfragemarkt entwickeln.